Prozess Lübeck/Bad Oldesloe: 49-Jährige lässt Ehemann von Liebhaber verprügeln

Welchen Einfluss die Liebe bisweilen auf unser Tun hat, wurde am Mittwoch in einem Prozess vor dem Lübecker Landgericht deutlich. Zwei gebürtige Iraker saßen da auf der Anklagebank. Vorgeworfen wurde ihnen ein besonders schwerer Raub, begangen am 22. April 2018 an der Hagenstraße in Bad Oldesloe. Verurteilt wurden die 48 und 46 Jahre alten Männer schließlich wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung zu jeweils zehn Monaten Haft, ausgesetzt zur Bewährung. „Das ist schon eine absurde Posse“, sagte der Vorsitzende Richter Kai Schröder bei der Verkündung des Urteils, mit dem die III. Große Strafkammer knapp unter der Forderung von Staatsanwältin Britta Berkenbusch blieb. Auch sie hatte keinen Nachweis für den Tatbestand des schweren Raubes gesehen. Denkzettel für Ehemann: Denn im Kern ging es einer 49-jährigen Frau darum, ihrem Ehemann einen schmerzhaften Denkzettel zu verpassen und ihre eigenen Dinge – elektronische und Geräte für den Haushalt – aus der gemeinsamen Wohnung zu schaffen. Dafür gewinnen konnte sie ihren Liebhaber und einen gemeinsamen Bekannten – die beiden jetzt Verurteilten. „Wichtig ist, dass er verprügelt wird“, schrieb sie in einem der vielen Whatsapp-Chats, die Polizei und Staatsanwaltschaft ausgewertet hatten. Sie selbst hatte zu Protokoll gegeben, von ihrem Ehemann geschlagen worden zu sein. Dieser wiederum hatte offenbar damit gedroht, den Eltern seiner Partnerin von deren außerehelicher Liaison zu erzählen. Beide stammen ursprünglich ebenfalls aus dem Irak beziehungsweise Syrien. Im Irak gilt Ehebruch als Straftat. Ein Monat U-Haft: In Deutschland wiederum kam die 49-Jährige mit einem Monat Untersuchungshaft und einer 14-monatigen Bewährungsstrafe ebenfalls wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung davon. Vor gut einem Jahr hatten zunächst alle drei Täter zusammen auf der Anklagebank gesessen. Da sie ebenso wie das Opfer jedoch alle schwiegen, sah sich das Gericht gezwungen, das Verfahren gegen die Frau abzutrennen. Bereits zu dem Zeitpunkt lebte sie wieder mit ihrem Ehemann zusammen. Offenbar hatte er es gut verkraftet oder verdrängt, im April 2018 in seiner eigenen Wohnung drei Stunden lang gefesselt und geschlagen sowie mit Pfefferspray gequält worden zu sein. Flucht während des Irak-Krieges: Das Ehepaar war am Mittwoch auch gar nicht zum zweiten Verhandlungstag gekommen, an dem Tag, als die Angeklagten aus ihrem Leben erzählten. Beide flohen 2003 wegen des Irak-Krieges nach Deutschland. Einer der beiden Männer hatte nach eigener Aussage bei einem Raketenbeschuss seine gesamte Familie verloren. Auch in seiner neuen Heimat hat er bis heute nur schwer Anschluss gefunden. Vor Gericht benötigte er einen Dolmetscher. Der kurzzeitige Liebhaber der 49-Jährigen konnte sich dagegen gut auf Deutsch verständigen. In seinem letzten Wort sagte er, dass ihn die Frau manipuliert habe. „Sie hat mein Leben auf den Kopf gestellt. Vorher lief alles normal.“ Auch sein Verteidiger Ralf Wassermeyer aus Lübeck betonte, dass sein Mandant nicht der Initiator der Tat gewesen sei. „Er war damals verliebt in die Frau, lebt aber jetzt in gesicherten Verhältnissen. Er hat sich zwei Jahre lang aufgrund des bestehenden Haftbefehls regelmäßig bei der Polizei gemeldet und hält sich an die Regeln der Gesellschaft.“ Von Markus Carstens

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