Corona: Bereitschaft zum Impfen in Stormarner Pflegeheimen groß

Pflegeheime sind in Stormarn derzeit besonders von der Corona-Pandemie betroffen. Vergangenen Mittwoch wurden 149 Erkrankungen in elf der insgesamt 47 Pflegeheime im Kreis gemeldet. Das entspricht einem Anteil an den Gesamtinfizierten von 31,5 Prozent. Erschwert wird die Impfsituation in den Heimen dadurch, dass die Impfbereitschaft beim Personal nicht bei allen da ist. Bereitschaft zur Corona-Impfung steigt: „Bei größeren Corona-Ausbrüchen in Pflegeheimen wird zwischen mobilem Impfteam, Heimleitung, Gesundheitsamt und der Kassenärztlichen Vereinigung abgesprochen, ob trotzdem im Haus geimpft werden kann“, erklärt ein Sprecher des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein. „Je nach Lage wird dann individuell entschieden.“ Wenn geimpft werden kann, nehmen nicht alle die Gelegenheit wahr. Doch im Durchschnitt ist die Bereitschaft dazu im Norden hoch, so die Bilanz: „Die Rückmeldungen durch die mobilen Impfteams lassen erkennen, dass die Impfbereitschaft im Norden entgegen anderer Meldungen hoch ist und weiter steigt.“ Das bestätigt die Impfquote im Rosenhof. „Die Impfbereitschaftschaft unserer Mitarbeiter liegt mit fast 80 Prozent deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von derzeit rund 50 Prozent“, erklärt André Aue, Vorsitzender der Geschäftsführung der Rosenhof Seniorenwohnanlagen unter anderem in Großhansdorf und Ahrensburg. „Sie wird während des Impfprozesses weiter steigen, wenn einige derzeit noch Unschlüssige sehen, dass sich die Kollegen im Umfeld fast alle impfen lassen.“ Das sei sehr erfreulich und zeige, dass die Mitarbeiter sich ihrer Verantwortung im Umgang mit der Hochrisikogruppe der Senioren sehr bewusst seien. Gute Aufklärung gefordert: Das Impfen solle jedoch freiwillig bleiben. „Auch wenn ich persönlich der Meinung bin, dass sich jeder impfen lassen sollte, halte ich nichts von Zwangsmaßnahmen, sondern wir setzen weiterhin auf die Kraft der Überzeugung“, betont Aue. Hilfreich wäre aus seiner Sicht eine große bundesweite Aufklärungskampagne der Bundesregierung im Fernsehen, im Radio, in den Printmedien und den sozialen Netzwerken. Denn die Ursache für Verunsicherung und Skepsis seien fast immer zu wenig Information und Wissen. „Da kommt bislang von den Verantwortlichen auf Seiten der Politik und der Behörden noch zu wenig. Hier sehe ich dringenden Handlungsbedarf.“ Diese Texte haben wir exklusiv für LN-Plus-Leser recherchiert: Diese Regeln gelten für die Januar-Verlängerung des Lockdowns in Schleswig-Holstein Eingeschränkter Bewegungsradius: Das bedeutet eine 5- oder 15-Kilometer-Regelung Interaktive Grafik: In welchen Kreisen in SH droht die eingeschränkte Bewegungsfreiheit? Diese Regeln gelten für Schulen und Kitas Daniel Schöneberg, Geschäftsführer der Pflegeheime Riedel GmbH, sieht es ähnlich. „Von einer Pflicht halte ich immer relativ wenig“, erklärt er. „Wenn eine gute Aufklärung erfolgt und vor allem genügend Impfstoffe vorrätig sind, steigt die Bereitschaft.“ Es sei natürlich ermüdend, es immer wieder mit einem Termin im Impfzentrum zu versuchen und dann doch keinen Termin zu bekommen. Bei den mobilen Impfteams sei es auch erst seit Kurzem möglich, das angemeldete Personal mitzuimpfen – anfangs habe das Personal lediglich die nicht verimpften Dosen erhalten, die abends übrig waren. Impfbereitschaft steigt mit Aufklärung und verfügbaren Terminen: „In unseren beiden Einrichtungen wurde bereits geimpft und von insgesamt 146 Bewohnern wurden 139 geimpft“, so Schöneberg weiter. „Beim Personal liegen wir inzwischen bei etwa 90 geimpften Mitarbeiterinnen, die ihre Impfungen entweder durch die mobilen Teams erhalten haben oder durch einen Termin im Impfzentrum. Die Quote liegt damit bei gut zwei Dritteln und steigt täglich.“ Aktuell gebe es schon wieder zehn Mitarbeiter, die am kommenden Dienstag beim Impfzentrum angemeldet werden sollen. „Also zusammengefasst: Erhalten die Mitarbeiter eine gute Aufklärung und ohne große Probleme einen Termin, steigt die Impfbereitschaft.“ Zweite Impfung steht schon fest: Auch in den Pflegeheimen der Compassio, die unter anderem in Reinfeld aktiv sind, gibt es keine Probleme. „Seit Ende Dezember und vermehrt seit Jahresbeginn sind die Impfungen sowohl bei Bewohnern als auch bei Mitarbeitern unkompliziert und professionell angelaufen“, erklärt Gisela Dürr, Marketingleiterin bei Compassio. An einer politischen Diskussion über eine mögliche Zwangsimpfung für Mitarbeitende wolle man sich nicht beteiligen. Mit als erstes war bei den Schutzimpfungen das Pflegeheim „Haus am See“ Seniorenpartner Elisabeth Schulz in Lütjensee dabei. Dort sei die Impfbereitschaft sehr hoch, Geschäftsführer Ralf Schulz spricht von 90 Prozent Impfbereitschaft bei den Bewohnern. „Bisher sind bei uns noch keine Mitarbeiter geimpft worden“, erklärt Schulz, „sie dürfen aber jetzt für den nächsten Impftermin angemeldet werden. Auch die Impfbereitschaft beim Personal ist enorm hoch und liegt sicher bei 80 Prozent.“ Von daher stelle sich die Frage nach einer Impfpflicht bei ihnen gar nicht. „Ich denke auch nicht, dass das der richtige Weg wäre. Man muss Überzeugungsarbeit leisten, um Menschen dazu zu bringen, die Notwendigkeit der Impfung einzusehen. Bei uns ist die Bereitschaft jedenfalls sehr hoch.“ Demnächst finde jetzt die zweite Impfung im Haus statt, diesmal auch für das Personal. „Dann sind alle auf der sicheren Seite.“ Von Bettina Albrod