Bargteheide: Grüne wollen Pflicht zur Nutzung von Regenwasser

Am 16. August des vergangenen Jahres kam in Teilen Bargteheides plötzlich kein Wasser mehr aus der Leitung. Grund war eine Notabschaltung, weil zu viele Nutzer auf einmal Wasser entnahmen und aufgrund der Trockenheit nicht genug Wasser zur Verfügung stand. Erst nach einigen Stunden lief das Wasser wieder normal. Für die Bargteheider Grünen ist das ein Warnsignal: Sie wollen beantragen, dass bei Neubauvorhaben künftig der Einbau einer Zisterne verpflichtend wird. Toilettenspülung oder Gartenwässerung könnten dann aus dem aufgefangenen Regenwasser gespeist werden. Bargteheider Teiche trocknen aus: „Seit einigen Jahren haben wir sehr trockene Sommer“, erläutert die Fraktionsvorsitzende Dr. Ruth Kastner. „Wir sind schon häufig von Bürgern darauf angesprochen worden, warum in den Fischteichen oder im Jersbeker Teich so wenig Wasser ist. Die Teiche laufen leer.“ In der Tat häufen sich die Anzeichen, dass aufgrund des Klimawandels auch in Deutschland Dürre herrschen wird. Forstwirte schlagen Alarm, die Landwirtschaft beklagt vertrocknete Ernten und auch für die Städte wird der drohende Wassermangel allmählich zum Problem, so Ruth Kastner. „Städte sind schon jetzt von den Folgen des Klimawandels betroffen: Hitze, Trockenheit und Starkregen machen der Bevölkerung zu schaffen“, erklärt sie. Ein plötzliches Übermaß wie auch Mangel an Wasser stellten ganz neue strukturelle und finanzielle Herausforderungen für Städte dar. „Wie kann die Gestaltung von Wasserinfrastrukturen systematisch neu gedacht werden, um die Versorgung mit Trinkwasser sicherzustellen und Schäden durch Starkregenereignisse zu minimieren?“, heißt es in der Erklärung der Grünen zu ihrem Antrag. Grundwasser wird knapp werden: Das Trinkwasser in Bargteheide sei sauber und habe rund 100 Jahre benötigt, um in die Förderregion zu versickern, so Ruth Kastner weiter. Durch Klimaänderung und von Menschen verursachte Einflüsse seien Grund- und Oberflächenwasser starken Belastungen ausgesetzt. „Die Versiegelung von Flächen vermindert die natürliche Grundwasserneubildung, Schad- und Nährstoffeinträge wirken sich negativ auf die Grund- und Oberflächenwasserqualität aus.“ In Lübeck sei in der Vergangenheit in einer vergleichbaren Situation so viel Wasser abgesaugt worden, dass tiefere Salzschichten angesaugt wurden. „Dass Dürre auch in Stormarn ein Thema wird, zeigt das Dürre-Monitoring des Helmholtz-Zentrums“, betont die Politikerin. Der Helmholtz -Verbund Regionale Klimaveränderungen erforscht seit zehn Jahren die Entwicklung des Klimas in Deutschland. Auf einer Dürre-Karte liegt Stormarn im roten Bereich, der besondere Bodentrockenheit kennzeichnet. „Die globale Erwärmung wird das Problem der agrarischen Dürren in Europa verschärfen – Dürren werden länger dauern, mehr Flächen und damit mehr Menschen betreffen“, lautet das Ergebnis einer Studie des Helmholtz-Zentrums zum Thema Dürre. Dann, so Ruth Kastner, würden laut Vorhersage der Wissenschaft auch Landwirte auf Grundwasser zur Bodenbewässerung zurück greifen. Angesichts dieser Prognosen wollen die Grünen in Bargteheide sich für einen bewussteren Umgang mit Trinkwasser einsetzen. „Warum werden Toiletten bei uns mit Trinkwasser gespült?“, kritisiert Ruth Kastner. Auch das Wässern der Gärten müsse nicht mit kostbarem Trinkwasser geschehen. „Aufgrund von Hitze und Trockenheit wird auch zukünftig mehr Wasser benötigt und vermutlich auch mehr wertvolles Trinkwasser vergeudet, während Regenwasser ungenutzt abfließt.“ Hier sollen Zisternen Abhilfe schaffen „Zisternen fangen das Regenwasser auf und leiten es zur WC-Spülung ins Haus“, erklärt Ruth Kastner. „Man kann damit den Garten wässern, die Toilette spülen oder auch die Waschmaschine betreiben.“ Nur zum Duschen sei das Regenwasser nicht geeignet, weil es kein Trinkwasser ist. Präventive Maßnahme: Durch zunehmende Versiegelung werde Niederschlagswasser über die Regenwasserkanalisation, Bäche und Flüsse ins Meer geleitet. Es gehe damit dem Grundwasser verloren. „Unser aktueller Umgang mit Trinkwasser zerstört die Lebensgrundlage nachfolgender Generationen. Wir wollen mit unserem Antrag unsere Verantwortung wahrnehmen, so dass möglichst auch noch in 100 Jahren trinkbares Wasser gepumpt werden kann.“ Derartige präventive Maßnahmen seien wichtig gerade mit Blick auf die diskutierte Übernahme der Wasserkonzession durch die Stadt. Die Grünen beantragen deshalb, dass die Stadt Bargteheide bei Neubauten die Installation von Zisternen zur Speicherung und Wiederverwendung von Regenwasser als Nutzwasser für Toilettenspülung, Waschmaschinen und Gartenbewässerung verbindlich festlegen soll. Dadurch, dass der Regen in Zisternen zwischengespeichert werde, schütze das das Stadtgebiet auch vor Überschwemmungen bei Starkregen. Zieht höhere Kosten nach sich: „Wir wissen, dass damit höhere Kosten einhergehen“, sagt Ruth Kastner, „es gibt aber eine Landesförderung für den Einbau von Zisternen.“ Auch zusätzliche Fördermittel könnten für die Maßnahme eingeworben werden. Es sei ein Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Naturschutz. „Wirtschaftlich lohnt es sich nicht, aber wir wollen das Bewusstsein für das Thema schärfen. Die Natur muss entlastet werden.“ Derzeit ruht der Antrag, wegen der Pandemie können die Ausschüsse in Bargteheide nicht tagen. Von Bettina Albrod