Oldesloer Autorin schreibt Roman über Frauenschicksale in der Pandemie

Der erste Roman der Oldesloer Autorin Silke Mahrt (58) erzielt weltweit Beachtung. Exemplare ihres Buches über sechs Frauenschicksale in der Pandemie wurden sogar aus den USA, Österreich und den Niederlanden geordert, sagt sie. Natürlich freut es sie, aber sie ist zugegebenermaßen auch verwundert darüber. Der Spaß am Schreiben begleitet die Oldesloerin schon von klein auf an. Jetzt habe sie noch einmal einiges dazugelernt – zum Beispiel über den Buchsatz, den sie selbst übernahm. Die Autorin schreibt zunächst alles mit der Hand: „Ich schreibe mit der Hand“, erläutert Mahrt lachend ihren kreativen Schreibprozess. Erst danach überträgt und überarbeitet sie den Text im Schriftsteller-Schreibprogramm „Papyrus“ am PC. „Ich habe schon immer geschrieben“, berichtet sie. Als Kind waren es Geschichten „für meine kleine Schwester“, als junge Frau veröffentlichte sie Kurzgeschichten in Zeitungen oder las sie im NDR vor. „Alles in den 80er Jahren.“ Als die Kinder kamen, fehlte die Zeit zum Schreiben: Die Liebe verschlug die gebürtige Braunschweigerin, die ein Studium in Politikwissenschaften und Germanistik absolvierte, 1985 in den Kreis Stormarn und 1990 nach Bad Oldesloe. Mit einem Kollegen zusammen brachte sie zwar in den 90ern noch ein Altenpflegelehrbuch heraus. „Das war schon mal ganz schön. Vorher waren es ja immer nur Kurzgeschichten“, so ihr Fazit. „Dann kamen die Kinder und das Schreiben blieb auf der Strecke“, fügt die Mutter von zwei mittlerweile erwachsenen Töchtern und Großmutter von vier Enkelkindern hinzu. Ein Fernstudium half auf dem Weg zur Romanautorin: Als die Kinder aus dem Haus waren, „habe ich wieder ein bisschen mehr angefangen zu schreiben, kam dann aber nicht weiter.“ Grund genug, im November 2019 ein Fernstudium „Romanautorin“ bei der „Schule des Schreibens“ (ILS) zu beginnen. Das Ergebnis sind drei prämierte Kurzgeschichten von Silke Mahrt, von denen zwei noch in diesem Jahr in der Anthologie der Autorenschule erscheinen sollen. In der Buchbeschreibung zu „Das Leben ist kalt“ heißt es: „Ein Lockdown verändert das Leben von sechs Frauen. Nichts ist mehr, wie es war. Unter dem Druck von Distanz und Einsamkeit zerbröseln Beziehungen und lieb gewonnene Routinen. Jede ist gefangen zwischen einem vergangenen Alltag und neuen Herausforderungen. Nach wenigen Wochen stehen sie vor den Scherben ihres bisherigen Lebens.“ Das Buch von Silke Mahrt erschien bei BoD - Books on Demand, Norderstedt. Unter der ISBN-Nummer 978-3-7526-0575-4 lässt es sich auch im örtlichen Buchhandel bestellen. Es kostet 8,99 Euro. „Aus einer dieser Kurzgeschichten ist halt auch das Buch entstanden“, verrät die Autorin. Die lustige Geschichte hatte sie im ersten Corona-Lockdown geschrieben. „Alle, die sie gelesen haben, haben gefragt, wie sie denn weitergehe“, sagt sie und fügt hinzu: „Und dann habe ich sie eben weitergeschrieben.“ Im ersten Lockdown standen Frauen nicht im Fokus: So wurde daraus der 234 Seiten lange Roman „Das Leben ist kalt – Wenn jede Hilfe fehlt“. Die sechs verschiedenen Frauen treffen sich am Ende und stehen in einem Bezug zueinander. „Es ist also keine Kurzgeschichtensammlung.“ Die Autorin berichtet: „Im ersten Corona-Lockdown standen die Frauen ja gar nicht so im Fokus.“ Inzwischen lese man jedoch mal in Zeitungen über die überforderten Frauen im Homeoffice, die alle wieder in die alten Frauenrollen zurückfallen. „Damals im ersten Lockdown war es aber noch gar nicht so ein Thema.“ Zuerst dachte sie gar nicht an eine Veröffentlichung: Sie habe sich im Berufsleben ganz viel mit Frauen und deren Situation beschäftigt und sich dann überlegt: „Wie geht es denen denn jetzt so? Dann war es halt auch Fantasie. Ich selbst komme nicht darin vor. Frauen in meiner Altersgruppe sind, glaube ich, am wenigsten betroffen.“ Es sei eigentlich ein recht lockeres Schreiben gewesen, sagt die Reha-Beraterin der Agentur für Arbeit. „Ich habe nicht sehr lange daran gesessen.“ Jedenfalls nicht am ersten Entwurf, bei dem sie noch gar nicht so an eine Veröffentlichung gedacht habe. Sie habe einfach die Zeit, die sie im Lockdown hatte, genutzt, um viel zu schreiben. Alle Testleserinnen waren begeistert von dem Roman: Nachdem ihre Töchter und einige Freundinnen die Story gelesen hatten, kam die Resonanz: „Das ist richtig gut.“ Doch angesprochene Verlage und Agenturen hätten abgewinkt. Neue Autoren hätten zur Zeit keine Chance, weil Buchmessen ausfallen und Buchhandlungen geschlossen seien. Verlagsprogramme würden bereits für 2023 geplant. Dann wolle hoffentlich keiner mehr etwas hören von Lockdown und Pandemie. Und dann hat sich Silke Mahrt gedacht: „Ok, ich mache es selbst.“ Das Pandemie-Buch endet sehr optimistisch: Im ersten Lockdown sei sie auch noch ein bisschen optimistischer gewesen, was die Zukunft angeht. „Das Buch endet ja auch sehr optimistisch. Nach einem Jahr ist eigentlich alles vorbei.“ Es sei ohnehin ein sehr optimistisches Buch. „Das Wort ,Corona’ kommt nicht einmal darin vor.“ Auch wenn derzeit keine Lesungen vor Ort möglich seien, verkaufe sich ihr erster Roman nicht schlecht. Hauptsächlich natürlich online. Und eben auch an Leserinnen und Leser, von denen die Autorin nicht weiß, wie sie in ihren Ländern überhaupt auf das in Bad Oldesloe geschriebene Buch gekommen sind. Von Susanna Fofana