Neubau und Sanierungen von Radwegen: Kreis Stormarn startet Fahrrad-Offensive

Bund und Land haben das Radfahren für sich entdeckt und schütten ihre finanziellen Füllhörner über Kreisen und Kommunen in Deutschland aus. In Schleswig-Holstein etwa hat Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) öffentlichkeitswirksam die Radstrategie 2030 vorgestellt. Unter dem Motto „Ab aufs Rad im echten Norden“ soll innerhalb der kommenden zehn Jahre der Radverkehrsanteil von derzeit 13 auf 30 Prozent erhöht und die Unfallzahlen sollen um 50 Prozent verringert werden. Dafür soll das Radverkehrsnetz weiterentwickelt und die Qualität der Radwege verbessert werden. Der Kreis Stormarn sowie seine radaffinen Städte und Gemeinden spielen mit ihrem gutem Abschneiden nicht nur bei der Aktion „Stadtradeln“ jedes Jahr eine wichtige Rolle, sondern wollen auch schnell an der neuen Strategie des Landes partizipieren. In den kommenden Jahren sollen sogar neue Radwege gebaut werden, zum Beispiel zwischen Reinfeld und Rehhorst. Zudem stehen im Bauprogramm für dieses und die nächsten Jahre mehrere Sanierungen. Zum ersten Entwurf kamen jetzt noch weitere Projekte hinzu. Lückenschluss auf Radwanderweg: Ein Dauer-Ärgernis in der Radwegplanung wird jetzt endlich gelöst. Nach jahrelangem Streit mit Grundstückseigentümern soll nun auf dem Radwanderweg Bad Oldesloe – Trittau tatsächlich der Lückenschluss zwischen Mollhagen und Sprenge erfolgen. Bislang mussten Radfahrer an der Grundschule den Wanderweg verlassen und im Zick-Zack nach Sprenge weiterfahren. Beide Ortsteile gehören zur Gemeinde Steinburg. Mit ersten Bauvorbereitungen kann laut Kreis noch in diesem Jahr begonnen werden. Ganz neue Möglichkeiten bietet nun besagte Radstrategie 2030 des Landes. Der Verkehrsausschuss des Kreises zeigte sich zunächst überrascht von der Initiative des Kieler Verkehrsministeriums, begrüßt sie aber ausdrücklich und will nun Planungen für Sanierungen oder sogar neue Radwege vorantreiben. „Die genauen Modalitäten für Förderungen sind noch unklar“, erklärte Meike Langenbach aus dem Stormarner Bauamt den Ausschussmitgliedern bei einer Sitzung am Montagabend. Trotzdem hat die Kreisverwaltung weitere Radweg-Projekte in ihr Bauprogramm für die kommenden Jahren aufgenommen, das der Verkehrsausschuss auch so einstimmig verabschiedete. Dass in der Radverkehrsplanung jeder Einzelfall abgewogen werden muss, erfuhren Bürger aus Westerau und Barnitz bei einer Sitzung des Kreisverkehrsausschusses im vergangenen Jahr. Vehement setzen sie sich für den Bau eines Radwegs zwischen dem Westerauer Ortsteil Trenthorst und der Gemeinde Barnitz ein, blitzten mit ihrem Anliegen jedoch ab. Hintergrund: Die Kreisstraße 8 zwischen den beiden Orten soll erneuert werden. Ein Radweg ist jedoch nach Angaben des Kreises aufgrund der geringen Pkw-Zahlen (700 Autos pro Tag) nicht drin. Momentan existiert dort auch kein Radweg, doch die Straße werde immer mehr zur Rennstrecke und gefährlich für Radfahrer, sagte Stefanie Gentz aus Westerau. Aufgrund der Klimadiskussion gebe es auch veränderte Bedingungen: Immer mehr Personen wollten aufs Rad umsteigen. Auch Bodo Bachmann vom ADFC Reinfeld/Nordstormarn unterstützt das Ansinnen. Doch der