Bekommen Stormarner Mountainbiker eine legale Abfahrt?

Die Region rund um Großhansdorf ist eine echte Hochburg für Mountainbikefahrer. Rund 100 Kinder, Jugendliche und ihre Eltern waren in den großen Waldreitersaal gekommen, um sich über die Zukunft des Mountainbikings in der Gemeinde zu informieren. Denn um diese steht es gar nicht gut. Über Jahre hatte sich am Rande des Waldgebietes „Rauhe Berge“ eine selbst gebaute Mountainbikeabfahrt zur Attraktion entwickelt. Doch die Strecke war illegal und wurde vor wenigen Wochen von den Landesforsten gesperrt. Was zu Protesten führte. Deshalb hatte Bürgermeister Janhinnerk Voß die Bürger am Donnerstag zu einem Informationsgespräch eingeladen, in dem unter anderem die stellvertretende Direktorin der Landesforsten, Julia Paravicini, sowie Vertreter der Forstbehörde und der Naturschutzbehörde des Kreises mit den Menschen ins Gespräch kommen wollten. Sperrung wird nicht zurück genommen: Janhinnerk Voß startete gleich mit einem charmanten Kompliment. „Es ist beeindruckend, mit welchem Geschick dort Rampen und Steilkurven gebaut wurden“, sagte er den Bürgern und fügte aber auch hinzu: „Aber es ist eben an der falschen Stelle.“ Zu Beginn sei noch niemand eingeschritten, weil man nicht mit „Kanonen auf Spatzen schießen wollte.“ Doch dann seien die Bauten mit Sprüngen dazugekommen und das Ganze habe ein Ausmaß angenommen, das nicht mehr geduldet werden konnte. Warum, erklärte Julia Paravicini: „Der Wald gehört zu den Landesforsten, eine solche Nutzung ist nicht rechtmäßig und die Haftung liegt bei uns, das ist nicht tragbar.“ „Zudem handelt es sich um einen alten Waldbestand, der besonders wertvoll ist“, erklärte Jonas Krause von der Unteren Forstbehörde. Hobby für viele Kinder in der Region: Die Besucher machten deutlich, wie traurig die Schließung der Strecke vor allem für die Jugendlichen und Kinder ist. „Das ist die große Leidenschaft von meinem Enkel, dort zu fahren“, erklärte ein Großvater und gab zu: „Und ich kann das verstehen, ich fahr’ da sogar selber gerne runter.“ Viele Eltern betonten, wie glücklich sie seien, dass die Kinder eben nicht den ganzen Tag vor dem PC hocken, sondern ein Hobby gefunden haben, bei dem sie draußen in der Natur unterwegs sind. „Und zu Weihnachten haben sie alle noch neue Ausrüstung bekommen und jetzt soll ihnen alles verboten werden“, sagte eine Mutter enttäuscht. Sachliche Diskussion: Die Diskussion blieb aber immer sachlich und ruhig und es zeigte sich schnell, dass alle Seiten bereit waren, die andere zu verstehen. „Ich finde es auch wirklich gut, dass sie als Verwaltung hier auf die Bürger zugehen und den Dialog suchen“, so ein Großhansdorfer. Und auch die Behördenvertreter machten klar, dass sie „nicht die Verhinderer oder Gegner des Sports seien.“ „Ich habe mich in den letzten Wochen viel mit dem Sport auseinandergesetzt und möchte mit ihnen gemeinsam nach Lösungen suchen“, so Voß. Lösung wird schwierig: Völlig unklar ist jedoch, wie so eine Lösung aussehen könnte. Drei Szenarien hatte der Bürgermeister mitgebracht. Entweder man versuche eine künstliche Mountainbikestrecke, eine so genannte Pumptrack, auf einem dann aber flachen Grundstück der Gemeinde zu bauen – oder man mache sich auf die Suche nach einem Stück Wald, in dem es unter Berücksichtigung des Naturschutzes vielleicht möglich sei eine einfache Strecke einzurichten. Wenn diese jedoch mit baulichen Einrichtungen, also mit Sprüngen oder Ähnlichem sein solle, werde es ganz schwer und extrem langwierig. Wenn es überhaupt möglich sei, würde es zudem zwei bis drei Jahre dauern bis alle Genehmigungsverfahren durch seien. Mountainbiker wollen keine künstliche Anlage: Schnell wurde klar, dass für die Mountainbiker eine künstliche Anlage nicht interessant ist, sie wollen weiter eine Bergabfahrt. Klar war aber auch, dass das am bisherigen Standort unter keinen Umständen mehr denkbar ist. „Der Steilhang ist ein Biotop und das geht rechtlich nicht. Und es gibt auch kein Gewohnheitsrecht dort weiterzufahren, nur weil das bisher nicht verfolgt wurde“, so Krause, der sich aber ebenso kooperativ zeigte. „Wir können versuchen an einer anderen Stelle eine Lösung zu finden, das ist ein dickes Brett, aber nicht unmöglich“, so der Forstexperte. Wichtig sei dafür, dass sich die Mountainbiker erstmal organisieren. Und so ging man dann auch auseinander: Die Biker sollen einige Ansprechpartner für die Behörden bestimmen und mit denen wollen Gemeinde und Forstbetriebe dann nach einer Lösung suchen. Alle anderen sollen regelmäßig informiert werden und sich mit Ideen, zum Beispiel für alternative Standorte, einbringen können. Von Sven Wehde

Großhansdorf - Bekommen Stormarner Mountainbiker eine legale Abfahrt?