Ehrenbürger Ernst Kruetgen: Ein fast vergessener Geburtstag

Bei Durchsicht ihrer Unterlagen stieß Friedhofsmitarbeiterin Sabine Feder zufällig auf das Geburtsdatum des Ehrenbürgers und gab die Daten weiter, damit wenigstens über ihn berichtet wird. Während man die Namen der anderen vier Ehrenbürger meist noch zusammenbekommt, wissen die wenigsten Oldesloer etwas mit dem Namen Ernst Kruetgen anzufangen. Geboren wurde er am 18. März 1868 in der Kreisstadt, ist aufgewachsen an der Mühlenstraße, ging hier zur Schule, wurde in der Peter-Paul-Kirche getauft und konfirmiert. Direkt nach seiner Konfirmation wanderten seine Eltern 1883 mit dem damals Zwölfjährigen nach Amerika aus. Der junge Kruetgen ging dort zunächst ein Jahr weiter zur Schule und absolvierte dann eine dreijährige Ausbildung zum Lithografen. Viele Jahre arbeitete er in diesem Beruf, bevor er schließlich 1902 seine erste eigene lithografische Anstalt in Chicago eröffnete. Mit der Vergrößerung seiner Firma wuchs auch das Ansehen des in vielen Ehrenämtern engagierten Kruetgen. Der Gelegenheitsdichter und Liebhaber des Deutschen Liedgutes war 17 Jahre lang Vorsitzender des Chicago-Singvereins und organisierte sogar ein Fest in Detroit, an dem 150000 deutsche Sänger teilnahmen. Das deutsche Kulturgut und seine Heimat waren ihm Zeit seines Lebens wichtig und so setzte er sich stetig für die Verbesserung der deutsch-amerikanischen Kontakte ein. Auch seinem Geburtsort blieb Kruetgen treu verbunden und überwies immer wieder Spenden in seine Heimat, so zum Beispiel für das traditionelle Vogelschießerfest und an den damaligen Spielmannszug, in dem er selbst einst mitgewirkt hatte. 100 000 Mark für das Krankenhaus: Im April 1922 erhielt der damalige Oldesloer Bürgermeister Post von einem Anwalt namens Jürgens, der vorschlug, Kruetgen als „Sohn der Stadt Oldesloe“ und wegen seines Einsatzes für diese die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Dazu wären nach der preußischen Städteordnung von 1869 besondere Verdienste für eine Stadt nötig, ließ der Bürgermeister verlauten und schlug vor, Ernst Kruetgen solle sich doch mit einer Geldspende am Bau des Oldesloer Krankenhauses beteiligen. Tatsächlich tat Kruetgen dies mit einem Scheck über 100000 Mark im Jahr 1922, betonte aber, es sei für ihn keine Spende, sondern eine Ehrenpflicht, seine Heimatstadt zu unterstützen. Die Stadt kaufte in Zeiten der Rezession von der Summe ein Röntgengerät. Die Gegenleistung der Ehrenbürgerschaft blieb aber aus. Kruetgen blieb Bad Oldesloe dennoch weiterhin verbunden und spendete Geld unter anderem für neue Kronleuchter im Rathaussaal und in der Kirche, finanzierte 1929 schließlich den Bau des sieben Meter hohen und 230 Zentner schweren Granitkreuzes. Es wurde in der Mitte des Oldesloer Friedhofs aufgestellt, von ihm gehen die vier Hauptwege ab. Vier Entwürfe für das Kreuz gab es, bevor schließlich die Entscheidung für Entwurf Nr. 2 fiel. Zur Einweihung 1930 wurde auch eine Tafel mit dem Namen des Spenders aufgestellt. Beide stehen dort heute noch, sogar die damals angepflanzten Linden, die sich inzwischen zu Schatten spendenden Bäumen ausgewachsen haben. „Das Hochkreuz gibt den Friedhofsbesuchern eine gefühlte Mitte und ermöglicht ihnen eine innere Ausrichtung, wenn sie auf dem Friedhof spazieren gehen“, sagt Pastor Diethelm Schark. Das Kreuz war es dann letztendlich auch, das die Stadt auf Vorschlag des Magistrats veranlasste, Ernst Kruetgen am 10. Januar 1931 zum Ehrenbürger zu ernennen. Als „Die schönste Gabe aller Ehrungen“ bezeichnete Kruetgen diese Ernennung. In den USA machte er weiterhin Karriere, wurde 1933 vom amerikanischen Präsidenten Roosevelt zum Generalpostmeister von Chicago ernannt und leitete somit das damals größte und modernste Postamt der Welt. Er blieb Bad Oldesloe zwar auch weiterhin verbunden, besuchte sie aber wegen Zeitmangels nicht noch einmal. 1948 starb Ernst Kruetgen nach kurzer Herzerkrankung. Das Ehrenbürgerrecht ist die höchste Auszeichnung, die Bad Oldesloe zu vergeben hat. Fünf Männern wurde diese Ehre bisher zuteil. Georg Axt war 1925 der erste. Nach ihm ist eine Straße in der Stadt benannt. Ihm folgte 1931 Ernst Kruetgen. 1977 wurde mit Georg Koch ein nicht gebürtiger Oldesloer zum Ehrenbürger ernannt. 1996 gesellte sich Walter Busch dazu, der einzige heute noch lebende Würdenträger. 2011 wurde Otto Oellrich die Ehrenbürgerwürde verliehen. Während Kruetgen die Stadt finanziell unterstützte, erhielten die anderen vier ihre Ehrenbürgerschaft aufgrund ihres sozialen Engagements. sf Sandra Freundt

Bad Oldesloe - Ehrenbürger Ernst Kruetgen: Ein fast vergessener Geburtstag