Corona: Stormarns Sportvereine verlieren Mitglieder

Sporthallen, Sportplätze, Schwimmbäder, Fitnessstudios: Alle Einrichtungen mussten auch in Stormarn im Zuge des erneuten Lockdowns geschlossen werden, selbst Tennis und Golf sind derzeit nicht erlaubt. Für die Vereine ist das ein weiterer Rückschlag in der Corona-Krise, die Zahl der Mitglieder sinkt allerorten. Auf der anderen Seite werden die Klubs immer kreativer, was die Gestaltung sportlicher Online-Angebote angeht. „Die Vereine verlieren seit dem Frühjahr Mitglieder“, sagt Verena Lemm, Geschäftsführerin des Kreissportverbandes (KSV) Stormarn. Betroffen seien vor allem größere Klubs, dort kündigten Mitglieder auch wegen Corona und des damit verbundenen Stillstands. Ansonsten gebe es überall die normale Fluktuation wie in den Jahren zuvor. Allerdings stünden den Austritten keine Eintritte gegenüber. „Offenbar sind die Solidarität und die Bindung in kleinen Vereinen besser“, vermutet Verena Lemm. Genaue Zahlen gebe es erst im Februar nach der gerade laufenden Bestandserhebung, allerdings werde der Mitgliederschwund wie in ganz Schleswig-Holstein auch in Stormarn wohl bei zehn Prozent liegen, so die KSV-Geschäftsführerin. KSV startet Challenge: Trotz des erneuten Lockdowns sind nicht alle Aktivitäten lahmgelegt. „Die Vereine sind aktiv und zugleich kreativ im Internet“, erzählt Verena Lemm. Egal ob über Youtube, in Whatsapp-Gruppen oder im Zoom-Videokanal: Es wird nun online Sport gemacht, so bleibt beim Workout ein gewisses Gruppenerlebnis. „Nach dem ersten Lockdown haben viele Vereine diese Angebote vertieft“, sagt Geschäftsführerin Lemm. In den Mannschaftssportarten gebe es außerdem Lauf-Challenges, das heißt, die Sportler laufen für sich und vergleichen am Ende die Ergebnisse. Und auch an die Senioren wird gedacht: Beim TSV Reinbek gehen Übungsleiter zum Seniorenheim und bieten Fenstergymnastik an. Auch der Kreissportverband hat jetzt seine eigene Challenge gestartet und alle Vereine aufgerufen mitzumachen. Seit Dienstag gilt es, 691 Kilometer – die Strecke von Hamburg nach München – möglichst schnell zurückzulegen. Jeder kann mitmachen über die Internetseite www.ksv-stormarn.de, jeder Kilometer zählt: egal ab laufend, auf dem Fahrrad, rudernd oder zum Beispiel auch auf Inlineskates. Bis Donnerstagabend waren schon 55 Kilometer geschafft. Auf der Homepage können Fotos hochgeladen werden, für alle Teilnehmer gibt es am Ende eine Urkunde. Unglückliche Senioren, traurige Kinder: Auch beim VfL Oldesloe mit seinen rund 2600 Mitgliedern haben sich die Abteilungen laut Vereinsvorsitzender Gudrun Fandrey viele Ideen für Online-Trainings einfallen lassen, die nun sukzessive umgesetzt werden. „Und bei den Fußballern gibt es von den Trainern unterschiedliche Aufgaben für zu Hause“, berichtet Fandrey. Sehr unglücklich seien dagegen viele Senioren wegen des Wegfalls ihrer Gymnastik. Für sie seien die Treffen auch wichtige Gelegenheiten zur Kommunikation. Aber auch viele Kinder seien traurig, zumal nun ja auch noch der reguläre Schulsport wegfalle. „Insgesamt sind wir aber bisher gut durch die Pandemie gekommen“, sagt die VfL-Vorsitzende. Der Rückgang der Mitgliederzahl sei im Rahmen, liege bei etwa fünf Prozent. „Wir haben nicht mehr Austritte als sonst, aber deutlich weniger Eintritte.