Oldesloer Tafel sucht Freiwillige und braucht Spenden

Überfluss und Verschwendung auf der einen, Geldmangel und soziale Not auf der anderen Seite. Die freiwilligen Helfer der Oldesloer Tafel, einer von 948 Einrichtungen bundesweit, bemühen sich selbst unter Corona-Bedingungen nach Kräften um Ausgleich. Sie sorgen dafür, dass sich bedürftige Bewohner der Kreisstadt auskömmlich ernähren können. Sie verteilen noch gute Lebensmittel mit abgelaufener Mindesthaltbarkeit, die sonst vernichtet würden. Doch derzeit arbeiten die ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer unter erschwerten Bedingungen. Sie brauchen jetzt selbst dringend Unterstützung und das in vielfacher Hinsicht. Supermärkte geben kaum noch Obst und Gemüse ab: „Was zurzeit ganz dramatisch ist, ist der große Einbruch bei den Lebensmitteln, die wir einsammeln. Manchmal kommen die Kollegen von einer Tour zurück und sagen, es gab sehr wenig. Und wenn man das dann noch aussortiert, bleibt nicht mehr viel“, berichtet Tafelchefin Christine von Dombrowski. Außer an Brot und Gebäck, das ausreichend vorrätig sei, fehle es praktisch an allem. Es gebe nur noch spärlich Obst und Gemüse. Außerdem stellten die Supermärkte kaum noch Frischeprodukte wie etwa abgepackte Wurst zur Verfügung. Käse sei ohnehin schon ein Luxusartikel und Nahrungsmittel, die sich für eine warme Mahlzeit eigneten, wie etwa Würstchen, gebe es auch nur äußerst selten. Vorrätig seien aber noch einige haltbare Tütensuppen, mit denen sich die Essensportionen aufstocken ließen. Und zum Glück spendeten dann und wann nette Oldesloer Nudeln, Reis, Mehl und andere Dauerware. Zwei Helfer im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) sucht die Oldesloer Tafel „Essen für Alle“ (EfA). Geplant ist ein Einsatz bei der Lebensmittelausgabe der Oldesloer Tafel sowie im Kleidershop EfAs Kleiderkiste. Zur Arbeit gehören das Fahren sowie Be- und Entladen des Tafel-Fahrzeugs Mercedes Sprinter, das Einsammeln von Lebensmittel- und Kleiderspenden in und um Bad Oldesloe sowie die Unterstützung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in beiden Bereichen. Voraussetzung ist ein gültiger Führerschein der Klasse B und die Bereitschaft im Team mitzuarbeiten. Die Arbeitszeit beträgt 38,5 Stunden pro Woche, verteilt auf fünf Tage. Laut Ausschreibung wird „eine zupackende Persönlichkeit mit Herz und Verstand“ gesucht, die sich mit den vielfältigen sozialen Aufgaben des Vereins identifizieren kann. Angesprochensind auch Schulabgänger, die sich bis zur Aufnahme ihrer Ausbildung oder Studiums noch eine Auszeit nehmen möchten. Der Bundesfreiwilligendienst dauert in der Regel ein Jahr und wird bei sozialen Ausbildungen als Praktikum anerkannt. Bufdis nehmen an 25 Bildungstagen teil, haben Anspruch auf Urlaub, erhalten Taschengeld und die Sozialversicherung wird übernommen. Anfragen und Bewerbungen bitte nur aus der näheren Umgebung von Bad Oldesloe per E-Mail an info@oldesloertafel-efa.de 65 Oldesloer Haushalte sind auf Hilfe angewiesen: Nicht zuletzt verursachen die verschärften Hygienebedingungen einen höheren Aufwand. Durften die Besucher vor Ausbruch der Corona-Pandemie die Räume der Tafel in der Turmstraße betreten, um ansagen zu können, was sie möchten, so müssen die Nahrungsmittel jetzt vorher per Hand gepackt werden. 65 Haushalte – und somit fünf mehr seit dem Corona-Ausbruch – werden derzeit in Bad Oldesloe mit Essen versorgt und das an zwei Ausgabetagen. Pro Woche müssen also 130 Portionen vorbereitet und anschließend im Freien verteilt werden. Um das alles rechtzeitig zu schaffen, sind jeweils elf Helfer nötig, nicht zuletzt, um dafür zu sorgen, dass die Abstandsregeln eingehalten werden. Damit möglichst keine Covid-19-Viren in Umlauf geraten, gilt für die Tafelmitarbeiter überdies selbst absolute Disziplin. Das Tragen von Handschuhen ist genauso Pflicht wie das mehrmalige Desinfizieren der Arbeitsflächen und freilich auch der Kisten, die mit den Lebensmitteln bestückt werden. 100 Schutzhandschuhe in einer knappen Woche: Das kostet nicht nur zusätzliche Zeit, sondern auch mehr Geld. Die Waschmaschine kommt kaum noch zum Stillstand. Putztücher dürfen nur noch einmal verwendet werden und gelangen anschließend sofort in die Trommel. Um die Räume und sämtliche Arbeitsgegenstände möglichst steril zu halten, gehen in der Woche etwa zehn Liter Desinfektionsmittel drauf. „Inzwischen ziehen auch die Preise wieder akut an. Ein Paket Handschuhe hat bisher acht Euro gekostet, jetzt sind es schon 13. Und mit 100 Paaren kommen wir eine knappe Woche aus“, rechnet Christine von Dombrowski vor. Umso größer ist die Freude, wenn auch Firmen aus der Region das Projekt unterstützen. Unlängst etwa überreichte Niels Bartels vom Wohnungsunternehmen Vonovia eine Spende, um die Finanznot des Vereins EfA (Essen für Alle) zu lindern. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Tafel sucht junge tatkräftige Freiwillige: Doch da ist noch etwas: Wie die Tafelchefin berichtet, sind viele der engagierten Helfer schon jenseits der 60 und damit in Coronazeiten einem höheren gesundheitlichen Risiko ausgesetzt. Nicht zuletzt ist das Beladen der Fahrzeuge und Schleppen von Kisten und Tischen für die Essensausgabe im Freien eine anstrengende körperliche Arbeit. Deshalb sucht die Tafel noch tatkräftige Helfer über den Bundesfreiwilligendienst (BFD) „Wir haben zurzeit drei ältere Bufdis und dann noch einen ganz jungen, aber er verlässt uns Ende Januar. Deswegen wären wir froh, noch jemanden zu finden, dem es leichter fällt, mit anzupacken als uns Älteren“, sagt Christine von Dombrowski. Angesprochen seien etwa Abiturienten, die vor ihrem Studienantritt soziale Arbeit leisten wollten. Wünschenswert sei aber auch, dass sie eine Fahrerlaubnis besitzen. Von Dorothea von Dahlen