Corona: Stormarns Landrat befürchtet Inzidenzwert von 200 an Weihnachten

Die Zahlen bleiben hoch: 72 Corona-Infektionen hat der Kreis Stormarn am Donnerstag registriert. Die Gesamtzahl der klinisch bestätigten Covid-19-Fälle beträgt damit 2471. Davon sind 1838 Personen wieder genesen, 515 aktuell in Quarantäne, mittlerweile 49 in stationärer Behandlung. 69 Personen sind insgesamt verstorben. Im gesamten Kreis wurden innerhalb der letzten sieben Tage 337 Neuinfektionen bestätigt. Das entspricht einem Inzidenzwert von 137,8 Infektionen pro 100 000 Einwohner. Zu den aktuell 515 infizieren Personen in Quarantäne kommt nach Angaben von Landrat Henning Görtz etwa das Dreifache an Kontaktpersonen, die ebenfalls ihr Zuhause nicht verlassen dürfen. „Es sind also insgesamt rund 2000 Stormarner Bürger derzeit in Quarantäne“, sagt Görtz. Verwaltungsmitarbeiter kontrollieren Quarantäne: Die Einhaltung der Maßnahme solle nun auch mit Hausbesuchen von der Kreisverwaltung kontrolliert werden. „Zehn Mitarbeiter haben sich schon freiwillig gemeldet“, erklärt Landrat Görtz. Auch Bargteheides Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht hat bereits angekündigt, die verfügten Maßnahmen stärker überwachen zu wollen. „Wir werden im öffentlichen Raum verstärkt Kontrollen durchführen und uns dabei weiter von einem Sicherheitsdienst unterstützen lassen. Es kommt jetzt auch auf eine konsequente Kontrolle der Kontaktbeschränkungen in der Öffentlichkeit an“, so Kruse-Gobrecht. Das Stormarner Gesundheitsamt ächzt derweil unter der Last immer neuer Infektionsmeldungen. „Wir sind bei der Ermittlung derzeit nicht mehr tagesaktuell. Ich erwarte aber von den Bürgern, dass sie bei einem positiven Testergebnis von sich aus zu Hause bleiben und nicht munter draußen herumlaufen“, so Stormarns Landrat. Bei der Ermittlung der Kontaktpersonen hilft weiter die Bundeswehr. Görtz geht davon aus, dass auch über Weihnachten und Silvester in der Kreisverwaltung gearbeitet wird. Weitere Einschränkungen nach Weihnachten? Denn der Landrat rechnet mit weiter steigenden Zahlen. „Wenn die Entwicklung so fortschreitet, haben wir zu Weihnachten eine Inzidenz von mehr als 200.“ Das Land sieht dann weitergehende Maßnahmen vor wie zum Beispiel nächtliche Ausgangssperren zwischen 21 und 5 Uhr. Henning Görtz dazu: „Das soll die letzte Option sein. Aber viele andere Möglichkeiten gibt es dann gar nicht mehr.“ Eine Option wäre eine weitere Kontaktbeschränkung – ein Haushalt plus eine weitere Person – oder Maßnahmen beim Einzelhandel, dass nur noch eine Person aus einem Haushalt allein einkaufen gehen darf. „Ich appelliere an die Vernunft und das Verantwortungsbewusstsein der Bürger“, sagt Görtz. Es gehe auch darum, die älteren Mitglieder der eigenen Familie zu schützen, ergänzt Kreispräsident Hans-Werner Harmuth. In den Kliniken wird es eng: Die Stormarner Kliniken haben laut Görtz weiter Kapazitäten, aber durch Infektionsfälle in Reinbek und einem Hamburger Krankenhaus inklusive Aufnahmestopps müssten derzeit andere Einrichtungen angesteuert werden. Dabei gehe es nicht nur um Corona, sondern auch die alltäglichen Notfälle. „Es wird erstmal noch schlechter, bevor es wieder besser wird“, hatte gerade auch erst Professor Klaus Rabe den LN gesagt. Rabe ist Ärztlicher Direktor der Lungenklinik Großhansdorf und gehört zum Expertengremium, das die Kieler Landesregierung berät. Der Kreis Stormarn will daher auch den eigenen Rettungsdienst verstärken und auch die Ehrenamtler noch weiter einspannen. Die Verwaltung selbst ist für die Bürger weiter erreichbar. „Für wirklich wichtige Dinge und ausschließlich mit vorheriger Terminvergabe “, betont Görtz. In der Behörde selbst wird größter Wert auf den Infektionsschutz gelegt. „Es wird in Schichten gearbeitet oder im Home Office“, so Landrat Görtz. Impfen ab 4. Januar? Es gibt aber auch gute Nachrichten. Der Kreis ist darauf eingestellt, am 4. Januar mit dem Impfzentrum in Bad Oldesloe an den Start zu gehen – vorausgesetzt der Impfstoff steht bereit und kann geliefert werden. Der Sitzungssaal des Stormarner Kreistages in Bad Oldesloe ist eigens umgebaut worden, jeder Abgeordnete ist auf seinem Platz von Plexiglas umgeben. Trotzdem kommen aufgrund der jüngsten Corona-Entwicklungen zur letzten Sitzung des Jahres am Freitag nicht alle 64 Abgeordneten, sondern nur gut die Hälfte. Genauer gesagt 33, damit Abstimmungen gültig sind. Trotz der Abschirmung und der Abstände werden die Politiker allesamt Einen Mund-Nasen-Schutz tragen. 26 Tagesordnungspunkte stehen auf der Liste, „wir wollen aber ohne viele Wortmeldungen zügig durchkommen“, sagt Kreispräsident Hans-Werner Harmuth. Ein wichtiger Punkt wird der Haushalt des laufenden Jahres sein mit einem überraschenden Überschuss von 12 Millionen Euro in diesem Jahr (die LN berichteten) sowie der Stellenplan. Die Kreisverwaltung wächst weiter und hat ab kommendem Jahr 695 Stellen, verteilt auf rund 800 Mitarbeiter. Ein weiterer Punkt wird sein, digitale Sitzungen zu ermöglichen. „Diese soll es aber nur im absoluten Notfall geben“, betont Harmuth. Denn wie auch in den Kommunen gibt es dabei viele Unwägbarkeiten, zum Beispiel der Zugang der Öffentlichkeit zu einer solchen Sitzung oder rechtssichere Abstimmungen. „Hat irgendjemand technische Probleme, können möglicherweise keine Beschlüsse gefasst werden“, erklärt Landrat Henning Görtz. Die Verwaltung selbst habe zudem nicht die technischen Möglichkeiten, eine Sitzung per Stream im Internet zu übertragen, sondern müsste einen Dienstleister beauftragen. Freuen könne sich die Kommunen im Kreis Stormarn, sie erhalten über die Senkung der Kreisumlage insgesamt fast sechs Millionen Euro. Für 2021 rechnet der Kreis für seinen Haushalt jedoch mit einem Minus von 9,7 Millionen Euro. Von Markus Carstens