Kirchspiel Nordstormarn: So kreativ ist die Kirche im Lockdown

„Ecclesia semper reformanda est.“ Dieser lateinische Satz stammt von Martin Luther und heißt übersetzt: Die Kirche muss sich immer wieder verändern. Für Pastor Nils Wolffson ist die Coronazeit dafür der ideale Anlass. „Das ist ein bisschen wie ein Katalysator, der gerade passiert. All das, was man schon mal gedacht hat, kann man plötzlich umsetzen – ohne große Vorplanung, sondern einfach mal machen.“ Und dieses „einfach mal machen“ sorge für neue Konzepte und Ideen, die nach Ansicht des Zarpener Pastors auch zukunftsträchtig sein können. Spaziergang für die Seele: Für die Verlängerung des Lockdowns haben sich die Pastorinnen und Pastoren im Kirchspiel Nordstormarn einiges einfallen lassen. Um Kontakt zu den Menschen in der Region zu halten, bieten sie zum Beispiel einen „Spaziergang für die Seele“ an. „Wer die Seele durchlüften will oder immer schon mal mit einer Pastorin oder einem Pastor spazieren gehen wollte, der kann uns jetzt buchen“, sagt Pastor Nils Wolffson. Die Reinfelder Pastorin Dr. Christina Duncker und der Klein Wesenberger Vertretungspastor Wolfgang Stahnke freuen sich schon auf die Begegnungen an der frischen Luft. „Ein Spaziergang zu zweit ist eine wunderbare Gelegenheit, um ins Gespräch zu kommen“, findet Pastorin Dr. Duncker. Pastor Stahnke ergänzt: „Wir kommen gerne zu den Menschen und gehen mit ihnen durchs Dorf, durch den Wald und über die Wiesen. Je nachdem, wo sie mit uns hin wollen.“ Auch ein Teil der Wüstenei gehört zum Gemeindegebiet. „Da kann man auf breiten Wegen gehen, durchlüften und reden“, schlägt Pastorin Isabelle Wolffson vor. Oder wie wäre es mit einer Runde um den Neuhöfer Teich oder zum Schöpfungsgarten in Reinfeld? Auch mit den Pastorinnen Gabriela Glombik und Maria Dietz sowie Pastor Götz Scheel kann man so einen „Spaziergang für die Seele“ verabreden. Auf den Homepages der Kirchengemeinden (kirche-reinfeld.de, kirche-kleinwesenberg.de, kirche-hamberge.de und kirche-zarpen.de) sowie auf deren Social-Media-Kanälen gibt es weitere Informationen zu den analogen Angeboten und Links zu den Online-Programmen. Die Pastorinnen und Pastoren aus dem Kirchspiel Nordstormarn sind unter folgenden Telefonnummern erreichbar: Pastorin Maria Dietz: 01 76/43 62 38 94, Pastorin Gabriela Glombik: 0159/01 39 31 72, Pastorin Dr. Christina Duncker: 01 59/01 39 31 04, Pastorin Isabelle Wolffson: 01 76/83 26 40 27, Pastor Nils Wolffson: 01 76/55 20 84 94, Pastor Götz Scheel: 045 31/169 55 91, Pastor Wolfgang Stahnke 01 52/29 56 68 84, Pastorin Magdalena Brauer- Modrow: 01 72/462 54 06. Die Idee dazu ist nicht ganz neu. „Kollegen in Segeberg haben das vor Weihnachten ausprobiert. Dort gibt es ein Diakonie-Altenheim. Den Bewohnern haben sie Spaziergänge um den See angeboten. Das ist so gut angenommen worden, dass wir gesagt haben, wir probieren das auch“, berichtet Pastor Wolffson. Offene Kirche: Ein weiteres analoges Angebot ist die offene Kirche in Zarpen. „Auch wenn wir zurzeit keine Gottesdienste feiern, wollen wir die Kirche gerne für Besucher öffnen“, sagt Pastor Wolffson. Das Zarpener Gotteshaus ist deshalb sonnabends von 16 bis 18 Uhr und sonntags von 10 bis 12 und 16 bis 17 Uhr geöffnet für all diejenigen, die eine persönliche Andacht halten möchten. Kerzen liegen bereit und es werden Musik und eingesprochene Texte abgespielt. Außerdem besteht auch dort die Möglichkeit, mit einer Pastorin oder einem Pastor ins Gespräch zu kommen. Reinfelder Andacht im Wohnzimmer: Das Kirchspiel Nordstormarn ist auch erfinderisch, was digitale Angebote betrifft. Auf der Seite www.kirche-reinfeld.de ist jede Woche eine aktuelle Lesepredigt zu finden. Außerdem gibt es alle zwei Wochen eine Live-Andacht über den Instagram-Kanal der Reinfelder Kirchengemeinde www.instagram.com/kirche_reinfeld. Pastorin Maria Dietz lädt dazu sonntags um 20 Uhr verschiedene Gäste ein, die sie interviewt und mit denen sie die Andacht feiert. Außerdem sind Jugendgottesdienste aus Nordstormarn auf dem Youtube-Kanal „Travejugend“ zu finden. Pastor Wolffson hat auch gestaunt, wie findig einige seiner älteren Gemeindemitglieder darin waren, digitale Alternativen zum regulären Gottesdienst auszumachen. Zum Beispiel hätten sie sich die Predigt aus Lübeck ins Wohnzimmer geholt – mit dem #LiveLine-Gottesdienst, der auf Youtube, Bibel TV, Facebook und Instagram läuft. Das neue Format wird auch über die Nutzer mitgestaltet. „Man kann sich direkt am Gottesdienst mit einem Fürbitt-Anliegen beteiligen. Das wird dann im Gottesdienst verlesen.