Eutin/Bad Oldesloe: Sparkasse Holstein zahlt Mitarbeitern Corona-Prämie

Premiere für die Sparkasse Holstein: Corona-bedingt hielten die drei Vorstände Thomas Piehl, Joachim Wallmeroth und Michael Ringelhann ihre jährliche Bilanz-Pressekonferenz am Donnerstag erstmals per digitalem Videochat ab. Corona forderte im abgelaufenen Jahr auch der Sparkasse und ihren Kunden einiges ab, das Kreditinstitut kam jedoch nach eigenen Aussagen gut durch die Krise. Das bestätigen auch die Zahlen, Kredite und Kundeneinlagen stiegen im Volumen jeweils deutlich. Einigen Mitarbeitern wurde eigens eine Corona-Prämie ausgezahlt. Die LN listen die sieben wichtigsten Punkte auf: Die nackten Zahlen: Die Bilanzsumme stieg um 600 Millionen Euro von 6,79 auf 7,39 Milliarden Euro. Die Kundenkredite stiegen von 5,43 auf 5,84 Milliarden Euro, die Kundeneinlagen von 5,06 auf 5,48 Milliarden. „Ein starkes Wachstum, mit dem wir nicht gerechnet haben“, sagte Vorstandschef Thomas Piehl. Für eigene Einlagen bei der Europäischen Zentralbank zahlt die Sparkasse schon seit Jahren Strafzinsen, in 2020 beliefen sie sich auf etwa eine halbe Million Euro. Der Bilanzgewinn blieb konstant bei 12 Millionen Euro. 7,75 Millionen Euro flossen über 18 Stiftungen direkt in die Region in Ostholstein, Stormarn und Hamburg. Hansebelt-Sparkasse: Aufgrund des Geschäftsgebiets von Hamburg bis Fehmarn nennt Vorstandschef Piehl die Bank auch Hansebelt-Sparkasse – in Anlehnung an die Region und den Belttunnel. „Die Achse verläuft weiter bis nach Skandinavien, auch die Grenzen nach Lübeck verschwimmen immer mehr.“ Kann er sich angesichts der umgreifenden Fusionitis im Bankensektor auch ein Zusammenschluss mit der Sparkasse zu Lübeck vorstellen? „Wir arbeiten gut zusammen, aber es gibt da die organisatorische Besonderheit, dass Lübeck eine private und wir eine öffentlich-rechtliche sind.“ Deswegen sei das keine Perspektive. Andere Sparkasse könnten langfristig eine Option sein, denn größere Einheiten hätten große Synergiepotenziale. Piehl: „Man kann ja nicht die Mitarbeiter immer schneller arbeiten lassen.“ Und weiter: „Wir mögen unsere Nachbarn.“ Noch sei das aber kein Thema. „Wir sind ein starkes Haus.“ Standorte bleiben alle erhalten: Trotz geänderten Kundenverhaltens hin zu mehr digitaler Nutzung – 51,2 Prozent der Kunden nutzen mittlerweile das Online-Banking – will die Sparkasse Holstein an ihrer Strategie 2025 plus festhalten. Die besagt, bis zu dem Jahr auf jeden Fall alle 34 personenbesetzten Filialen zu erhalten. Ob auch alle Geldautomaten-Standorte bestehen bleiben, ist dagegen unklar. „Wir haben deutliche Rückgänge an einigen Orten zu verzeichnen“, so Thomas Piehl auf LN-Nachfrage. „Wir werden aber zunächst einmal gucken, ob das nur mit Corona und der eingeschränkten Mobilität zusammenhängt.“ In der Folge wurden auch Fremdabhebungen von Kunden anderer Sparkasse oder Banken deutlich weniger. Den Verlust bei den Gebühren bezifferte Piehl auf etwa 500 000 Euro gegenüber dem Vorjahr. Corona-Prämie für Mitarbeiter: Flexibles Zeitmanagement statt Kurzarbeit hieß es für viele der knapp 1000 Beschäftigten. Als Dankeschön erhielten 250 Filialmitarbeiter und die 66 Auszubildenden eine Corona-Prämie in Höhe von jeweils 500 Euro. Denn anders als andere Banken schloss die Sparkasse Holstein während Corona ihre Filialen nicht, sondern blieb bei den Öffnungszeiten, um den Kundenstrom zu entzerren. „Die Prämie war ein sensibles Thema, das zu einigen Gesprächen geführt hat“, sagte Thomas Piehl. „Wir waren uns aber sicher, dass diese Personen es verdient haben.“ Für 600 der 1000 Mitarbeiter wurde die Möglichkeit geschaffen, im Home-Office zu arbeiten. Corona-Hilfen für Firmenkunden: Corona hat die Sparkasse auch im direkten Kontakt mit ihren Kunden stark beschäftigt. Von den rund 180 000 Privatkunden nutzten 557 die Raten- und Tilgungsaussetzungen bei Baufinanzierungen und Privatkrediten. Von den 8555 Mittelstandskunden nutzten 480 das Angebot, Tilgungen auszusetzen oder Kredite aufzunehmen, bei den professionellen Immobilienkunden 25 von 589. Insgesamt gewährte die Sparkasse Holstein 89,5 Millionen Euro Liquiditätskredite und 2,1 Millionen Euro ausgesetzte Tilgungen „Früher war die Bereitschaft zur Verschuldung höher“, hat Thomas Piehl festgestellt, heute schließen die Inhaber eher ihre Geschäfte, als sich zu verschulden. Sparkasse als Vermieter: Die Sparkasse will auch Wohnraum schaffen und hat derzeit drei Großprojekte. In Hamburg-Altona sind 55 von 58 neuen Eigentumswohnungen über die Sparkassen-Immobilien-Gesellschaft bereits verkauft. In Heiligenhafen ist der Vertriebsstart für das Projekt Baltic Five (52 Eigentumswohnungen) bereits erfolgt, Fertigstellung 2023. Und in Ammersbek entstehen neben fünf bis acht Gewerbeeinheiten rund 50 Mietwohnunge n. Diese wird die Bank als zusätzliche Ertragsquelle selbst vermieten. Weitere Projekte sind in Planung, aber noch nicht spruchreif. Auch für die Schaffung von gefördertem Wohnraum zeigt sich die Sparkasse offen. Grüne Bank: Auch das Thema Nachhaltigkeit hat sich die Sparkasse Holstein auf die Fahnen geschrieben. Eine Fridays-for-Future-Abordnung sei vor kurzem ganz angetan gewesen, so Piehl. So hat die Sparkasse eine Photovoltaik-Anlage auf ihrem Standort in Bad Oldesloe, kompensiert als Besitzerin des Grabauer Forstes jährlich mehr als 2000 Tonnen Kohlendioxid, verwendet nur noch Ökostrom und will bis 2035 CO2 -neutral sein. Piehl: „Das ist noch mal früher als andere Unternehmen.“ Von Markus Carstens