Interview mit Krimiautor Klaus Spieldenner über seinen neuen Roman

Krimi-Freunde dürfen sich schon jetzt die Hände reiben: Der Oldesloer Autor Klaus Spieldenner hat wieder ein spannendes Romanprojekt abgeschlossen. Nach Erfolgstiteln wie „Elbfinsternis,“ „Elbtod“ und „Elbtraum“ erscheint demnächst die „Elbflucht“. Bei ihrem neuen Fall landet seine Protagonistin, Kommissarin Sandra Holz, ausgerechnet selbst hinter Gittern. Denn in der Hamburger Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel werden bei Bauarbeiten die Leichen von zwei Männern entdeckt. Spieldenner erzählt im Gespräch mit den LN, wie er auf diese Idee kam und wie sich das Schreiben im turbulenten zurückliegenden Jahr gestaltet hat. Krimis enden meist mit Knast für den Täter. In Ihrem neuen Roman steht der ungastliche Ort nun im Mittelpunkt des Geschehens. Wie kommt’s? Klaus Spieldenner: Normalerweise kommen all meine Krimis aus meiner eigenen Inspiration. Dieses Mal hat mich meine Tochter auf die Idee gebracht. Sie hatte Kontakt zu einer Vollzugsbeamtin und über sie habe ich dann jemand kennengelernt, der 35 Jahre in „Santa Fu“ in Hamburg gearbeitet hat. Er hat mir sehr weitergeholfen. Zum Plot lässt sich sagen, dass meine Geschichten ja nicht alltäglich sind. Ich möchte nicht einfach schreiben: Da ist jemand im Knast, der haut jetzt ab und anschließend heißt es Mord-Totschlag-Kommissarin. Also habe ich überlegt, was ist eigentlich in einem Gefängnis etwas Außergewöhnliches? Da kam ich auf die Idee, dass es selbst Tatort eines Verbrechens sein könnte. Also werden dort zwei Skelette entdeckt, die schon jahrelang in einer Sprunggrube am Sportplatz verbuddelt waren. Die Aufgabe der Kommissarin ist nun, die Identität der Toten zu ergründen und zu klären, wie ein solches Verbrechen an diesem gut bewachten Ort mit Stacheldraht, Kameras und 24 Stunden Flutlichtanlage überhaupt möglich war. Sie legen ja viel Wert auf die Recherche, bevor Sie schreiben. Wie hat sich das dieses Mal angelassen? Spieldenner: Bei Regionalkrimis ist das ein absolutes Muss. Wenn da Autoren nur zu Hause sitzen und mit Google arbeiten, dann weiß ich nicht, ob das der Leser nicht merkt. Ich habe mir schon, als ich angefangen habe mit dem Schreiben, gesagt, wenn ein Pflasterstein hochsteht und die Kommissarin stolpert darüber, dann muss der Stein auch existent sein und der Leser in der Realität auch darüber stolpern. So musste ich etwa zur Höhe der Fleete Nachforschungen anstellen, weil sie eine Rolle im Buch spielen. Denn wenn ich da etwas Falsches schreibe, dann bekomme ich das in den Facebook-Bewertungen um die Ohren gehauen. Für den neuen Roman habe ich beispielsweise mit einem Rechtsmediziner gesprochen. Ich kenne ja Klaus Püschel aus Hamburg. Da hat man dann die Gewissheit, dass das, was man schreibt, abgesichert ist. Eine Station war logischerweise „Santa Fu“. Als Straftäter ist es sicher nicht schwer, hineinzulangen, wie gelingt das aber einem Autor? Durch Corona hatte ich ganz große Schwierigkeiten, überhaupt reinzukommen. Erst einmal gab es in Hamburg einen Wechsel des Polizeipräsidenten und dann ist es eh schon nicht leicht, Zutritt zu bekommen, wenn die Leute auch noch Angst haben, dass du