Corona Stormarn/Segeberg: Andere Kreise nenen Infektionszahlen für Kommunen

Die Stadt Lübeck veröffentlicht seit einigen Wochen Corona-Infektionszahlen und Inzidenzwerte nach Stadtteilen gegliedert, das Herzogtum Lauenburg macht das seit wenigen Tagen für alle Städte und Dörfer im Kreis. Stormarn und auch der Kreis Segeberg tun dies jedoch nicht mit Verweis auf eine Handlungsempfehlung des Landes. Lediglich die Kommunen selbst und die Kreispolitiker erhalten wöchentlich Statistiken. Ein Kreis, der fast seit Beginn der Pandemie täglich aktuelle Zahlen zum Infektionsgeschehen in allen Gemeinden veröffentlicht, ist der Kreis Rendsburg-Eckernförde. „Unser Dashboard ist am 18. April 2020 an den Start gegangen. Es gab damals den Wunsch der Kommunen nach Informationen zum aktuellen Informationsgeschehen“, berichtet Professor Stephan Ott, Leiter des Corona-Lagezentrums im Rendsburger Kreishaus und einer der führenden Epidemie-Experten in Schleswig-Holstein. Infektionsverlauf in Echtzeit: Seitdem gibt es auf der Internetseite des Kreises ein entsprechendes Dashboard unter anderem mit Zahlen zu Infektionen und positiven Fällen – auf jeweils 1000 Einwohner gerechnet – von Achterwehr bis Winnemark. Stephan Ott: „Wir haben durchweg positive Rückmeldungen zum Dashboard. Die Bevölkerung des Kreises beobachtet das Infektionsgeschehen im Kreis anhand des Dashboardes sehr genau.“ Ähnliches hat man auch im Herzogtum Lauenburg festgestellt. Das Interesse sei riesig, die Zugriffszahlen auf der Homepage des Kreises enorm, heißt es aus der Kreisverwaltung in Ratzeburg. Das Dashboard im Kreis Rendsburg-Eckernförde wiederum wird laut Stephan Ott stündlich aktualisiert und biete somit praktisch einen „Echtzeit“-Verlauf der Infektionen. „Natürlich haben wir deshalb auch viele Rückfragen, gerade aus kleineren Gemeinden und von den Medien“, erklärt der Molekularbiologe. „Dies betrifft hauptsächlich schnell steigende Infektionszahlen in einzelnen Gemeinden, da ruft dann auch schon mal ein besorgter Bürgermeister an.“ Die Presse frage regelmäßig nach Ausbruchsgeschehen oder Ursachen, wenn in Gemeinden oder Städten die Infektionszahlen rasch steigen. „Für die Stadt Rendsburg kann ich sagen: Sobald die Zahlen signifikant steigen, wird der Ruf der Bürger nach verschärfenden Maßnahmen laut.“ Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Testen Sie jetzt kostenlos LN+! Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Wo würde eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit gelten? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Belegung der Krankenhäuser mit Corona: Wie viele Intensivbetten in Schleswig-Holstein sind frei? Wie viele Menschen wurden bisher in SH gegen Corona geimpft? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Gegenteiliger Effekt: Eine gewisse Sorglosigkeit unter den Bürgern, die etwa Stormarns Landrat Henning Görtz bei einer Veröffentlichung von niedrigen Zahlen befürchtet, hat der Professor bislang nicht beobachten können. Ott: „Es hat sich mittlerweile allgemein verbreitet, dass jede Gemeinde von einem Tag auf den anderem im Fokus stehen kann. Die Aussicht, dass dies dann zeitgleich und für alle sichtbar im Dashboard erscheint, führt – glaube ich – eher zum gegenteiligen Effekt. Wenn es im ländlichen Raum, vor allem in kleineren Gemeinden, zu steigenden Zahlen kommt, macht sich hier eine gewisse Besorgnis breit. Es kommt dann sehr schnell zu vielen Fragen über unseren Bürgerservice.“ Von Markus Carstens