“ Pastor Wolffson kann sich gut vorstellen, dass der Lübecker #LiveLine-Gottesdienst auch nach Corona weiter abgehalten wird. „Der ist nämlich richtig gut eingeschlagen.“ Auch in Bad Oldesloe werden Gottesdienste und Andachten live gestreamt. Dafür wurden eigene Domains eingerichtet. Für Gottesdienste live.kirche-oldesloe.de, für Andachten andacht.kirche-oldesloe.de. Wer sich Gottesdienste und Andachten noch nachträglich ansehen möchte, der kann das unter youtube.kirche-oldesloe.de tun. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Testen Sie jetzt kostenlos LN+! Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Wo würde eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit gelten? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Belegung der Krankenhäuser mit Corona: Wie viele Intensivbetten in Schleswig-Holstein sind frei? Wie viele Menschen wurden bisher in SH gegen Corona geimpft? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Segen an der Haustür: Nach dem Erfolg der Weihnachtsandachten an der Gartentür bietet Pastor Wolffson erneut an, die Menschen mit einer kurzen Andacht zu besuchen. „Weihnachten haben wir den Menschen das Hoffnungsleuchten mit dem Friedenslicht gebracht. Jetzt bringen wir den Segen in jedes Haus. Wir kommen mit dem Segen an die Tür, den sonst die Sternsinger am 6. Januar verteilen, schreiben den Segensspruch an die Haustür und segnen die Menschen, die dort wohnen“, erläutert Wolffson. Er hofft, mit dieser Aktion vor allem auch Senioren zu erreichen, die in den zehn Dörfern des Kirchspiels leben und die nicht im Internet unterwegs sind. Impfanmeldung: Die Kirche hilft: „Ich hatte auch schon Anfragen von Leuten, die sich nicht mehr aus dem Haus trauen und nach jemandem suchten, der für sie einkaufen kann.“ Das Kirchenbüro habe sich daraufhin mit Nachbarn kurzgeschlossen, die jetzt beim Einkaufen behilflich seien. „Was wir auch vorhaben, ist, den Menschen bei der Impfanmeldung zu helfen. Per Post wird eine Telefonnummer und ein persönlicher Pin-Code verschickt, den man im Internet eingibt, um einen Termin zu bekommen. Es gibt garantiert Menschen, denen diese Umsetzung nicht möglich ist. Da wollen wir gerne helfen“, so die Idee des Geistlichen. Wenn es nötig sei, würden sie die Älteren sogar zum Impfzentrum und zurück begleiten. Konfirmandenunterricht in Coronazeiten: Auch die Jugendarbeit der Kirche läuft trotz Corona und Lockdown weiter. Der Konfirmandenunterricht findet per „Zoom“-Videokonferenz statt. Zum Sammeln der Gottesdienste-Punkte dürfen die Konfirmanden irgendwo in Deutschland oder auf der Welt Gottesdienste online besuchen. „Das ist ja gerade das Spannende, dass man das tun kann.“ Anschließend werden die verschiedenen Predigten online bei „Zoom“ besprochen. Zudem gibt es spezielle Apps und Tools für Konfirmanden, mit denen der Unterricht digital gestaltet wird, wie in den Schulen. Zarpener Pfadfinder: Mit Postkartenaktion neue Leute kennenlernen: Die Zarpener Pfadfinder sind gerade dabei, den weltweiten „Thinking Day“ am 22. Februar vorzubereiten. An diesem Tag wird an den Geburtstag der Pfadfinder-Gründer Robert und Olave Baden-Powell gedacht. „An diesem Tag ist es Tradition, das Pfadfinderhemd zu tragen. Das kann man ja auch im Lockdown“, sagt Pastor Nils Wolffson. Außerdem wird eine Postkartenaktion stattfinden, bei Pfadis aus ganz Deutschland und der Welt einander persönlich gestaltete Grußkarten zusenden, um ihre Verbundenheit auszudrücken. Wolffson: „Das ist eine super Sache, bei der man ganz Corona-konform neue Leute kennenlernen kann.“ Von Britta Matzen