sie ansteckst oder dass sie Auflagen von der Regierung erfüllen müssen. Letztlich habe ich die Pressestelle des Justizsenators so genervt, bis im August endlich das Okay kam. Ich musste morgens schon um 5 Uhr mit dem Elektroroller von Oldesloe los, um pünktlich um 8 in Hamburg zu sein. Im Vorfeld war ich schon informiert: keine Fotografie, kein Handy. Im Gebäude selbst kommt man durch eine erste Schleuse, wo man seinen Ausweis zeigen muss. Anschließend geht es durch einen Scanner. Geldbeutel und andere Sachen, die man dabei hat, müssen ins Schließfach. Man könnte ja damit auch Heroin reinschmuggeln. Nach drei, vier weiteren Schleusen gelangt man hinein. Haben Sie denn tatsächlich Häftlinge getroffen und sind es alle „schwere Jungs“? Spieldenner: In „Santa Fu“ sitzen tatsächlich nur schwere Jungs mit einer Verurteilung ab drei Jahren. Aber ich durfte natürlich in keine Gefängniszelle hinein und auch mit keinem der Inhaftierten sprechen. Auf dem Hof waren Häftlinge mit Gartenarbeit beschäftigt. Ich weiß genau, wenn jetzt Lesereisen stattfinden würden, wäre auch gleich die Frage, ob es gefährlich für mich war, so von Mördern umgeben. Aber zum direkten Kontakt kam es ja gar nicht. Spielt Corona denn eine Rolle im Roman? Spieldenner: Nein, ich habe mich auf eine Zeit bezogen, zu der das Virus noch keine Rolle gespielt hat, und quasi um die Pandemie herumgeschrieben. Beim nächsten Buch, das 2022 kommen soll, muss ich schauen. Da wird es dann schwierig zu erklären, weshalb ich das Thema rauslasse. Ein bisschen Maske muss die Kommissarin dann schon tragen. Wäre es denn für Sie überhaupt denkbar, einen Krimi zu schreiben, bei dem Corona selbst Auslöser für ein Verbrechen ist? Spieldenner: Das haben mir Leute schon vorgeschlagen. Aber erstmal ist es etwas, was die Menschheit momentan sehr aufregt und das die Lebensqualität sinken lässt. Darauf rumzuhacken ist nicht meine Sache. Das würden wahrscheinlich alle die tun, die zu Hause im Homeoffice sitzen und nebenbei ein paar Krimis schreiben und – nach dem Motto: Achtet nicht auf die Fehler – kostenlos bei Facebook oder sonstwo posten. Dafür bin ich zu etabliert, als auf diesem Thema herumzureiten. Wie haben sich die Corona-Beschränkungen denn auf Ihren eigenen Arbeitsalltag ausgewirkt? Spieldenner: Vorteile, weil ich dann konzentrierter arbeiten konnte, hat es nicht gebracht. Als pensionierter Soldat habe ich ja ohnehin freie Zeit. Aber alle Lesungen, die ich hatte, sind bis auf drei ausgefallen. Und da man bei der Gelegenheit schnell 30 bis 50 Bücher verkauft, fällt das natürlich jetzt weg. Insofern hat Corona schon Auswirkungen, auch für die Verlage, weil es jetzt auch keine Messen gibt. Wann können wir denn mit dem Erscheinen des Buches rechnen und gibt es dieses Mal auch eine passende Hymne? Spieldenner: Es wird am 1. März dieses Jahres auf den Markt kommen – und ja, auch bei „Elbflucht“ gibt es wieder einen eigenen Song. „Ene, mene, muh und raus bist du aus Santa Fu“. Das ist die Zeile, die mir sofort einfiel, als ich darüber nachgedacht habe. Das wird auch ein Kind singen. Es wird als Hintergrund für mein You-Tube-Video dienen, das ich auch noch zum Buch veröffentlichen will. Von Dorothea von Dahlen