Bargteheide: Schüler forschen zur Olympiade 1936

Schüler der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Bargteheide sind zu Forschern geworden: Im Rahmen eines Geschichtswettbewerbs der Körberstiftung entschieden die Unterstufenschüler, unter Anleitung von Lehrerin Maike Hoffmann, sich mit den 30er-Jahren zu beschäftigen –und wollten herausfinden, ob es Spitzensportler in Stormarn gab, die 1936 an der Olympiade teilgenommen haben, und ob es Diskriminierungen oder Ausgrenzungen im sportlichen Bereich gegeben hat. Alle Archive genutzt: Erste Ergebnisse liegen nun vor. Dafür nutzten die Schüler laut Hoffmann das Archiv des TSV Bargteheide, das Internet, das Kreisarchiv, das Stadtarchiv Bargteheide und das Heimatmuseum der Stadt Bargteheide. „Kein Olympiateilnehmer aus Bargteheide oder der näheren Umgebung war zu finden.“ Daraufhin wurde die Recherche auf Norddeutschland ausgedehnt. Eine Gruppe stieß dabei auf Alfred Schwarzmann. Er gehörte zur Leichtathletiksparte und hatte zuletzt in Goslar gelebt. Schwarzmann selbst ist bereits verstorben, aber die Schüler konnten den Kontakt zu seiner Tochter Helma herstellen. „Im schriftlichen Interview berichtete sie, dass ihr Vater Ausgrenzungen oder dergleichen nicht wahrgenommen habe“, so Maike Hoffmann. Ehrung in der Stormarnhalle: Parallel hatte eine andere Gruppe einen Zeitungsartikel im Onlinearchiv des Kreisarchivs entdeckt, in dem eine Leichtathletin namens Elfriede Klein erwähnt wird, die in der Oldesloer Stormarnhalle als Olympiasiegerin von 1936 im Hochsprung geehrt wurde. Die Kinder suchten in den Teilnehmerlisten der Frauen 1936/Hochsprung nach dem Namen. Es war aber überall nur eine Elfriede Kaun genannt, die den dritten Platz im Hochsprung belegte. Geht man von einem Tippfehler aus, war damit jemand aus der Region gefunden. „Von ihr ergab sich eine Spur zu der jüdischen Sportlerin Gretel Bergmann, die als Favoritin im Hochsprung galt und letztendlich nicht teilnahm.“ Man unterstellte Elfriede Klein, dass sie nur deshalb den dritten Platz erlangte – damit war ein erster Hinweis auf Diskriminierung gefunden. Die Schüler fanden ein Interview, in dem Gretel Bergmann Elfriede Kaun erwähnt: „Sie kannten einander gut, und Elfriede hat Gretel nie ausgegrenzt.“ Ein jüdischer Bürger in Bargteheide: Die Gruppe, die sich mit den Sportvereinen in Bargteheide befasste, stellte fest, dass es mehrere Sportvereine vor 1946 gab und es dann durch die britische Besatzungsmacht in Bargteheide zu einer Zwangsfusionierung zum TSV Bargteheide kam. „Dies ergaben die Recherchen im Stadtarchiv“, erklärt Maike Hoffmann. Dort habe sich auch ein Hinweis auf den einzigen jüdischen Bürger gefunden, der in den 30er-Jahren in Bargteheide lebte, abgesehen von einer Halbjüdin. „Er hatte zwei Kinder und wurde angezeigt, weil er als Jude im Volksbad war. Die Familie hatte daraufhin ein Betretungsverbot bekommen, der Mann war verhaftet worden.“ Damit hatten die Kinder eine Grundlage für ihre Forschung, die noch weitergeht: Sie möchten zusätzlich zu ihrem Recherchebericht, dem Interview mit Helma Schwarzmann und einer PowerPoint-Präsentation noch eine Fotostory in Bargteheide gestalten, bei der es um die Orte in Bargteheide gehen soll, an denen es etwas von Ausgrenzung zu erzählen gibt. Einige Fragen sind noch offen: Gibt es noch Infos zu Elfriede Kaun/Klein, und welcher Olympiasieger von 1936 hat mal für das Bürgermeisteramt in Ahrensburg kandidiert? Das Thema der 27. Ausschreibung des Geschichtswettbewerbes des Bundespräsidenten lautet: „Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“. Bis zum 28. Februar 2021 haben die Teilnehmer Zeit, ein historisches Thema zu erforschen und einen Beitrag zum Wettbewerb einzureichen. Von Bettina Albrod