Oldesloer KuB beteiligt sich am Projekt "tanz.nord"

Im Kreis Stormarn hat das Oldesloer Kultur- und Bildungszentrum (KuB) dank seines vielfältigen Programms bereits einen hohen Stellenwert. Jetzt ist die Einrichtung im Begriff, sich auch in Hamburg und ganz Schleswig-Holstein einen Namen zu machen. Kulturmanagerin Inken Kautter hat mit drei weiteren Partnern aus dem Norden ein auf zwölf Monate angelegtes Pilotprojekt auf die Beine gestellt, das der in den vergangenen Jahren arg ins Hintertreffen geratenen Tanzszene wieder zu neuer Geltung verhelfen soll. Die Aktion „tanz.nord“, die als Hilfe für die Künstler in Corona-Zeiten gedacht ist, wird mit insgesamt 220 000 Euro vom Bund und je 10 000 Euro vom Land Schleswig-Holstein und Hamburg gefördert. Tanzsparte in vielen Theatern geschlossen: „Ich bin stolz, dass wir bei diesem Pilotprojekt eine so zentrale Rolle spielen werden“, sagt Inken Kautter. Wie sie berichtet, ist der Tanz im Norden in den vergangenen Jahren stark vernachlässigt worden. Wenn Theaterhäuser über Sparmaßnahmen oder auch Schließungen nachgedacht hätten, dann sei diese Sparte stets zuerst betroffen gewesen. Während die Tanzszene in Hamburg international ausgerichtet und stark professionalisiert sei, hätten sich in Schleswig-Holstein in den vergangenen Jahrzehnten kaum freie Tanztheater entwickeln können. Dazu habe die Förderung gefehlt. „Wir wollen dieser Kunstform, die in den vergangenen Jahrzehnten in Schleswig-Holstein nicht sehr gut behandelt wurde, wieder ein neues Zuhause geben und die Strukturen wieder stärken“, sagt die Kulturmanagerin. Für das Projekt tanz.nord des Künstlerinnen-Netzwerks Hamburg-Schleswig-Holstein sind zum 1. Januar 2021 drei Stellen ausgeschrieben. Gesucht werden Mitarbeiter für Projektkoordination und Netzwerkaufbau Hamburg, Finanzkoordination und Projektarbeit Hamburg sowie ein/e Freie*r Mitarbeiter*in für Projektkoordination und Aufbau von Strukturen für Tanz in Schleswig-Holstein. 40 Veranstaltungen insgesamt werden in fünf Modulen angeboten. In der Phase „Showcase“ entstehen drei neue Kurzstücke. Der künstlerische Prozess kann von den Bewohnern der jeweiligen Stadt verfolgt werden. Eine der drei Produktionen soll in Bad Oldesloe über die Bühne gehen. In einem nächsten Schritt „tanz.nord presents“ sollen drei bestehende Stücke an den Spielorten gezeigt werden. Der Programmteil „tandem“ wiederum zielt auf die Interaktion mit dem Publikum ab. Tanzinteressierte Menschen unterschiedlichen Alters können an choreographischen Projekten teilnehmen, die dreimal aufgeführt werden. Beim Stichwort „backstage“ geht es um Nachgespräche, Stückeinführungen, Vorträge und praktische Workshops, um das Publikum langfristig für den Tanz zu interessieren. Nicht zuletzt steht beim „lab“ oder Labor der Austausch der Künstler untereinander im Mittelpunkt. In Schleswig-Holstein soll ein Netzwerk entstehen: Und genau da will „tanz.nord“ ansetzen und gewissermaßen als Initialzündung für die Entwicklung freier Gruppen jenseits der großen Häuser fungieren. Zu den vier Kooperationspartern gehören der Dachverband freie Darstellende Künste Hamburg ebenso wie das Tanz und Performance Netzwerk Schleswig-Holstein, das „K3 Zentrum für Choreographie Tanzplan Hamburg“ und eben auch das Oldesloer KuB. Alle Teilnehmer wollen sich in ihrer künstlerischen Arbeit gegenseitig befruchten. Laut Kautter profitiert die schon etablierte Szene aus Hamburg davon, dass sie neue Auftrittsorte gewinnen und weitere Publikumskreise für ihr Genre interessieren kann. Tänzer aus Schleswig-Holstein wiederum werden darin unterstützt, ein Netzwerk zu bilden und sich im Austausch mit anderen Kollegen weiterzuqualifizieren. Dabei geht es neben der künstlerischen Entwicklung unter anderem auch darum, welche Aufführungsformate unter Einhaltung des Schutzes vor Covid-19-Infektionen möglich sind. Hinzu kommen Coachings, die zeigen, wie Tanzgruppen Fördermittel akquirieren und ein effektvolles Marketing betreiben können. Insgesamt soll es vier Fortbildungen dieser Art geben. Tanz in leeren Läden, auf Plätzen und im KuB: Während sich Aspekte wie diese in der Anlaufphase von November bis Februar 2021 eher hinter den Kulissen abspielen, beginnen in der zweiten Projektphase von März kommenden Jahres an die eigentlichen Aufführungen. Bespielt werden leere Ladenlokale in Ortszentren, öffentliche Plätze, Galerien und freilich auch das KuB in Bad Oldesloe. Hinzu kommen choreographische Projekte mit Menschen jeden Alters, die sich für Tanz interessieren. Um die Hemmschwelle fürs Publikum möglichst niedrig zu halten, wird auf ein Eintrittsgeld verzichtet. Das Projekt ist im Übrigen für Tänzer aus beiden Bundesländern offen. Die einzelnen Veranstaltungsmodule werden einzeln ausgeschrieben. Eine Jury wählt die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler aus. Von Dorothea von Dahlen