Mobilitätsdienst Ioki startet in Ahrensburg

Mitte Dezember sollen in Ahrensburg die ersten fünf Fahrzeuge des Mobilitätsdienstes „Ioki“ rollen. Die Elektrofahrzeuge der DB-Tochter können innerhalb der Stadtgrenzen über eine App gebucht werden. Ahrensburg ist neben Winsen eine Testregion des vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderten „Reallabors Hamburg“, um On-Demand-Angebote von Ioki im ländlichen Raum zu erproben. Auftraggeber ist der Kreis Stormarn. Mobilitätsanalyse als Basis: „Grundlage für den Shuttle-Service bildet eine Mobilitätsanalyse des Stadtgebiets, die Ioki jetzt vorgestellt hat“, erläuterte Ahrensburgs Klimamanagerin Jule Lehmann. „Neben Umweltaspekten wurden Pendlerströme und Mobilitätsverhalten analysiert.“ Die Auswertung der Daten zeige, dass sich mit dem Angebot ein deutlicher Mehrwert für Ahrensburg schaffen lasse. „Das größte Potenzial liegt in den Randbereichen von Ahrensburg wie dem Hagen oder Wulfsdorf. Doch auch insgesamt wird das Stadtgebiet durch die Erweiterung des bestehenden Nahverkehrs besser abgedeckt“, sagt Jule Lehmann. Und so geht es: Wer den Dienst nutzen möchte, gibt Start- und Zielort in die Ioki-Smartphone App ein und erhält die Abfahrts- und Ankunftszeiten des Shuttles. Unterwegs können Passagiere mit ähnlichem Fahrtziel zusteigen. Ein Fahrzeug kann bis zu sechs Passagiere befördern oder alternativ Mitfahrer mit Kinderwagen, Rollatoren oder Rollstühlen. „Das so genannte „Ridepooling“ ermöglicht eine präzise gesteuerte Auslastung der Fahrzeuge und schont Straßen und Umwelt“, betont die Klimamanagerin. Fährt gleichzeitig ein Bus, der nicht viel länger braucht, wird auch das dem Nutzer angezeigt und als Alternative empfohlen. Denn Ziel des Mobilitätsdienstes ist es, den Öffentlichen Personen Nahverkehr zu stärken. Betrieben wird Ioki in Ahrensburg von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH), die auch die Fahrer stellen. Zur Betreuung wird ein Projektmanager eingestellt. „Die Shuttles sehen aus wie die alten Londoner Taxis“, beschreibt Jule Lehmann die Fahrzeuge, die allerdings nicht schwarz, sondern weiß mit buntem Aufdruck sind. Sie sind als Elektrofahrzeuge konzipiert, könnten aber bei Bedarf einen Verbrennungsmotor zuschalten. Sie halten an festen Haltestellen innerhalb des Stadtgebiets, dazu kommen 19 weitere eigene Haltepunkte als Ergänzung des klassischen Netzes, die mit Schildern an Laternenmasten gekennzeichnet werden. Angesteuert werden sie ohne Fahrplan nach Bedarf bei Buchung über die App. „So werden 90 Prozent der Ahrensburger eine Haltestelle in maximal 250 Metern Nähe zu ihrem Wohnort haben.“ Die Fahrzeiten verkürzten sich zum Teil um 30 Prozent. „Wer den Dienst nutzt, löst dafür ein ÖPNV-Ticket und zahlt einen Euro Komfortzuschlag für den individuellen Dienst.“ Gezahlt wird bei Buchung über Kreditkarte oder Zahlungsdienstleister wie paypal. ÖPNV soll gestärkt werden: Ziel des Projekts ist die Stärkung des ÖPNV. „Wie können wir den ÖPNV noch attraktiver machen und so den Klimaschutz voranbringen? Das ist eine der drängenden Zukunftsfragen der Mobilität“, erläutert Jule Lehmann. Ioki sei eine Ergänzung des bestehenden ÖPNV-Angebots und keine Konkurrenz zum ÖPNV, auch nicht für die Taxibranche. „Wir hoffen, dass die Taxibranche das nicht als Konkurrenz sieht. Taxifahrer befördern eine andere Klientel, und Ioki verkehrt nur innerhalb der Stadtgrenzen.“ Außerdem stehe Ioki nachts zwischen 24 Uhr und 4 Uhr nicht zur Verfügung – das sei ein klassisches Taxizeitfenster. „Der On-Demand-Service ist für die Ahrensburger eine gute Lösung für die erste und letzte Meile bis zur eigenen Haustür“, erklärt Jule Lehmann. Mit den Shuttles könnten das Gewerbegebiet Nord besser angebunden, die Parkplatzsituation in der Innenstadt entlastet und CO2 eingespart werden, wenn die Bürger häufiger den ÖPNV nutzten. Im Reallabor Hamburg (RealLabHH) soll die Mobilität von morgen in einer Metropole erprobt werden und darauf aufbauend eine Blaupause für die digitale Mobilität der Zukunft entstehen. Die geplanten elf Teilprojekte reichen vom Mobilitätsbudget anstelle eines Dienstwagens über die Schaffung einer anbieterunabhängigen Mobilitätsplattform bis hin zu Lösungen für besonders schutzbedürftige Verkehrsteilnehmer. Unter Leitung der Hamburger Hochbahn AG ist dabei die Einbeziehung der Bürger vorgesehen. Auf dem ITS-Weltkongress im Oktober 2021 in Hamburg werden die Ergebnisse des RealLabHH präsentiert. Das Projekt geht auf die Initiative der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) zurück und wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit rund 20,5 Millionen Euro gefördert. „Ahrensburg liegt an der äußersten Grenze des innerstädtischen Tarifgebiets des HVV, weshalb viele Pendler aus den umliegenden Ortschaften mit dem Auto zum Bahnhof kommen und anschließend mit der Bahn nach Hamburg fahren. Das On-Demand-Angebot kann dieses Verkehrsaufkommen reduzieren und die letzte Meile zur Bahnfahrt überbrücken.“ Am 13. Dezember starten die Shuttles in Ahrensburg. Das Angebot, das gemeinsam mit der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) auf die Straße gebracht wird, läuft zunächst befristet bis Ende 2021. Lesen Sie auch Kreis Stormarn auf dem Weg zum Risikogebiet Planungsfehler: Ampel in Ahrensburg in der Mitte vom Radweg Stormarn über kritischer Marke: Diese Einschränkungen kommen jetzt auf die Bürger zu Von Bettina Albrod