LNG statt Diesel: Spedition Bode in Reinfeld investiert in alternative Antriebstechnik

Ein spannendes Geschäftsjahr liegt hinter der Reinfelder Spedition Bode. Mitte Januar 2020 hat das Transport- und Logistikunternehmen den Regelbetrieb auf dem E-Highway aufgenommen, dann kam Corona, zudem standen neue Investitionen an. „Das sind herausfordernde Zeiten“, macht Geschäftsführer Marc-Philipp Bode deutlich. Geschäfte auf stabilem Niveau: Die Spedition transportiert Lebensmittel, Getränke, Papierrollen, Kartonagen von Skandinavien bis nach Italien und Spanien. Viele dieser Waren sind aktuell besonders nachgefragt. Marc-Philipp Bode: „Es ist aber nicht so, dass wir uns vor Aufträgen kaum retten können. Wir sind froh, dass wir keine Kurzarbeit machen müssen. Aber die Leute rennen uns nicht die Bude ein.“ Die Geschäfte liefen auf einem guten, stabilen Niveau, die Spedition verzeichne aber auch Einbrüche. Vor Corona belieferte der Logistikdienstleister Kreuzfahrtschiffe wie „Aida“ oder „Mein Schiff“, die in den norddeutschen Häfen festmachten. „Diese Aufträge sind in 2020 komplett weggebrochen“, berichtet der Geschäftsführer. Auch auf dem freien Markt seien die Preise im vergangenen Jahr in den Keller gegangen. Ladungen nach Süddeutschland wären 2020 besonders umkämpft gewesen. „Viele Spediteure sind durch das Runterfahren der Autoindustrie frei geworden, und die haben sich ebenfalls um Aufträge bemüht. Angebot und Nachfrage – das drückt natürlich den Preis“, weiß Bode. Die Pandemie hat dem Reinfelder Transportunternehmen aber auch gezeigt, dass das Virus Einfluss auf die Lieferketten haben kann. Um dazu beizutragen, dass es künftig zu keinem Mangel an bestimmten Waren kommt, expandierte die Spedition Bode im Bereich Lagerlogistik. „Wir haben als Mietobjekt eine 8000 Quadratmeter große Lagerhalle in der Elly-Heuss-Knapp-Straße in Bad Oldesloe dazu genommen. Wir haben schon gemerkt, dass die Nachfrage gestiegen ist. Denn ein bisschen vorhalten ist auch im Zuge der Globalisierung nicht so schlecht.“ LNG statt Diesel: 35 neue Lkw: Zuwachs gab es auch im Fuhrpark der Spedition Bode. Zum einen wurden 30 „schicke, neue Kühler“ angeschafft, die zum Transport von Lebensmitteln in Europa eingesetzt werden. Außerdem hat die Firma 35 LNG-Lkw gekauft und damit mehr als ein Drittel ihrer Diesel-Flotte ausgetauscht. LNG – das steht für „Liquefied Natural Gas“, kurz Flüssigerdgas. Damit leistet Bode einen Beitrag zum klimafreundlicheren Fahren. „LNG ist im Moment für uns die einzig verfügbare Technologie, bei der man CO2 einsparen kann. Es sollen 20 Prozent weniger Emissionen sein“, informiert Bode. Das schone die Umwelt und das Klima. Die Spedition sieht aber auch Kostenvorteile. „Wir hoffen, damit günstiger zu fahren, wenn künftig die Kraftstoffe CO2 bepreist werden.“ Weitere Argumente, warum sie sich für die LNG-Fahrzeuge entschieden hätten, seien staatliche Fördermittel und eine Mautbefreiung bis 2023. Ein LNG-Lkw ist allerdings rund 40 Prozent teurer als ein herkömmlicher Diesel-Lkw. „Um die 130 000 Euro kostet ein LNG-Fahrzeug. Das ist natürlich eine immens große Investition für uns“, fügt Marc-Philipp Bode hinzu. Tankstellen-Eröffnung: Flüssigerdgas – dieser Kraftstoff ist nur bei speziellen Tankstellen erhältlich. Deutschlandweit gibt es bisher nur rund 30 Standorte. Darunter ist seit neuestem auch Reinfeld. Auf dem firmeneigenen Gelände Bodes direkt neben der Lkw-Waschanlage hat der Tankstellenbetreiber Alternoil eine LNG-Station in Betrieb genommen. Bodo: „Mit 35 Lkw haben wir natürlich einen Riesenbedarf.