Lockdown in Bad Oldesloe: Familien begrüßen Schulöffnungen, Einzelhändler geschockt

Loresa freut sich auf die Schule, Luna auf den Kindergarten. Beide können am kommenden Montag (wohl) wieder starten. Auch Friseursalons und Blumengeschäfte dürfen wieder öffnen. In Geduld üben müssen sich dagegen die Einzelhändler im Allgemeinen, Kinos, Theater und Schausteller. Grundschulöffnungen bringen etwas Normalität zurück: „Ich hab nicht damit gerechnet, dass ab 15. Februar schon Lockerungen erfolgen“, erklärt Drita Pamadoni. Dass aber ihre mittlere Tochter von Montag an wieder in die Schule darf, freut sie schon. „Das bringt ein bisschen Normalität zurück.“ Bis sich die Mutter dreier Kinder jedoch wieder mit der ganzen Familie treffen oder aber, was sie schmerzlich vermisst, einen Kaffee in der Eisbar „Elvis“ genießen kann, wird es wohl noch eine Weile dauern. „Lieber nicht zu früh öffnen!“: „Vor dem ersten Lockdown hatte ich noch eine Kurzhaarfrisur, jetzt sind die Haare schon fast schulterlang“, sagt Ramona Boese schmunzelnd. Sie findet das jedoch nicht so schlimm, betont: „Besser, wir halten den Lockdown jetzt noch eine Weile länger durch, als zu früh zu öffnen, nur um dann in den dritten Lockdown zu müssen. Die Zahlen können – wie in diversen Pflegeheimen schon passiert – ja schnell wieder nach oben schießen. Daher ist es wichtig, dass wir uns alle an die Maßnahmen halten“, betont die Mutter zweier Kinder. Dass der Lockdown verlängert worden ist, finden im Grunde alle Befragten in Ordnung, da die aktuellen Zahlen der Neuinfektionen immer noch zu hoch seien. Eine Umarmung, ein Treffen mit Freunden oder ein Tee in einem Café werden aber doch vermisst. Und über einige Entscheidungen ärgern sich die Oldesloer Bürger schon. Arbeitsbeginn für Schausteller ungewiss: „Wann ich wieder arbeiten darf, steht noch in den Sternen, vermutlich dieses Jahr nicht mehr“, nimmt Marlen Hesselmaier an. Denn die junge Mutter ist Schaustellerin, verkauft unter anderem auf dem Hamburger Dom Schmalzkuchen und weiteres Gebäck. Sie vermisst das schon sehr. „Bis zum Hafengeburtstag ist alles komplett abgesagt“, weiß sie. Die Lockdown-Maßnahmen an sich stören sie nicht, ist sie doch kein Shopping-Typ, sondern mit ihrer Tochter viel in der Natur unterwegs. Weil ihr Partner als Maler arbeiten darf, passt es auch vom Finanziellen her so gerade. Allerdings ärgert Marlen Hesselmaier, dass es von der Regierung keine klaren Ansagen gebe. „Nachrichten gucke ich schon eine Weile nicht mehr, da ja sowieso nichts Konkretes gesagt wird.“ „Einige Entscheidungen sind nicht nachvollziehbar!“: „Die Verlängerung des Lockdowns ist schon richtig, da die Inzidenzwerte einfach noch zu hoch sind“, befindet auch Peter Metzing, der das gemeinsame Singen mit dem Shanty-Chor und die Fernreisen mit seiner Frau natürlich trotzdem vermisst. Auch kann der Rentner einige Entscheidungen nicht nachvollziehen: „Warum dürfen Friseure und Blumengeschäfte – oftmals eher kleine Läden – öffnen und das Modehaus Rohde, in dem ein Abstand gut eingehalten werden kann, nicht?“ Während er die Maskenpflicht absolut in Ordnung findet und auch die Kontaktbeschränkungen in gewissem Rahmen für ihn ok sind – „für Alleinstehende natürlich nicht einfach“, wirft er ein –, ärgern ihn die unterschiedlichen Aussagen der Experten. Auch die Herabsetzung des Inzidenzwertes von 50 auf 35 kann er nicht nachvollziehen. „Das verunsichert die Bürger doch total.“ Herabsetzung des Inzidenzwertes schockt Einzelhandel: Tatsächlich waren auch die Einzelhändler speziell nach diesem Punkt der Regierungsentscheidung mehr als geschockt. „Dass der Lockdown verlängert wird und wir nicht am 15. Februar schon öffnen dürfen, war klar. Bei einem aktuellen Wert von zwischen 50 und 60 ist das Datum der Ladenöffnung jetzt allerdings in weite Ferne gerückt“, spricht Marcus Straßburg von City-Sport Oldesloe wohl für alle Einzelhändler der Kreisstadt. Wie er auch arbeiten viele in diesen Zeiten mit dem „ Click & Collect “-System und haben auch schon ein Internet-Angebot, doch der Geschäftsführer betont: „Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein.“ Auch ärgert ihn, dass die versprochenen finanziellen Unterstützungen noch nicht geflossen sind. „Bei uns steht jetzt in den Regalen noch die Winterkollektion, die nicht verkauft wird. Nächste Woche wird die Frühjahrs- und Sommerware angeliefert, die bezahlt werden muss. Ich habe zum Glück keinen Kredit aufnehmen müssen, halte das Geschäft aber derzeit mit den Rücklagen für meine private Altersvorsorge am Laufen.“ Verhalten optimistisch hofft Straßburg auf eine Lockdown-Lockerung ab 15. März, betont dabei aber, dass die Nachbarländer Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern mit Schleswig-Holstein an einem Strang ziehen müssten, damit keine Schieflage entstehe. Privat vermisst der Geschäftsmann das Treffen mit Freunden im Restaurant und den Gang ins Theater oder Kino. „Termin beim Friseur ist gemacht!“: Mit der Öffnung des OHO-Kinocenter s rechnet dessen Betreiber Heinz Wittern nicht vor Mai/Juni. „Es ist wichtig, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehört, dass die Öffnung der Kinos bundeseinheitlich erfolgt. Denn nur so können die Verleiher die aktuellen Filme gerecht verteilen“, betont er. Seine Gäste vermisst Wittern schon und vertraut darauf, dass diese wieder eintrudeln, sobald der Vorhang sich öffnen darf. Privat freut er sich über die Lockerungen im Friseurbereich und hat für sich gleich einen Termin für den 1. März gemacht. Von Sandra Freundt