Kreis verweist auf den Ausbau der Fahrbahn von 4,60 auf sechs Meter, sodass ein neuer Radweg nicht notwendig werde. Da möglicherweise ein Planfeststellungsverfahren notwendig wird, kann das Projekt voraussichtlich nicht vor 2023 realisiert werden. Bachmann kritisiert auch den Zustand des Radweges zwischen Barnitz und Westerau. Viele Wurzelaufbrüche erschwerten dort das Vorankommen. Dort ist allerdings laut Verkehrsausschuss direkt das Land gefragt, weil die Verbindung eine Landesstraße ist. Sanierung zwischen Bad Oldesloe und Tralau: Da auch Sanierungsmaßnahmen für den neuen kommunalen Infrastrukturfonds zählen, hat der Kreis sein eigenes Deckenerneuerungsprogramm für Radwege geändert. 2021 sollen nun auf jeden Fall die Strecken Bad Oldesloe – Schadehorn (Kreisstraße 74 zwischen L 83 und K 95), auf der Kreisstraße 64 der Abschnitt zwischen der A-21-Anschlussstelle Bad Oldesloe-Nord und Tralau (2,6 km) sowie die K 106 zwischen Ahrensburg-Beimoor und Hammoor (1,9 km) saniert werden. Diese Radwege waren bereits beim Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr angemeldet worden. Dazu kommt noch die K 97 zwischen Siek und Hoisdorf, wo ohnehin die Fahrbahn für die Autos erneuert werden soll. Gleiches erfolgt ein Jahr später auf der K 7 zwischen Klein Wesenberg und Barnitz: Sowohl Fahrbahn als auch Radweg sollen zu großen Teilen erneuert werden. Vor allem bei Klein Wesenberg sind die Schäden laut Kreisverwaltung beträchtlich. Bestätigen kann das Bodo Bachmann von der ADFC-Ortsgruppe Reinfeld/Nordstormarn. Er war mit weiteren Mitstreitern aus anderen Stormarner ADFC-Gruppen in den Verkehrsausschuss gekommen, um mit Verweis auf vielfältige Fördermöglichkeiten für weitere Bauprojekte zu werben, das Radverkehrskonzept des Kreises zu überarbeiten und vielleicht sogar einen Runden Tisch für den Rad- und Fußverkehr einzurichten. Ausschuss-Vorsitzende Gesa Dunkelgut (CDU) lobte das Engagement des ADFC und versprach, das Thema Radverkehr in diesem Jahr auf die Agenda zu nehmen. „Es geht nicht um das Flicken von Löchern, sondern um eine Verbesserung des Radnetzes und die Sicherheit für die Bürger“, sagte Dunkelgut. Weitere Sanierungen sind für den Radweg zwischen Bargteheide und Tremsbüttel sowie auf Abschnitten der K 80 und der K 109 im Südkreis geplant. Radweg nach Rehhorst 2024? Durch die Radstrategie 2030 kommt plötzlich auch wieder Bewegung in eine fast schon verworfene Planung für einen Radweg entlang der Kreisstraße 75 zwischen Reinfeld und Rehhorst (Ortsteil Voßkaten). Vor sechs Jahren war das Projekt zurückgestellt worden, ein neuer Anlauf seitens der Gemeinde Rehhorst verpuffte in 2018. „Aus verkehrsrechtlichen Gründen nicht erforderlich“, hieß es damals zu Anträgen aus mehreren Kommunen für neue Radwege. Im Radverkehrskonzept „Fahrradfreundliches Stormarn“ ist dieser Abschnitt der K 75 jedoch mit einer übergeordneten Bedeutung versehen. Vor dem Hintergrund der neuen Landesförderung will der Kreis nun die Planungen wieder aufnehmen. Ein Bau könne aber wohl nicht vor 2024 umgesetzt werden. Gerechnet wird mit Kosten in Höhe von gut 2,2 Millionen Euro. Auch zwischen Braak und Stellau im Süden des Kreises soll ein neuer Radweg gebaut werden. Von Markus Carstens