Neues Leben zieht in Reinfelds Leerstand

Es dürfte das Geschäft mit der schönsten Aussicht in Reinfeld sein. „Frau Vilma“ hat vor Kurzem in der Paul-von-Schoenaich-Straße 26 direkt gegenüber der Kirche geöffnet. „Sie müssen mal abends kommen, wenn die Kirche beleuchtet ist. Das ist einfach toll“, schwärmt Bianca Ludwig, die eine von drei Angestellten in dem neuen Shop ist. Chefin ist Natascha Knepper vom Blumenladen „Zaubernuss“, die mit „Frau Vilma“ bereits ihren zweiten Laden in Reinfeld umgesetzt hat. Geschenke und Deko im Skandi-Look: „Ich wurde vom Friseur angesprochen. Der hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit meiner ,Zaubernuss’ in das ehemalige Tedsen-Haus umzuziehen“, berichtet die Unternehmerin. Doch für ihr Blumengeschäft sei die Fläche zu klein gewesen. „Dann haben wir uns das angeguckt und gedacht, dass man hier was draus machen kann.“ Mit ihrem Mann habe sie lange hin- und herüberlegt und sich schließlich dafür entschieden, den ehemaligen Juwelierladen wieder zum Leben zu erwecken. Statt Gold, Silber und Besteck können Kunden jetzt im Tedsen-Haus Geschenke, Spezialitäten und Designideen im Skandi-Look entdecken. „Nordisch. Dänisch. Schön.“ So lautet das Motto des Portfolios, das Natascha Knepper mit viel Liebe und Geschmack zusammengestellt hat. Im vorderen Verkaufsraum finden Kunden kulinarische Köstlichkeiten. „Wir verkaufen deutschen Wein, Lakritzpralinen aus Dänemark, Honig aus Eichede, Gin und Klötenköm von einer kleinen Manufaktur in Kiel. Und alles kann man probieren“, sagt Bianca Ludwig. Geht man weiter nach hinten durch, gibt es schöne Sachen rund ums Dekorieren und Verschenken. Becher, Geschirrhandtücher, Geschenkanhänger, Kerzenleuchter, Fellkissen und außergewöhnliche Glückwunschkarten. Bei den Kunden kommt das Konzept von „Frau Vilma“ offenbar an. Ludwig: „Die finden das toll, dass sie nicht mehr losfahren müssen, sondern nun auch in Reinfelds Innenstadt Dekoaccessoires und Geschenke einkaufen können.“ „Tristalon“ hat Eröffnung gefeiert: Zwei Häuser weiter, im ehemaligen Geschäft von Juwelier Spethmann hat „Tristalon“ diese Woche eröffnet. „Wir kommen eigentlich aus dem Mittelalterbereich und waren auch schon oft auf dem Mittelaltermarkt in Reinfeld“, erzählen Shop-Inhaber Petra und Carsten Clamer, die lange als fahrende Händler unterwegs waren. „Wir wollten sesshafter werden, und der Laden bot sich an.“ Das Ehepaar hat sich auf Freizeitprodukte und nachhaltige Geschenke spezialisiert. Küchenaccessoires aus europäischem Olivenholz, Naturseifen, Met aus der Region, Trinkhörner, Spielzeug und Mittelalterkleidung gehören zum Angebot. „Wir bieten auch Bogen und Kurse im Bogenschießen an“, teilt die Firmengründerin mit. Die Clamers kommen aus Bad Oldesloe. „Aber in Oldesloe hat es nicht geklappt mit einem Laden. Die Mieten waren einfach zu hoch.“ Als sie in Reinfeld einen günstigeren Mietvertrag bekamen, waren sie mehr als froh. „Die Reinfelder waren uns auch sofort sympathisch.“ Optiker Kroschel in neuen Räumen: Bereits im Frühling war Optiker Kroschel von der Paul-von-Schoenaich-Straße 44 in das Spethmann-Haus gezogen. Im alten Geschäft sei ihnen bereits zweimal angekündigt worden, dass das Haus abgerissen werde, um Platz für ein Fachmarktzentrum zu schaffen. „Als der Juwelier aufhörte, haben die uns gefragt, ob wir einziehen wollen. Da haben wir die Chance gleich ergriffen“, berichtet der langjährige Kroschel-Mitarbeiter Reiner Suhr. „In den neuen Räumen fühlen wir uns sehr wohl. Auch von der Werkstatt aus hat man einen viel schöneren Blick. Vorher guckte ich auf eine Wand, jetzt schaue ich in den Garten“, sagt der Optiker. Überhaupt sei es am jetzigen Standort gegenüber der Kirche die schönste Ecke von Reinfeld, schwärmt Suhr. Bürgermeister Gerstmann: „Wir brauchen ein Fachmarktzentrum“: Bürgermeister Heiko Gerstmann findet es „super“, dass die Innenstadt von Reinfeld neu belebt wird. „In der Rathauspassage soll auch was passieren. Eine neue Parfümerie soll kommen“, verrät der Rathauschef. Aber dennoch fehle der Magnet, der die Menschen in Reinfelds City locke. „Wir brauchen einfach ein Fachmarktzentrum“, betont Gerstmann. Gegenüber der Bäckerei Junge sei der Standort geradezu prädestiniert. Dort verschandeln derzeit leer stehende Gebäude die Einkaufszone. Gerstmann: „Der Anblick erhöht jedenfalls nicht gerade die Attraktivität der Stadt.“ Dem Vernehmen nach sollen potenzielle Investoren aktuell mit dem Eigentümer verhandeln. Wer weiß. Vielleicht bekommen die Reinfelder doch noch ihr lang ersehntes Fachmarktzentrum. Lesen Sie auch: Neues Gewerbegebiet für Reinfeld Neue Vision für Reinfelds alfaPark Von Britta Matzen

Gewerbe/Einzelhandel - Neues Leben zieht in Reinfelds Leerstand