Pro-und-Kontra-Kommentar: Veröffentlichung von Corona-Zahlen auf Gemeindeebende

Anders als im Kreis Herzogtum Lauenburg wollen die Kreise Segeberg und Stormarn die Corona-Inzidenzwerte der einzelnen Städte und Ämter nicht offenlegen. Die Zahlen könnten die Menschen in die Irre führen, lautet ein Argument. Ein Pro und Contra: Sven Wehde: Zahlen ohne Wert: Ja, es würde mich interessieren, wie die Corona-Inzidenzen in den einzelnen Städten sind. Trotzdem bin ich dafür, sie nicht zu veröffentlichen. Das Herausfiltern und Erstellen der Listen macht dem Gesundheitsamt Arbeit, die sie besser für die Kontaktverfolgung einsetzen sollten. Denn die Listen haben keinen Wert: Höhere oder niedrigere Corona-Inzidenzen hängen gerade im ländlichen Raum oder kleineren Städten zumeist mit lokalen Ausbruchsgeschehen in Altenheimen zusammen. Ohne das Hintergrundwissen darüber sind die Auflistungen nicht nur wenig wert, sondern sogar gefährlich. Schließlich könnten niedrige Werte in Städten oder Ämtern zumindest einige Bürger sorglos werden lassen. Hohe Inzidenzen könnten hingegen zu Panik oder übersteigerter Angst führen. Denn es ist eben nicht jeder in der Lage oder willens, Statistiken ausführlich zu analysieren und zu interpretieren. Jedoch hat es Sinn zu differenzieren. Für große Städte wie Norderstedt mit rund 80 000 Einwohnern im Kreis Segeberg oder auch Ahrensburg mit rund 33 000 Einwohnern im Kreis Stormarn könnten die Zahlen benannt werden, dort ist die Gefahr einer „Explosion“ der Inzidenzen durch ein einziges begrenztes lokales Ausbruchsgeschehen nicht so groß. Oliver Vogt: Zahlen veröffentlichen! Es sollte unser Ziel sein, die Pandemie so effektiv wie irgendmöglich zu bekämpfen. Jetzt, wo sich noch ansteckendere Varianten des Coronavirus ausbreiten, dürfte das umso mehr gelten. Dazu gehört auch eine möglichst kleinteilige und detaillierte Betrachtung des Infektionsgeschehens auf Gemeindeebene, die den Akteuren vor Ort erlaubt, auf Infektionsherde zu reagieren und Maßnahmen zu begründen. Das Gegenargument ist bekannt: Es würde Menschen „in falscher Sicherheit wiegen“, wenn an ihrem Wohnort gerade keine oder nur wenige Fälle bekannt werden. Umgekehrt ließe sich aber ebenso annehmen, dass bei verstärkten Virusausbreitung im persönlichen Lebensumfeld der Einzelne noch penibler auf individuelle Schutzmaßnahmen achtet. Man darf der Bevölkerung durchaus zutrauen, die richtigen Schlüsse aus solchen Daten zu ziehen. Landkreise sind hingegen nichts weiter als politische Gebilde. Es ergibt keinerlei Sinn, das Geschehen in einer weltweiten Pandemie auf der Ebene willkürlich gezogener Verwaltungsgrenzen zu betrachten. Je besser die Datenbasis ist, je mehr wir wissen, wo und wie stark sich die Viren ausbreiten, umso effektiver können wir auch dagegen vorgehen. Von Sven Wehde und Oliver Vogt