Corona: Stormarns Restaurants stellen auf Abhol-Service um

„Essen gehen“ muss man derzeit wörtlich nehmen: Weil aufgrund des Erlasses der Landesregierung in Schleswig-Holstein alle Restaurants geschlossen sind, sind einige Gastronomen dazu übergegangen, Essen auf Bestellung zum Mitnehmen anzubieten. Der Kunde bestellt per Telefon, was er haben möchte, und holt es zu einer vereinbarten Uhrzeit an einem offenen Fenster ab. Das Restaurant wird dabei nicht betreten. Abhol-Service soll Geschäft retten: Beim Redox Haus in Bad Oldesloe gab es immer schon den Lieferdienst. Vedat Elezi setzt auch jetzt darauf, dass er zumindest damit noch Kunden erreichen kann. „Bei einem Steakhaus ist das schwierig“, gibt er allerdings zu bedenken, „Steaks möchte man lieber frisch serviert bekommen.“ Dennoch klappt auch der Abholservice: Im Restaurant sind nur noch der Koch und derjenige, der das Essen ausgibt. „Ich überlege jetzt, ob ich vier Wochen ganz dicht mache“, sagt Elezi. Diese Woche wolle er auf jeden Fall noch da sein, um seine Kunden zu informieren. Ramazan Köse hat auf der Straße einen Holztisch vor das Fenster gestellt. „Damit sollen Kunden auf Abstand gehalten werden“, erklärt der Inhaber des Grills „Scharfe Ecke“ in Ahrensburg. „Der Mindestabstand wird eingehalten.“ Hinter dem Fenster dreht sich der Spieß weiter, wo sonst Stillstand herrschen würde. „Wir sind eine kleine Gaststätte und sollten schließen“, begründet Köse den Schritt, „mit dem Abholservice kann es noch weiter gehen.“ Wie lange, weiß er nicht, „der erste Tag war ok.“ Bei der Arbeit trägt er Handschuhe, es gibt keinen direkten Kundenkontakt, und an diesem Tag will er noch ein Schild aufhängen: „Bitte Abstand halten“. Das, so der Gastronom, werde von vielen Menschen zu wenig beachtet. Auch bei der allgemeinen Hygiene sieht er Mängel. So würden in der Türkei regelmäßig die Bushäuschen desinfiziert, und an den Laternen hingen Desinfektionsmittel-Spender. „Das könnte man hier doch auch machen.“ Köse hofft, dass es mit dem Abholdienst noch eine Weile weitergehen kann, bei einer Ausgangssperre wäre wohl Schluss damit. Er ist nicht der Einzige, der auf die Idee mit dem Außer-Haus-Verkauf gekommen ist, auch beim „Berlin Milljöh“ in Ahrensburg bleibt die Küche nicht kalt. Dirk und Sabaheta Manz haben den Eingang zum Restaurant mit Barhockern verstellt, aber für ihre Kunden sind sie weiter da. „Wir reagieren mit dem Abhol-Service auf den Shut Down“, erklärt die Chefin, „der Service wird bisher sehr gut angenommen. Unsere Stammgäste untzerstützen uns.“ Die Belegschaft ist im Kurzurlaub, ihr Mann und sie kochen das Essen und übergeben es an der offenen Tür an die Kunden, die vorher telefonisch bestellt haben. Alte Menschen werden beliefert: „Viele alte Menschen sind mit der Situation völlig überfordert“, hat Dirk Manz beobachtet, „da kommt es vor, dass sie weinend vor der Tür stehen, weil sie nicht mitbekommen haben, dass die Restaurants schließen müssen.“ Mit einem Taxi-Fahrer, der jetzt auch nichts zu tun habe, habe er deshalb einen Lieferdienst verabredet, bei dem das Taxi das fertige Essen zu den Senioren bringe. Die Gastronomen sind froh, dass es im Moment noch ein bisschen weiter geht, sonst hätte man ja alle Vorräte wegwerfen müssen. „Aber die Branche hält sowas nicht lange durch.“ Nicht weit weg gibt ein Geschäft Mittagstisch aus, aber nur noch außer Haus. In den Laden dürfen immer nur fünf Personen auf einmal. Gesamte Branche in Not: Axel Strehl, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes in Schleswig-Holstein und selber Restaurantbetreiber, hat sein Geschäft geschlossen, Kurzarbeit angemeldet und die Waren eingefroren. „Die Branche wird überleben“, sagt er, „aber man muss bezweifeln, dass hinterher noch alle dabei sind.“ Einige hätten eine Reserve angelegt, andere nicht. Der Außer-Haus-Verkauf sei sicher für einige eine Option. „Das muss jeder Unternehmer entscheiden, ob er das macht, wer das Essen außer Haus gibt, muss ja beispielsweise für Geschirr und Verpackung sorgen oder auch eine Infrastruktur für die Auslieferung aufbauen.“ Auf alle komme eine schwierige Zeit zu – in den nächsten Monaten sorgen eigentlich das Ostergeschäft, Hochzeiten und Konfirmationen bei Gastronomen für gut gefüllte Restaurants. Der Dehoga-Chef ist längst in Gesprächen mit Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister und der Landesregierung. „Es sollen Hilfsprogramme aufgelegt werden“, sagt er, „wir haben eine Woche lang geredet.“ Dabei gehe es sowohl um Soforthilfe als auch um längerfristige Maßnahmen. 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