Kreis Stormarn: Tierfriedhof eröffnet im Jersbeker Forst

Wenn das Haustier stirbt, ist das ein schwerer Schlag. Die Vorstellung, die Tiere in eine Tierkörperbeseitigungsanstalt zu geben, können viele Menschen deshalb nicht ertragen. Jetzt gibt es in Jersbek eine Alternative für Hund, Hamster, Meerschweinchen und Katze: Am Montag wird ein Haustierfriedhof unter dem Namen „Tierwaldfrieden am Barockpark“ im Jersbeker Forst eröffnet, wo Haustiere eine würdige letzte Ruhestätte finden können. Er ist eine Ergänzung zum benachbarten Begräbniswald „Waldfrieden am Barockpark“ und bietet die Bestattung für alles, was Fell oder Federn hat und seinen Besitzern am Herzen liegt. Naturnahe Bestattung im Wald: Mit der Möglichkeit der naturnahen Bestattung im Wald greift Julius von Bethmann-Hollweg eine Idee auf, die er schon vor zehn Jahren hatte. „Als wir damals den Flächennutzungsplan für den Begräbniswald aufgestellt haben, haben wir separat auch schon die Fläche für den Tierfriedhof mitgeplant.“ Immer wieder seien vor allem Hundebesitzer mit dem Wunsch an ihn heran getreten, doch auch einen Tierfriedhof anzubieten. „Viele gehen mit ihrem Hund im Jersbeker Forst spazieren und wünschen sich dann, dass ihr Hund dort auch begraben werden kann.“ Auch andere Vierbeiner wie Kaninchen oder ein Pferd können in Jersbek die letzte Ruhe finden. „Gestern hatten wir schon einen Anruf, weil jemand seine Katze beisetzen lassen will“, ergänzt Karina Stichnote vom Friedhofsbüro. Weil das Begräbnis mit Hund zwar in der Diskussion, in Schleswig-Holstein aber noch nicht möglich ist, ist es für viele attraktiv, ihr Tier neben dem Waldfriedhof begraben zu können. „Die Bereiche sind klar getrennt“, betont von Bethmann-Hollweg, „sie liegen aber benachbart, und die Infrastruktur mit Hinweistafeln, Wegen und Parkplatz ist schon da.“ Beigesetzt werden die Tiere naturnah im Wald auf einer Fläche mit bisher 20 Bäumen in biologisch abbaubaren Urnen, nachdem sie zuvor eingeäschert wurden – so verlangt es das Gesetz. „Pro Baum kann man zwölf Tiergräber anlegen, auf die mit einer Plakette am Baum hingewiesen wird“, beschreibt Karina Stichnote das Vorgehen. Alternativ kann auch ein Einzelbaum als Grabstätte ausgewählt werden. Die Tierbesitzer können sich den Baum für ihre Begleiter selber aussuchen und so stilvoll von ihnen Abschied nehmen. Für von Bethmann-Hollweg ist es wichtig, den Kreislauf der Natur im Blick zu haben. „Die Haustiere werden in den biologisch abbaubaren Urnen beigesetzt und dadurch selber wieder zu einem Teil der Natur“, erklärt er. „Die Vorstellung ist schön, dass die Tiere über die Wurzeln der Bäume zurück in den Naturkreislauf gelangen und beispielsweise in einer alten Eiche aufgehen, die für den Besitzer zum Bezugspunkt wird.“ Grabschmuck gibt es nicht: Um die Natur nicht zu stören, sind alle Arten von Grabschmuck untersagt. Lieblingskauknochen oder Katzenspielzeug enthalten Kunststoff, der sich nicht zersetzt, und selbst bemalte Steine oder Blumengestecke stören das ökologische Gleichgewicht. „Der Wald ist ein empfindliches Ökosystem“, betont von Bethmann-Hollweg. „Jeder kleinste Eingriff durch den Menschen hat Folgen.“ Lediglich die Namensplakette an den Bäumen verweist auf „Minka“, „Bello“ oder „Butschi“, die dort liegen. „Der Wald soll in seinem naturnahen Charakter erhalten bleiben.“ Die Gestaltung der Beisetzung liegt beim Tierhalter. „Mittlerweile gibt es Bestatter, die auch die Beisetzung von Tieren anbieten“, erklärt von Bethmann-Hollweg – schließlich braucht man dazu ein Krematorium. Auf einer kleinen Wiese im Begräbniswald ist ein Andachtsplatz eingerichtet, falls jemand gesondert von seinem Vierbeiner Abschied nehmen will. Der Waldfriedhof für Tiere ist noch klein, aber ausbaufähig. Der Abschied vom Tier kann naturnah erfolgen, und das an einem Ort, den viele aus ihren Spaziergängen kennen. Die Ruhezeit für Tieraschen beträgt im Begräbniswald fünf Jahre. Eine Verlängerung der Ruhezeit bei Gemeinschaftsgrabstellen ist auf Antrag möglich. Zweiter Haustierfriedhof in Stormarn: Jersbek bietet damit den zweiten Haustierfriedhof in Stormarn nach Tangstedt an: Dort wurde bereits 1978 ein Haustierfriedhof angelegt, nachdem Gründer Uwe Arthur Timm in Paris den Tierfriedhof entdeckt hatte. Die Tradition der Haustierbestattung ist alt, heißt es dort auf der Internetseite: Hat doch auch Friedrich der Große seine Hunde in Schloss Sanssouci neben seinem Grab beisetzen lassen. www.tierwaldfrieden.de Tierbestattungen sind keine Erfindung der heutigen Zeit. Im antiken Zypern, wo Katzen bereits als Haustiere gehalten wurden, soll bereits vor 10 000 Jahren die erste Katze beerdigt worden sein. Und auch im Mittelalter ließen sich wohlhabende Herren zusammen mit ihren Pferden oder Jagdhunden beisetzen. Der älteste und bekannteste Tierfriedhof der Neuzeit, der „Cimetière des chiens“ (Hundefriedhof), wurde 1899 in Paris angelegt. Weltweit existieren heute ähnliche Anlagen. In Deutschland ist die Beisetzung – mit wenigen Ausnahmen – unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen bisher nur auf speziellen Tierfriedhöfen oder Privatgrundstücken gestattet. Mittlerweile existieren aber auch schon Mensch-Tier-Friedhöfe, wo die gemeinsame Bestattung in separaten Urnen möglich ist. Als bisher erstes Bundesland hat Hamburg im Oktober 2019 ein Gesetz erlassen, wonach die gemeinsame Bestattung von Menschen und Tieren auch auf regulären Friedhöfen erlaubt werden soll. Um die Gefühle derer nicht zu verletzt, die damit nicht einverstanden sind, sollen dafür aber spezielle Flächen vorgehalten werden. Von Bettina Albrod