Land zahlt Spielkonsolen: Stormarn startet E-Sport-Liga

Ist das denn überhaupt Sport? Diese Frage wollen die Organisatoren der Stormarn League bewusst umgehen. Ist im Grunde auch egal, denn E-Sport oder E-Gaming gehören nun mal zur Lebenswirklichkeit von Jugendlichen. Das sieht auch Stefan Kühl so, Vorsitzender des Kreisjugendrings Stormarn. „E-Sport und E-Gaming sind total im Trend“, sagte Kühl bei der offiziellen Vorstellung der Stormarn League am Montag im Schloss Reinbek. Um die Jugendlichen beim „Daddeln“ oder „Zocken“ nicht allein zu lassen, wurde beim Kreisjugendring (KJR) die Idee eines Ligabetriebs unter dem Namen Stormarn League geboren. Sechs Teams nehmen zunächst daran teil, wahrscheinlich werden es irgendwann mehr. Startschuss ist nach den Sommerferien, mit dabei sind auch Mannschaften aus Reinfeld, Bad Oldesloe und Bargfeld-Stegen. Gespielt wird das Spiel Rocket League, eine Art Autoball. Freigegeben ist es ab sechs Jahren. 21 Gaming-Koffer vom Land: Extra angeschafft und selbst zusammengestellt wurden dafür 21 Gaming-Koffer, unter anderem jeweils mit der Xbox One, Controllern, Headsets und 32-Zoll-Bildschirmen, dazu diverse Anschlüsse außen an den Koffern. Das Geld dafür kam vom Land, das 2019 den E-Sport mit insgesamt 500 000 Euro förderte. 60 000 Euro davon gingen nach Stormarn, denn mit dem Projekt ist der KJR in Schleswig-Holstein Pionier. „Unseres Wissens gibt es das in der Form kein zweites Mal“, sagte Martin Oberwetter, der zusammen mit Lasse Häusgen die Stormarn League konzipiert hat. E-Sport-Ligen gebe es zwar zuhauf, aber keine unter medienpädagogischen Gesichtspunkten, sagte Oberwetter. So solle auch in dem ganzheitlichen Konzept explizit um Themen wie Sucht, Gewalt, Medienkompetenz und sogar Ernährung gehen. Denn, das hat Kristina Herbst aus dem Kieler Innenministerium beobachtet, „das Gaming gehe nicht mit Chips und Cola, E-Sportler sind alle durchtrainiert“. Die Staatssekretärin war auch in Reinbek dabei, um zu gucken, wie das Geld des Landes angelegt wurde. Sie selbst war auch nicht da, die Definitionsfrage stellen. Ob E-Sport auch Sport ist, sei auch in der Landesregierung umstritten. Kristina Herbst dankte aber ausdrücklich dem Kreisjugendring um Geschäftsführer Uwe Sommer für dessen Ansatz. „So spielen die Jugendlichen nicht allein zu Hause und werden zudem fachmännisch angeleitet. Cybermobbing und Pornografie werden ebenfalls thematisiert: Teamer und Jugendleiter würden gezielt mit Blick auf Cybermobbing, Werbung, Pornografie, Rollenbilder, Extremismus sowie Hass und Hetze geschult. „Leider muss man damit rechnen, dass einem diese Themen partiell in der digitalen Spielekultur begegnen. Deshalb ist es richtig, die Kinder und Jugendlichen darauf vorzubereiten“, so Herbst. Dazu gehöre auch, dem „zügellosen“ Spielen Grenzen zu setzen und dadurch suchtpräventiv vorzubeugen. So werde das Projekt von zwei beim Kreisjugendring festangestellten Medienpädagogen begleitet. Oberwetter, Häusgen und auch Lina Samoske vom KJR bilden zunächst in Workshops die jeweiligen Teammanager aus. Das sind allesamt Leiter von Jugendeinrichtungen oder -organisationen wie Jugendfeuerwehr und Jugendrotkreuz. Für Bad Oldesloe ist etwa die evangelische Kirchenjugend am Start. In Reinfeld hatte Jugendpflegerin Katrin Göhlert von dem Projekt gehört und alle Hebel in Bewegung gesetzt, ein Team zusammenzustellen. „Sehr schwierig, richtig gut zu werden“: Das gelang relativ schnell, und bei der Präsentation in Reinbek zeigten die „(Jug)Endgamer“ vom Reinfelder Jugendzentrum in Person von Erik Maschke, Danilo Hermann und Jan Pascal Kaminski auch ziemlich schnell, dass sie sich mit Rocket League auskennen. „Es ist ein Spiel, das recht einfach ist und bei dem jeder schnell mitmachen kann“, erklärt Pädagoge Martin Oberwetter. Allerdings sei es sehr schwierig, richtig gut zu werden. „Es entscheidet kein Zufallsgenerator, sondern Leistung und Strategie“, weiß auch Staatssekretärin Kristina Herbst. Zeit zum Training bleibt den sechs Teams – gespielt wird drei gegen drei, noch in den Sommerferien. Danach geht es richtig los mit den ersten Spieltagen. Bis Weihnachten soll der erste Stormarn-League-Meister feststehen. Von den sechs Teams kommen gleich zwei aus Bargfeld-Stegen: zum einen von der Jugendfeuerwehr (Spielname „Bargfeld Firekings“) und zum anderen von der evangelischen Jugend. Letztere ist noch ein zweites Mal vertreten, nämlich die aus Bad Oldesloe. In Reinfeld macht das Jugendzentrum mit, ebenso das aus Reinbek sowie schlussendlich Jugendrotkreuzler aus Reinbek und Großhansdorf als „The Storming Team“. Die Mannschaften spielen im Laufe der Saison alle gegeneinander – mit Hin- und Rückspiel. Gespielt wird drei gegen drei nach dem Modus best-of-seven. Wer also zuerst vier Spiele gewonnen hat, gewinnt das Duell. Eine Partie dauert fünf Minuten. Steht es dann unentschieden, gibt es Verlängerung. Auf dem Video-Kanal werden die Spiele live übertragen und von „Flashing Flo“ aus Glinde kommentiert. Wer sich näher mit dem Projekt befassen möchte, kann dieses auf der eigens hierfür geschaffenen Homepage www.stormarnleague.de tun. Hier findet man auch Informationen zu den beteiligten Startmannschaften. Von Markus Carstens