“ „Hochachtung vor den Übungsleitern“: Preußen Reinfeld (rund 2000 Mitglieder) meldet einen Mitgliederschwund von rund zehn Prozent, „nur ganz wenige sind aber wegen Corona ausgetreten“, erklärt Vereinsvorsitzender Adelbert Fritz, zugleich auch Vorsitzender des Kreissportverbandes. Auch in Reinfeld sind sämtliche Sportplätze und Hallen gesperrt, dafür gibt es auch bei den Preußen einen regen Online-Sportbetrieb. Fritz selbst schaltet sich jeden Dienstag in die Männergymnastikgruppe ein. „Meine Hochachtung vor allen Trainern und Übungsleitern, die bei der Stange bleiben und auch noch solche Angebote machen“, so der Preußen-Vorsitzende. Andere seien auch weiterhin draußen in der Natur unterwegs und spulten dort ihr Pensum ab, erst zu zweit, mittlerweile allein. Nicht nur deswegen ist Adelbert Fritz positiv gestimmt, dass es in Zukunft wieder aufwärts geht: Er hofft auch, dass für die lang ersehnte Sanierung (Kunstrasenplatz, Leichtathletik-Anlage, neues Sportlerheim) noch in diesem Jahr die ersten planerischen Pflöcke eingeschlagen werden. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Testen Sie jetzt kostenlos LN+! Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Wo würde eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit gelten? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Belegung der Krankenhäuser mit Corona: Wie viele Intensivbetten in Schleswig-Holstein sind frei? Wie viele Menschen wurden bisher in SH gegen Corona geimpft? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Online-Training für Mamas und Papas: Auch beim TSV Zarpen ist man dankbar für das Engagement der diversen Übungsleiter, für die es daher zu Weihnachten kleine Geschenke vom Verein gab. „Die Austritte bewegen sich zum Glück in einem überschaubaren Rahmen“, sagt Pressesprecher Marvin Isler. Die Dörfergemeinschaft sei sehr gut. Rund 700 Mitglieder zählt der Verein, der für Zarpener und Einwohner der Nachbargemeinden eine Menge sportlicher Angebote bereithält. Einige davon gibt es bereits seit dem Corona-Shutdown im vergangenen Frühjahr in virtueller Form für zu Hause. Susan Gießler wurde für ihren Kursus „Mama wird fit“ für frisch junge Mütter sogar von der Volksbank ausgezeichnet. Via Skype leitet die Sportlehrerin die Teilnehmer an. „Statt kleiner Hanteln können sie auch Töpfe, Rucksäcke oder volle Wasserflaschen als Gewichte nehmen“, sagt Susan Gießler. Mittlerweile gibt es drei Termine pro Woche, und auch Ehemänner und Kinder machen begeistert mit. Fußballer laufen rückwärts und schießen auf Mülltonnen: Sogar bis nach Hamburg hat sich Angebot bereits herumgesprochen. Denn um mitzumachen, muss man gar kein Vereinsmitglied sein. „Es gibt Zehnerkarten, die für anderthalb Jahre gültig sind“, erklärt die Zarpenerin, die sich mittlerweile im Keller des eigenen Hauses einen Fitnessraum für ihre Kurse eingerichtet hat. Die Angebote stehen auf der Homepage des Vereins. Bei Instagram wiederum sind lustige Filmchen der TSV-Fußballer zu sehen. „Unser Trainer Torsten Hardt ist Schulleiter in Bad Schwartau und hat daher eine pädagogische Ader“, sagt Pressesprecher Marvin Isler, der selbst in der ersten Herrenmannschaft spielt. Und gute Ideen hat der Lehrer dazu: Als Alternativprogramm zum Mannschaftstraining hatte Hardt Übungen für Zweier- oder Dreiergruppen entwickelt. So sieht man die Kicker 600 Meter rückwärts durchs Dorf laufen. „Dabei kamen wir auch gut mit den Bürgern in Zarpen ins Gespräch“, berichtet Isler und lacht. Außerdem versuchten die Fußballer, ihr Spielgerät in offene Mülltonnen zu schießen. In Vorbereitung ist nun auch ein eigener Youtube-Kanal. Von Markus Carstens