Meddewader muss FSJ in Ghana wegen Corona vorzeitig abbrechen

Als „sehr krass“ beschreibt der 19-jährige Noah Braun aus Meddewade seine Lebenserfahrungen der letzten Wochen. Aus seiner Zeit als Lehrer im Freiwilligen Sozialen Jahr an einer Schule in Ghana brachte die Corona-Krise ihn jäh mit dem letzten Rückholflug für Freiwillige und Touristen wieder nach Deutschland. „Es war alles total verrückt“, berichtet der Meddewader. In Ghana hätten sie wenig von Corona mitbekommen. Sie waren noch mit Freunden auf einem Festival, auf der Arbeit war es stressig. Dann erfuhren sie, dass die Grenzen geschlossen werden. Und zudem die Schulen schließen. Noah: „Bei uns im Dorf hat man ansonsten von Einschränkungen nichts gemerkt.“ „Es konnte jeden Tag so weit sein“: Schließlich informierte die Agentur die Freiwilligen, dass sie nach Hause geschickt werden. Ein genaues Datum für die Rückreise habe es nicht gegeben. „Es konnte jeden Tag so weit sein“, benannte der 19-Jährige die Ungewissheit. Schließlich hieß es am Sonnabend, dass der Flieger am Mittwoch bereit sei. Eine halbe Woche Zeit, um einige Dinge noch ein letztes Mal zu machen. Doch dann mussten sie doch etwas früher los, da nun die Regierung per Mail dazu aufforderte, rechtzeitig in Accra zu sein. Noah: „Täglich mussten wir uns in eine Liste eintragen.“ Ihr afrikanischer Mentor mietete dann für die insgesamt sechs Freiwilligen aus der Region einen Minibus, der sie mitsamt Gepäck in rund fünf Stunden in die Hauptstadt fuhr. „Ich habe ganz viel Gepäck dagelassen“: Noah: „Ich habe ganz viel Gepäck dagelassen.“ Vor sieben Monaten sei er mit zwei Mal 23 Kilo Gepäck nach Ghana gereist. Nun trat er mit weniger als der Hälfte die vorzeitige Heimreise an. Nur 20 Kilo Gepäck waren auf dem Rückflug erlaubt. Die letzte Nacht in Accra verbrachte er mit anderen Freiwilligen im Hotel. „Ein schöner letzter Abend.“ Schon auf dem Flughafen wurde klar, dass es mit der afrikanischen Gelassenheit und dort üblichen entspannten Zeitmanagement vorbei war. Der Flieger war nur für Deutsche. Und die rund 270 Passagiere waren alle pünktlich und organisiert. Ein Security-Mann verglich eine Liste mit den Namen. Noah: „Wie die Gästeliste bei einer Party.“ „Ich friere die ganze Zeit“: Der junge Meddewader: „Es ist schwer, das alles zu realisieren.“ Das Gute sei, dass man nicht mehr jeden Tag schwitzt. Und er wieder normale Klamotten und sogar Strümpfe tragen kann. „Das ist ein tolles Gefühl.“ Aus Temperaturen um die 30 Grad in Ghana konnte er nicht so recht nachvollziehen, wenn seine Meddewader Familie jetzt an einigen Tagen meint, es sei total warm draußen. Noah: „Ich friere die ganze Zeit.“ Was er derzeit genieße, sei das Essen. „Käse gab es in Ghana nicht.“ In seinem Dorf Wusuta in Ghana sei das Leben bis zuletzt ganz normal gewesen. Mal abgesehen davon, dass die Schule geschlossen war. Hier muss er sich erst einmal an das neue „Sozial Distancing“ gewöhnen. „Es ist zwar supervernünftig, aber es tut auch weh.“ Die FSJ-Zeit in Ghana war „der totale Hammer“: „Insgesamt waren die sieben Monate der totale Hammer. Richtig genial.“ Das Arbeiten als Lehrer habe „superviel Spaß gemacht.“ Er habe in drei Klassen der Privatschule (200 Schüler) mit 13 bis 19 Kindern zwei Fächer unterrichten dürfen, als vollwertiger Lehrer. „Seit Dezember war ich Klassenlehrer in einer vierten Klasse.“ Auch für die Entwürfe der Klassenarbeiten sei er zuständig gewesen. Das beeindruckendste Erlebnis in seiner Zeit in Ghana war der Jahreswechsel: „Wir haben Silvester direkt am Strand gefeiert.“ Mit zwei Freunden sei er kurz vor Mitternacht heraus geschwommen, um sich vom Meer aus anzugucken, wie die Leute feiern. „Es war total krass.“ Die Raketen seien über den Palmen zu sehen gewesen, die Leute tanzten am Strand. Sekten-Erlebnis mit Dämonenaustreibung: Das unangenehmste Erlebnis hatte er ganz am Anfang, als er eine Einladung in ein Dorf angenommen hatte und dort in eine Art „Sekten-Gottesdienst“ landete. „Es ging um die Austreibung von Dämonen. Die Leute rannten schreiend herum und wurden mit Zweigen geschlagen. Ein Gefühl, als wenn man im Film saß.“ Es sei „voll das Trauma“ gewesen. Doch eine solche Erfahrung sei sehr selten. Die echten Gottesdienste in Ghana seien „toll und voller Lebensfreude.“ Da werde sehr emotional und fröhlich getanzt und gesungen. Einer der Schüler an der Privatschule im Dorf wird sich noch lange an den deutschen Lehrer aus Meddewade und die zweite Freiwillige Naomi erinnern. Denn die Beiden haben die Schulgebühr für den Jungen bezahlt. Seine Familie hatte den Jahresbetrag nicht aufbringen können. Bleibt zu hoffen, dass die Schulen hier wie dort möglichst bald wieder öffnen, damit er so lange wie möglich davon profitieren kann. 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