Pflegeheim Rümpel: Zwei weitere Menschen gestorben

„Es ist Wahnsinn, ein anderes Wort fällt mir nicht dafür nicht. Was hier passiert, ist jenseits aller Vorstellungskraft.“ Der das sagt, heißt Daniel Schöneberg. Er ist der Leiter des Pflegeheims in Rümpel, das vom Coronavirus voll erwischt wurde. Die Zahl der Todesfälle im Wohnpark Rohlfshagen ist mittlerweile von sieben auf zehn gestiegen. Eine Prognose, wie viele noch dazukommen, wagt derzeit niemand. Mit einigen Toten hatten Heimleitung und Stormarner Gesundheitsamt nach dem Ausbruch der Masseninfektion gerechnet, aber nicht mit einer solch hohen Zahl an Covid-19-Opfern. Keine Prognose möglich: „Wir wissen nicht, ob die erste Welle schon vorbei ist oder ob es noch eine zweite gibt“, sagt Heimleiter Schöneberg. Vieles sei unklar. „Wir wissen morgens nicht, was bis zum Abend passiert.“ Die Belastung für das Personal ist riesig.“ Einige infizierte Bewohner zeigten weiterhin keine Symptome und seien mit ihrem Rollator unterwegs. Andere seien zwischendurch schlapp, rappelten sich aber wieder hoch. Einige genesen schnell, manche sterben plötzlich. Schöneberg: „Wenn sich das abzeichnet, lassen wir die Menschen in ihrem Zimmer in der gewohnten Umgebung. Dann könne sie in Ruhe sterben“ Bei Zweier-Zimmern werde der andere Bewohner vorübergehend woanders untergebracht. Laut Heimleitung haben und hatten alle Bewohner Vorerkrankungen, zwei bis drei Tage Fieber steckten viele nicht so einfach weg. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Derweil sind über Personaldienstleister neue Pfleger vermittelt worden. Diese gehen freiwillig in Quarantäne. „Es dauert ein wenig, aber mittlerweile sind sie im Team integriert und mit viel Elan bei der Sache“, sagt Schöneberg, der derzeit auch auf Dienstpläne verzichten muss. Jeden Tag gibt es eine neue Lage. Er weiß nicht, wer von den Pflegern und Pflegerinnen möglicherweise neu ausfällt. 24 Mitarbeiter wurden positiv auf das Coronavirus getestet. Einige zeigen Symptome und bleiben dann zu Hause, andere arbeiten weiter. „Es geht nicht anders, wir brauchen jede helfende Hand“, sagt der Heimleiter. Die gesundheitlichen Werte der Mitarbeiter würden jeden Tag kontrolliert. Preise schießen durch die Decke: Froh ist er darüber, dass er jetzt einen aufkommenden Mangel beheben kann. Schöneberg ist es gelungen, 10 000 Schutzkittel zu bestellen – zwar zu deutlich erhöhten Preisen, doch das dürfe gerade keine Rolle spielen. „Vor Corona gab es 20 Stück für einen Euro, jetzt kostet so viel ein einziger Kittel. Der Kreis hatte mit einer Reserve des Katastrophenschutzes ausgeholfen, doch die Schutzkittel sind schnell verbraucht. „Es sind Einweg-Kittel, die man nur kurz benutzen kann.“ Zweites Heim betroffen: Während sich im Trave-Domizil die Lage beruhigt hat, gibt es im dritten betroffenen Stormarner Pflegeheim zwei bestätigte Infektionen unter den Bewohnern. Die Einrichtung befindet sich im Süden des Kreises und möchte namentlich nicht genannt werden. Die Zahl der klinisch bestätigten Covid-19-Fälle im Kreis Stormarn liegt jetzt bei 366. 22 in Stormarn wohnende infizierte Personen befinden sich in stationärer Behandlung, 198 in häuslicher Quarantäne. 128 Personen konnten nach Angaben der Kreisverwaltung zwischenzeitlich als genesen aus der Quarantäne entlassen werden. Neben den drei Menschen im Wohnpark Rolhfshagen starb im Kreis eine weitere Person, die Zahl der Todesfälle stieg damit auf insgesamt 18. Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Viele Pflegekräfte in Schleswig-Holstein haben Angst Corona in Lübeck: Bürgermeister Jan Lindenau beantwortet die Fragen der Bürger – das sind die wichtigsten Antworten Schon sieben Tote im Pflegeheim Rümpel bei Bad Oldesloe Unter strengen Auflagen: Abiturprüfungen in Schleswig-Holstein haben begonnen Kehrtwende in Kiel: Maskenpflicht ab 29. April Notbetreuung bringt Kitas an ihre Grenzen Diese Regeln gelten jetzt für die Geschäfte im Norden Hilferuf: Mehr Schutz für die Pflegeheime Unterricht am Sonnabend? 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