Kontaktverbot: Mölln setzt Parkgebühren aus

Die Möglichkeiten der Kommunen sind derzeit begrenzt. In der schwierigen Zeit durch die Gefahren des neuartigen Coronavirus geben Bund und Land den Kurs vor – auch was Ausgleichszahlungen für betroffene Branchen betrifft, haben Berlin und Kiel das Ruder fest in der Hand. Auch in dieser unruhigen See wird die Kleinstadt Mölln wieder einmal erfinderisch: Bürgermeister Jan Wiegels und seine Verwaltungscrew haben unbürokratisch die Parkgebühren an zentralen Großparkplätzen abgeschafft, um das Einkaufen und das Arbeiten im Homeoffice zu erleichtern. Das Tourismus- und Stadtmarketing navigiert Geschäftsleute und Bürger durch stürmische Zeiten, indem es akribisch eine Liste mit Geschäften, Handwerkern und Lieferdiensten veröffentlicht hat und diese auch stetig auffrischt. Sogar Schuhe und Kosmetik liefern die Möllner Händler nun. Außerdem haben Schulsozialarbeit und Gleichstellungsbeauftragte ein Möllner Sorgentelefon für frustrierte Jugendliche und einsame Menschen geschaltet. Auch die Möllner Nachbarschaftshilfe arbeitet. Parkgebühren ausgesetzt: „Die Überwachungskräfte werden das Parken ohne Parkschein nicht mehr ahnden“, erklärte Möllns Bürgermeister Jan Wiegels auf Nachfrage. Bis zum 19. April müssen Anwohner auf den Parkplätzen am Mühlenplatz und am Kurpark keine Tickets mehr ziehen. Wegen der aktuellen Corona-Pandemie, in der viele Einwohner der Stadt auch am Tage zu Hause bleiben müssten, könnten Anwohner der City jetzt mit gültigem Bewohnerparkausweis die ansonsten gebührenpflichtigen Parkplätze gebührenfrei nutzen. Die Regelung gilt vorerst bis zum 19. April. Die Stadt bittet, die Bewohnerparkausweise gut sichtbar in den Fahrzeugen auszulegen. Die Stadtbücherei Mölln ist aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie bis auf Weiteres geschlossen. Alle Medien werden automatisch verlängert und können zu einem späteren Zeitpunkt abgegeben werden, teilt die Stadt Mölln mit. Wirtschaftlich schwierige Zeiten: „Wir hatten zu diesem Thema viele Anfragen von Bürgern“, erklärt Wiegels. Denn die Möllner fahren wie viele andere Menschen im Land im Augenblick nicht zur Arbeit und bleiben zu einem großen Teil im Homeoffice. Mit dieser Maßnahme möchte die Verwaltung die angespannte Verkehrslage in der Innenstadt entschärfen. „Viele durchleiden außerdem wirtschaftlich schwere Zeiten – wir wollen die Menschen damit entlasten“, sagt Wiegels. Möllner Händler liefern Schuhe und Kosmetik nach Hause: Von wirtschaftlichen Sorgen können Bürger, Geschäftsleute und auch die Tourismusbranche ein Lied singen. „Es ist eine total schwierige Situation. Im Moment ist es maßgeblich, dass wir informieren“, erklärte Jochen Buchholz, Leiter des Tourismus- und Stadtmarketings bereits in der vergangenen Woche. Deshalb bündelt er in seinem Ressort, zu dem mit Monika Siegel auch das Citymarketing und die Vernetzung der Möllner Geschäftsleute gehören, im Augenblick viele wichtige Informationen für Bürger und Unternehmer. Unter dem Motto „#MöllnHältZusammen“ wird über die Grundversorgung mit dem täglichen Bedarf in Mölln berichtet. „Darüber hinaus haben der Möllner Einzelhandel und die Gastronomie ihr Angebot im Bereich Lieferdienst und Abholservice kurzfristig erweitert“, heißt es. Bereits 27 Möllner Geschäfte und 13 Restaurants und Essens-Lieferdienste sind beteiligt. Schuhe, Kosmetik, Speisen oder Elektrogeräte werden bis nach Hause geliefert, um regionalen Handel und Gastronomie am Leben zu halten und die Menschen zu versorgen. Mehr Infos gibt es dazu unter www.moelln-tourismus.de/sonderaktionen. Nachbarschaftshilfe für Mölln: Die Möllner Nachbarschaftshilfe soll sich um Menschen kümmern, die zu einer Risikogruppe im Hinblick auf eine Infektion mit dem neuen Coronavirus gehören. In der Eulenspiegelstadt hatten sich seit Tagen derartige Initiativen gebildet. Zur besseren Abstimmung der einzelnen Hilfen hat Bürgermeister Wiegels Stadtjugendpfleger Oskar Blank als zentralen Ansprechpartner mit der Koordinierung der Nachbarschaftshilfen beauftragt. Der Bürgermeister appelliert insbesondere an Bürger aus Risikogruppen, das Angebot der Nachbarschaftshilfe zu nutzen, um vermeidbare Risiken durch eigenständige Einkäufe zu minimieren. Das Nachbarschaftstelefon ist Montag bis Freitag von 10 bis 15 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr unter Telefon 045 42/803 803 erreichbar. Für alle nicht-medizinischen Fragen zum Thema Coronavirus (SARS-CoV-2 COVID-19) können sich Möllner außerdem an das Bürgertelefon der Stadt Mölln wenden. Die Telefonnummer lautet: 04542/803–802. Der Service wird angeboten in der Zeit von Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr. Medizinische Fragen zum Coronavirus werden direkt vom Gesundheitsamt des Kreises Herzogtum Lauenburg werktags in der Zeit von 8 bis 17 Uhr unter Telefon 045 41/88 83 80 beantwortet. Sorgentelefon in psychosozialer Ausnahmesituation: Jugendliche und Kinder haben derzeit Langeweile zu Hause. Auch für die Eltern wird der Spagat zwischen Homeoffice, Kinderbetreuung und dem gänzlich neuen Alltag zum Stresstest. „Sie Situation ist auch wie ein psychosozialer Test. Unser Sorgentelefon soll eine Art Blitzableiter sein“, sagt Wiegels, der den Humor trotz der ernsten Lage nicht verloren hat. Deshalb hat Mölln in der Coronakrise mit gleichermaßen bekanntem wie gut geschultem Personal diese Hotline geschaltet. Die Schulsozialarbeiterin Andrea Kühne und die Gleichstellungsbeauftragte Edelgard Jenner stehen Schülern und Eltern beratend zur Verfügung, die über Ängste oder Sorgen reden möchten. Das Sorgentelefon ist unter Telefon 045 42/80 38 00 von Montag bis Freitag zwischen 10 und 18 Uhr erreichbar. Das Angebot gilt für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsene – mindestens bis zum 17. April 2020. Ihre Stadt, Ihre Nachrichten. Hier geht’s zu allen LN-Artikeln aus Mölln. Und hier geht es zum LN-Liveblog zur aktuellen Lage über das Cornavirus im Norden. Von Florian Grombein

Wegweiser in der Coronakrise - Mölln setzt Parkgebühren aus und lokaler Einzelhandel liefert