“ Noch ist die Tankstelle im Testbetrieb. Aber künftig sollen dort alle LNG-Fahrzeuge tanken können. Aufgrund der Kälte des Kraftstoffs von etwa minus 160°C ist allerdings eine aufwendige Technik zum Tanken erforderlich. Zudem ist das Tanken nur Fahrern erlaubt, die im Umgang mit LNG geschult wurden. Alternoil will auch Kraftstoff mit einem Bio-LNG-Anteil von zehn Prozent anbieten. „Das ist Biomethan, welches aus Abfällen in den Biogasanlagen entsteht“, erläutert Bode. Damit trägt die Reinfelder Spedition weiter zur Reduktion der CO2-Emissionen im Schwerlastverkehr bei. E-Highway: Testbrummis haben geringe Reichweite: Neues gibt es auch in Sachen E-Highway. Der Oberleitungs-Lkw auf dem E-Highway verkehrt täglich fünf- bis sechsmal zwischen Reinfeld und Lübeck. 67 000 Kilometer hat er schon runter. Transportiert werden gekühlte Lebensmittel, die über die Lübecker Häfen nach Skandinavien gehen. Etwas enttäuschend ist allerdings die Reichweite des Testbrummis. Er schafft mit Batteriebetrieb zehn bis 15 Kilometer, wenn er vollgeladen ist. Für die Strecke von 26 Kilometern zum Lübecker Hafen – dafür reicht die Batterieleistung noch nicht. „Das hätte ich auch nicht gedacht“, wundert sich der Spediteur. Jeden Monat muss der Stromlaster gewartet werden, ab und zu gehe bei dem innovativen Antrieb auch mal was kaputt. Bode: „Das kann man nicht mit einem normalen Diesel-Fahrzeug vergleichen. Aber das war uns von vorn herein klar. Wir probieren hier ja was Neues aus.“ Im Mai sollen vier weitere E-Lkw ankommen – ausgestattet mit größerer Batterie. Man darf also gespannt sein, ob die die Tour bis zum Hafen schaffen. Ansonsten hat die Pandemie auch im Betrieb von Bode einiges durcheinander gewirbelt. „Wir haben schnell festgestellt, dass unsere Bürokapazitäten nicht ausreichen.“ Deshalb hätten sie in der Abfertigung, wo die Fahrer ankommen, die Räumlichkeiten erweitert, um den nötigen Sicherheitsabstand zu gewährleisten. In der gesamten Firma wurden Stühle auseinandergerückt, Büros umbesetzt und Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Von 313 Beschäftigten arbeiten derzeit 40 von zu Hause. Im Lager wurden die Beschäftigten in Kohorten eingeteilt. „Falls ein Coronafall auftritt, dass wir nicht alle nach Hause schicken müssen.“ Wegen des Virus fehlt auch ein wichtiges Stück Unternehmenskultur: Das sonnabendliche Frühstück, das die Chefs seit Jahrzehnten für ihre Mitarbeiter ausrichten. „Das vermissen wir alle sehr, weil man da mit den Leuten mal richtig zum Schnacken kommt.“ „Gute Jungs auf Achse“: Obwohl die Fahrer so viel unterwegs seien – von ihnen habe sich bisher keiner infiziert. Darüber ist der Geschäftsführer heilfroh. „Das zeigt mir auch, dass wir wirklich gute Jungs auf Achse haben, die die Maske tragen, sich die Hände desinfizieren und vorsichtig sind.“ Von Britta Matzen