Friedhof der Kuscheltiere: Kinder lernen in Reinfeld Umgang mit Trauer

„Maus“ ist mausetot. Das Plüschtier liegt aufgebahrt in einem Schuhkarton und sieht zwischen Blümchen und Grabbeigaben seiner Beisetzung in einer Ecke des Friedhofs an der Matthias-Claudius-Kirche in Reinfeld entgegen. Der Friedhofsgärtner hat am Rand ein kleines Grab ausgehoben, und dorthin wird nach dem Abschied in der Kirche die Prozession aus Kindergartenkindern mit Pastorin Dr. Christina Duncker an der Spitze ziehen, um das Kuscheltier unter die Erde zu bringen. Aus die Maus: Mit drei Schäufelchen Erde, die jedes Kind auf die Schachtel häuft, geht ein Projekt zum Thema Verlust, Trauer und Angst zu Ende, das Kindern helfen soll, mit ihren Gefühlen zurechtzukommen. Theologie im Schuhkarton: Die Theologie im Schuhkarton bietet Christina Duncker zum ersten Mal an. „Wir beschäftigen uns seit August mit den Themen Trauer, Angst und Wut“, erläutert Pastorin Duncker. Mit dem Projekt solle Kindern geholfen werden, mit Themen wie Tod und Verlusterfahrung umzugehen. Das Kita-Team habe angeregt, sich mit dem Thema zu beschäftigen. „Die Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben ist wichtig“, betont die Pastorin, „Kinder brauchen Unterstützung, um ihre Erfahrungen zu verarbeiten, und die biete ich in Form einer theologischen Betrachtung.“ Auf kindgerechte Weise wird das Thema über Bilderbücher, Basteln und die gespielte Beisetzung vermittelt. Verlust gebe es in ganz unterschiedlicher Form, so die Pastorin weiter. Neben einem tatsächlichen Todesfall könnten das auch familiäre Entwicklungen sein. „Bei einer Scheidung verlieren Kinder ein Elternteil, beim Umzug ihr gewohntes Umfeld, bei Streit einen guten Freund“, gibt die Pastorin Beispiele, die ein Kind mit Trauer und Ratlosigkeit erfüllen. Dazu gehört auch der Verlust von Hamster, Piepmatz oder Meerschweinchen, die plötzlich nicht mehr sind. Hier sollen altersgerechte Strategien an die Hand gegeben werden, wie man mit seinen Gefühlen umgehen kann. Mit der Maus auf den Friedhof: „Es gibt eine ganze Reihe von Kinderbüchern, die sich mit dem Thema beschäftigen“, erläutert Christina Duncker. Was passiert, wenn jemand tot ist? Wo ist er dann? Was bedeutet Totsein? Mithilfe des Bilderbuchs „Die besten Beerdigungen der Welt“ werde das Thema eingeführt. Darin sucht eine Gruppe von Kindern tote Tiere, um sie möglichst schön zu beerdigen. Das Projekt gebe Kindern Raum für ihre Fragen und biete mit der Vorstellung vom Reich Gottes Trost und Hilfe an. „Wir bauen beispielsweise aus Bauklötzen das Himmelstor nach“, erzählt Christina Duncker. Das Angebot des Glaubens sei ein Trost, aber natürlich kein Zwang. Schlusspunkt des Projekts ist die Beisetzung der weißen Plüschmaus. Pastorin Duncker bringt dafür ihre Trauertasche mit, und die Kinder wählen Engel, glitzernde Steine oder ein buntes Tuch als Gabe, die sie dem verblichenen Nager mitgeben. Das Plüschtier wird in einer Schachtel mit Blumen und Kerzen in der Kirche aufgebaut, ehe es auf den Friedhof geht, und das alles wie im wahren Leben. Neben der emotionalen Hilfe mache das Projekt die Kinder mit den Riten einer Bestattung vertraut und bereite sie auf die Passionszeit vor, so Christina Duncker. Von den Eltern habe es schon positive Rückmeldungen gegeben. Deshalb möchte die Theologin das Projekt alle drei Jahre wiederholen. Bettina Albrod

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