Nach Corona-Ausbruch in Trittauer Pflegeheim: Bundeswehr soll helfen

Nach dem massiven Corona-Ausbruch im Haus Billetal setzt die Leitung des Trittauer Pflegeheims auf Unterstützung von außen. Zum einen wartet Geschäftsführer Andreas Schulz täglich auf einen Anruf eines mobilen Impfteams. „Die kündigen sich meist ganz kurzfristig an.“ Zum anderen erhält das Pflegeteam Unterstützung von der Bundeswehr. „Zehn Soldaten sollen kommen und helfen, negativ getestete und infektiöse Bewohner voneinander fern zu halten“, erklärt Geschäftsführer Schulz. Hintergrund: Viele Menschen dort sind dement und können das ganze Corona-Geschehen nicht nachvollziehen. So richtig renitent sei dabei niemand, so der Heimleiter, aber die Soldaten könnten vor den Wohnbereichen sitzen und die Bewohner eventuell zurückhalten. Die Pfleger könnten sich dann wieder auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren. Bundeswehr im Dauereinsatz: 121 der 172 Bewohner hatten oder haben sich infiziert, 16 Personen sind mittlerweile gestorben. Auch 55 Pflegekräfte haben sich infiziert, 18 sind wieder genesen. Das Haus Billetal hat wegen des großen Ausfalls von Mitarbeitern 35 Pflegerinnen und Pfleger von externen Dienstleistern eingestellt. Die Soldaten werden über das sogenannte Landeskommando der Bundeswehr in Schleswig-Holstein an ihren neuen Einsatzort beordert. „Woher sie genau kommen, ist noch unklar“, sagte Landeskommando-Sprecher Ingolf Scheffler. In Stormarn ist es der erste Einsatz für Soldaten in einem Altenheim. Im ganzen Land sind derzeit jedoch schon 82 Soldaten in zehn Einrichtungen tätig. Schon seit Monaten helfen Soldaten aus unterschiedlichen Bereichen im Kampf gegen die Corona-Krise. Derzeit sind es 485 aus Schleswig-Holstein, viele davon kommen auch in anderen Bundesländern wie Hamburg und Berlin zum Einsatz. Ab Freitag werden laut Ingolf Scheffler zudem 178 Soldaten vom DRK eingewiesen, um in mobilen Teams Abstriche zu nehmen. In Stormarn sind bereits Eutiner Aufklärer im Gesundheitsamt tätig, um bei der Kontaktverfolgung zu unterstützen. Außerdem sind Soldaten im Impfzentrum in der Bad Oldesloer Jugendherberge im Einsatz. Sie sitzen dort unter anderem im Anmeldebereich, kontrollieren die Bescheinigungen der Impflinge und weisen ihnen den Weg zu Ärzten und Krankenschwestern. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Testen Sie jetzt kostenlos LN+! Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Wo würde eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit gelten? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Belegung der Krankenhäuser mit Corona: Wie viele Intensivbetten in Schleswig-Holstein sind frei? Wie viele Menschen wurden bisher in SH gegen Corona geimpft? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Erinnerungen an Rümpel im Frühjahr: In Trittau ist man unterdessen froh, dass das Corona-Geschehen im Haus Billetal nun öffentlich gemacht wurde. Die Gerüchteküche hatte zuvor kräftig gebrodelt. Eine Trittauer Bürgerin, die sich Anfang der Woche bei den LN gemeldet hatte, zeigte sich zufrieden, zugleich aber auch erschüttert angesichts des Ausmaßes. In der Tat erinnert das Infektionsgeschehen fatal an den Corona-Massenausbruch im Frühjahr im Wohnpark Rohlfshagen in der Gemeinde Rümpel. Innerhalb kürzester Zeit hatten sich dort fast alle Bewohner sowie die Hälfte der Mitarbeiter infiziert. 15 Personen starben am Ende. „Das war eine sehr anstrengende Zeit für alle“, sagte rückblickend einmal Heimleiter Daniel Schöneberg im LN-Interview. Mittlerweile ist der Geschäftsführer der Pflegeheime Riedel froh, dass sowohl die Einrichtung in Rohlfshagen als auch die in Bad Oldesloe durchgeimpft worden ist. Weg an die Öffentlichkeit: Heimleitung und der Kreis Stormarn hatten sich damals entschieden, kurz nach Bekanntwerden des Ausbruchs an die Öffentlichkeit zu gehen und über das Geschehen zu informieren. Das war nun im Trittauer Fall anders. Die erste Infektion war bereits Weihnachten festgestellt worden, nach einem weiteren Ausbruch in einem anderen Wohnbereich kamen bis Mitte Januar Dutzende weitere Corona-Fälle und die ersten Todesopfer hinzu. Insgesamt betreffen etwa 35 Prozent der kreisweiten Infektionen (mehr als 4100 mittlerweile in Stormarn) Bewohner und Bewohnerinnen aus Alten- und Pflegeheimen. Die übrigen 65 Prozent der Infektionen entfallen laut Kreisverwaltung auf ein „diffuses Ausbruchsgeschehen“ im gesamten Kreisgebiet, das sich weder regional noch auf bestimmte Personengruppen eingrenzen lasse. Von mc