Plötzlich Minister: Stormarner Claussen übernimmt Kieler Justizministerium

Claussen? Minister? Da war doch mal etwas. Richtig, der designierte neue Kieler Justizminister Claus Christian Claussen (CDU) aus Bargteheide ist der Sohn des ehemaligen Landesministers Karl Eduard Claussen. Fast 20 Jahre lang hatte dieser die Kieler Landespolitik maßgeblich mitbestimmt und geprägt – als Sozial-, Innen- und dazwischen eben auch als Justizminister. Claus Christian Claussen tritt nun also in die Fußstapfen seines in den 1980er Jahren populären Vaters. Das kam für fast alle politischen Beobachter sehr überraschend, auch für ihn selbst. „Das war sehr kurzfristig und kam aus heiterem Himmel“, sagte der 59-jährige Landtagsabgeordnete und Rechtsanwalt am Mittwoch den LN am Telefon. Er habe sich jedoch geehrt gefühlt, als Ministerpräsident Daniel Günther ihn fragte. An seinen Vater habe er dabei zuerst gar nicht gedacht, sagte Claussen. Vielmehr musste er überlegen, wie er künftig seine Kanzlei in Bargteheide organisiert. Als Abgeordneter konnte er noch beides managen, als Minister wird das nicht mehr möglich sein. „Die Kanzlei ist meine wirtschaftliche Grundlage, in der Politik kann es auch mal schnell zu Ende sein.“ Die Lösung: Er lässt sich beurlauben, seine Mitarbeiter führen die Kanzlei weiter. Politisches Elternhaus: Erst als das geregelt war, gingen die Gedanken auch an den vor acht Jahren verstorbenen Vater Karl Eduard Claussen. „Mit meinen Geschwistern habe ich dann darüber gesprochen. Die waren sich einig, dass er sich bestimmt gefreut hätte“, so der 59-Jährige, der in einem sehr politischen Elternhaus aufgewachsen ist und später schnell ehrenamtlich Kommunalpolitik in Bargteheide betrieb. Claus Christian Claussen wurde 1961 in Bad Segeberg geboren und wuchs in Bargteheide auf. Nach dem Abitur am Kreisgymnasium folgten Wehrdienst und Jura-Studium. Seit 1997 arbeitet er als selbstständiger Rechtsanwalt. Er ist auch Notar und Mediator, sein Fachgebiet ist Familienrecht. Politisch aktiv wurde er 1975 in der Jungen Union. Eine Zeit lang lebte Claussen in Flensburg und engagierte sich in der dortigen CDU. Nach der Rückkehr nach Bargteheide zog er 1998 in die Stadtvertretung ein, der er 20 Jahre lang angehörte. Von 2008 bis 2016 war er Fraktionsvorsitzender und stellvertretender Bürgermeister. Claussen ist geschieden, lebt mit seiner Lebensgefährtin in Bargteheide und hat fünf Kinder, vier davon aus seiner Ehe. Seit 2017 sitzt Claussen im Kieler Landtag, ist innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion und überzeugte als Leiter des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Rockeraffäre, über die nun Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) stolperte. In der nächsten Woche wird er nun vereidigt, sein Landtagsmandat wolle er behalten und weiter seinen Wahlkreis Stormarn-Nord entsprechend vertreten. „Es hat sich alles sehr dynamisch entwickelt.“ Immer wieder Stormarn: Mit Tobias Koch aus Ahrensburg und Lukas Kilian aus Glinde vertreten zwei weitere CDU-Abgeordnete die Stormarner Interessen in Kiel – und das an exponierten Positionen. Koch ist Fraktionsvorsitzender, Kilian wirtschaftspolitischer Sprecher. „Es freut uns sehr, dass die gute Arbeit jetzt zusätzlich ausgezeichnet wird“, sagt Patrick Ziebke, Geschäftsführer des Stormarner CDU-Kreisverbandes. „Mit Claus Christian Claussen wird ein Stormarner Minister, der wie wenige andere Erfahrung, Kompetenz und Engagement in diesem wichtigen Ressort vereint“, ergänzt Tobias Koch. Stormarn ist auch in anderen Bereichen der Jamaika-Koalition gut vertreten. So kommt Wirtschafts- und Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) aus Ahrensburg. Seine Parteikollegin Anita Klahn aus Bad Oldesloe gehört seit 2009 dem Landtag an. Sie engagiert sich in der Bildungspolitik und ist seit 2017 stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Bei der Landtagswahl 2017 stand sie hinter Wolfgang Kubicki und Heiner Garg auf Listenplatz drei. Sie sagt: „Für den Kreis Stormarn ist es natürlich eine besondere Ehre, nach dem Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz nun auch den Justizminister des Landes Schleswig-Holstein zu stellen.“ Schwarz und Schwarz: Mit Sabine Sütterlin-Waack (CDU) hat zudem auch die vormalige Justiz- und neue Innenministerin zumindest ihre Wurzeln in Stormarn. Sie wurde als Sabine Schwarz in Reinbek geboren. Darauf wurden die LN jetzt von Klaus Klingner hingewiesen. Der SPD-Mann aus Bad Oldesloe war ebenfalls mal Justizminister und hatte in der Zeit mit Sabine Sütterlin-Waacks Vater Henning Schwarz zu tun. „Ich habe mich vor kurzem mal länger darüber mit Frau Sütterlin-Waack unterhalten“, berichtete Klingner. Henning Schwarz war ebenfalls Minister in Kiel und nach der Barschel-Krise vorübergehend geschäftsführender Ministerpräsident. Und auch Claussen senior gehörte damals dem Kabinett an. „In der Tat haben damals unsere beiden Väter zusammengearbeitet“, erinnert sich Claus Christian Claussen. Und es kommt noch besser: Sabine Sütterlin-Waack ist die Cousine des schleswig-holsteinischen Bauernverbandschefs Werner Schwarz aus Rethwisch im Kreis Stormarn. Beide haben den gleichen Großvater, den ehemaligen Bundeslandwirtschaftsminister Schwarz, der mit Vornamen ebenfalls Werner hieß. Von Markus Carstens

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