Umfrage zur Mobilität: Wer steigt warum in Bus und Bahn?

Viele Menschen nutzen Bus und Bahn, aber das auf ganz unterschiedliche Weise. Wann fahren Frauen? Wann Männer? Wann Senioren? Wann Kinder und Jugendliche? Diesen Fragen ist der Kreis Stormarn auf Initiative der hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten Stormarns in einem Pilotprojekt im Raum Bargteheide und Bargteheide-Land nachgegangen. Dabei wurde abgefragt, welche Personengruppen auf welche Weise den öffentlichen Nahverkehr nutzen und welche Verbesserungen sie sich wünschen. Jetzt stellten die Gleichstellungsbeauftragten die Ergebnisse der Umfrage vor. Mit diesem von der Politik beschlossenen Projekt verfolgt der Kreis das Ziel eines zukunftsfähigen und angemessenen ÖPNV-Angebotes für alle. Verbesserungsbedarf auf dem Land: „Der Zugang zu Mobilität ist eine Grundvoraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe“, heißt es in dem Gutachten, das im Mai im Verkehrsausschuss des Kreises vorgestellt werden soll. Die Umfrage habe jedoch gezeigt, dass es unterschiedliche Nutzer gebe, deren Belange nicht alle beim jetzigen ÖPNV-Angebot berücksichtigt würden. Während das Angebot in der Stadt relativ gut sei, gebe es im ländlichen Bereich Verbesserungsbedarf. „Die Versorgung und das Angebot im Öffentlichen Nahverkehr des Kreises Stormarn sind insgesamt als gut zu bezeichnen“, erklärte Professorin Brigitte Wotha vom Büro für Stadt und Regionalentwicklung. „Doch es gibt gerade in den eher ländlich geprägten Teilen des Kreises sowie in der Anpassung an spezifische Zielgruppen entscheidende Lücken im Angebot.“ Verschiedene Zielgruppen: Zu den Zielgruppen gehören Menschen mit Betreuungsaufgaben, Mobilitätseingeschränkte und Menschen mit Migrationshintergrund. „Ziel ist es, Vorschläge für die Verbesserung des ÖPNV-Angebotes aus der Sicht von unterschiedlichen Zielgruppen zu erhalten und diese auf das gesamte Kreisgebiet übertragbar zu machen.“ Im März vergangenen Jahres fand die Online-Befragung statt. Aus den Ergebnissen der 658 verwertbaren Antworten leiten die Gleichstellungsbeauftragten mehrere Forderungen ab. So empfehlen sie für mehr Beteiligung die Einrichtung eines Fahrgastbeirates, eine bessere Verknüpfung von Verkehrsmitteln, die stärkere Ausrichtung auf Bedarfsverkehre, die Ausweitung des Konzeptes der Gewerbebusse, die stärkere Berücksichtigung des Aspektes der subjektiven Sicherheit und eine erweiterte Anwendung des Begriffes der Barrierefreiheit über die Entwicklung eines kreisweiten einkommensangepassten Mobilitätstickets. „Die Umfrage hat gezeigt, dass Frauen auf dem Land häufiger den Pkw nutzen als Männer“, sagt Brigitte Wotha weiter. Darin zeige sich die immer noch traditionelle Aufgabenteilung in der Familie. Denn als Nutzungsmuster auch beim ÖPNV sei eine Wegkette zu beobachten: „Beim Weg von der Arbeit werden Kinder abgeholt und Einkäufe gemacht. Frauen sind, auch wenn sie berufstätig sind, weitestgehend für Haus- und Familienarbeit zuständig – mit den damit verbundenen Anforderungen an die Verkehrssysteme und deren Ausgestaltung.“ In der Stadt Bargteheide seien überdurchschnittlich viele Strecken per Rad, zu Fuß oder mit dem ÖPNV bewältigt worden. „Insgesamt wurden 64 Prozent der Wege nicht mit dem Auto zurückgelegt.“ Im Amt Bargteheide-Land waren es 26 Prozent der Wege. Bessere Verbindungen gewünscht: Zwei sehr häufig genannte Bedarfe sind laut Gutachten der Wunsch nach Fahrten am Wochenende und in den Ferien sowie konkrete Vorschläge zu bestimmten Routen. Auffällig viele Personen mit Betreuungsaufgaben haben angegeben, nie mit dem ÖPNV zu fahren. „Als wichtigstes Bedürfnis über alle Altersgruppen, Raumtypen und Gendergruppen hinweg war der Wunsch nach häufigeren und besser getakteten Verbindungen festzustellen“, sagt Brigitte Wotha. Auf Platz zwei folge der Wunsch nach Zuverlässigkeit. „Gut wäre ein zielgruppenorientiertes Marketing, beispielsweise mit Schnuppertickets“, bilanzierten die Gleichstellungsbeauftragten. Es gelte, neue Ansätze zu finden, um das Angebot zu verbessern. „In Bargteheide wird bis Ende 2022 ein Stadtbussystem entwickelt“, erklärte Bargteheides Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. Die Mobilität werde sich vom Individualverkehr lösen müssen. Dafür sei das Gutachten eine gute Grundlage. Von Bettina Albrod

ÖPNV in Stormarn: Mobilitätsumfrage - Wer steigt warum in Bus und Bahn?