Reinfeld: Matthias-Claudius-Kirche bekommt neue Stühle

„Wir sind aufgeregt, dass es nun endlich passiert. ,Hanna’ kommt!“, sagt Pastorin Dr. Christina Duncker. „Hanna“ – so heißt der neue Kirchenbankstuhl der Matthias-Claudius-Kirche in Reinfeld, der die ehrwürdigen Eichenbänke ersetzen wird. 150 neue Sitzgelegenheiten werden in der zweiten Märzwoche angeliefert. Derzeit wird das Gotteshaus für die neue Möblierung umgestaltet, die offene Kirche ist deshalb vorübergehend eingeschränkt. „Es müssen ein paar Heizkörper umgesetzt und ergänzt werden, weshalb die Kirche bis zum 15. März immer wieder gesperrt werden muss“, erläutert die Pastorin. Sie bemühten sich aber, sie bald wieder zu öffnen. Nur Sitzen könne man dann im Moment in der Kirche nicht. Ärger um Designerstuhl: Die neue Bestuhlung war bereits im Zuge der umfangreichen Restaurierung, die von 2009 bis 2011 stattfand, als letzter Bauabschnitt geplant. Damals fehlte nur das Geld für die sofortige Umsetzung. Seitdem behalf man sich mit geliehenen Polsterstühlen, mit denen man die alten Kirchenbänke ergänzte, um den Gottesdienst flexibler zu gestalten. Unter Pastor Bernd Berger fand man 2019 eine Lösung für das Provisorium. Johannes Berger, Sohn des Pastors, gelernter Tischler und Designstudent, hatte als Semesterarbeit Stuhl „Claudius“ eigens für die Reinfelder Kirche entworfen. Nordisch schlicht, bequem und funktional, doch leider teuer. Rund 450 Euro sollte ein Exemplar kosten, und 130 sollten angeschafft werden. „Ein stolzer Preis“, befanden einige Stimmen in der Gemeinde. Andere Mitglieder wollten die Kirchenbänke partout behalten, „denn Kirche ohne Bänke passt nicht“, meinten sie. Kirchenbankstuhl „Hanna“ als Kompromiss: Lange wurde wegen der Stühle hin- und herdiskutiert, eine Gemeindeversammlung wurde sogar extra einberufen. „Aufgrund der Reaktion haben wir noch mal neu nachgedacht und der Gemeindeversammlung noch mal einen anderen Stuhl als Kompromiss vorgestellt“, schildert Pastorin Duncker. Modell „Hanna“ – ein Stück Handwerkskunst gepaart mit Funktionalität des Traditionsherstellers Grönemeyer Objektmöbel aus Celle. Die Leute hätten Probe gesessen, und letztendlich habe man sich – auch in Rücksprache mit dem Landeskirchenamt – für „Hanna“ statt für „Claudius“ entschieden. „Hanna“ sei mit 259 Euro auch günstiger. „Außerdem muss sehen, dass man es gemeinschaftlich umsetzen kann. Wir wollen ja keine Gräben ausbuddeln, sondern Brücken bauen. Wir waren jetzt sehr überwältigt, dass wir die landeskirchliche Genehmigung für das neue Kirchengestühl erhielten. Da haben wir uns wahnsinnig gefreut“, so Duncker. Weniger bequem: Die Optik wird allerdings eine komplett andere sein. „Hanna“ ist ein Kirchenbankstuhl. „Die Sitze werden zusammengesteckt, sodass eine geschlossene Sitzfläche entsteht wie bei einer Kirchenbank, auch hinten im Rücken.“ Im hinteren Bereich der Kirche werden die Reihen fixiert, im vorderen Teil will man flexibel sein und die Stuhlreihen auseinandernehmen können. Was den Sitzkomfort anbelangt: Die Rückenlehnen sind nicht gewölbt wie bei dem teureren Modell des Designstudenten, sondern gerade wie bei einer typischen Bank. „Natürlich haben ältere Leute gesagt, der andere Stuhl sei bequemer. Aber ,Hanna’ ist ein Kirchenbankstuhl. Man kann eben nicht alles haben, das geht nicht“, macht die Reinfelder Pastorin deutlich. Die Leute in der Gemeindeversammlung hätten das aber auch mit Humor genommen. Pastorin Dr. Duncker ist schon aufgeregt: Pastorin Dr. Christina Duncker ist schon sehr gespannt, wie sich das neue Kirchengestühl in das fast 400 Jahre alte Gotteshaus einfügt, und ob platzmäßig alles so passt, wie sie sich das gedacht haben. „Ich bin wahnsinnig aufgeregt“, gesteht die Geistliche. Natürlich werde es Menschen geben, die enttäuscht und wütend seien und das womöglich noch mit einer ordentlichen Prise Coronaärger vermischten, vermutet sie. „Ich werde bestimmt noch Haue kriegen, aber ich hoffe, dass wir zu Ostern alle wieder in Frieden miteinander auf den Stühlen sitzen und Gottesdienst feiern können.“ 45 000 Euro Spenden: Das ganze Projekt ist dank Spenden zusammen mit einem eigenen Beitrag der Kirchengemeinde finanziert. „Wir haben schon mehr als 45 000 Euro an Spenden gesammelt, das ist eine enorme Summe, die unser Team zusammengetragen hat und echt eine Leistung.“ Rund 68 000 Euro soll die neue Möblierung mit Umbau kosten. Den Rest muss die Gemeinde dazugeben. Wer möchte eine alte Kirchenbank? Was passiert mit den alten Bänken? „Wer eine unserer alten Kirchenbänke haben möchte, möge sich bei uns melden. Die sind alle einigermaßen gut erhalten. Es gibt kleine Bänke von 2,50 Meter und größere Bänke, die sind 3,50 Meter lang. Diese dürfen gerne gegen eine Spende einen neuen Besitzer finden“, fügt Pastorin Dr. Christina Duncker hinzu. Die Spenden sollen auch zur Refinanzierung des neuen Gestühls verwendet werden. Die Bänke seien allerdings aus massiver Eiche und sehr schwer. Vier, fünf Leute benötige man bestimmt, um die langen Bänke zu tragen, schätzt die Pastorin. Zwei Bänke verbleiben bei der Kirchengemeinde und sind zurzeit im Claudiuspastorat untergestellt. Pastorin Dr. Christina Duncker ist unter folgender Mail zu erreichen: pastorin.duncker@kirche-reinfeld.de Von Britta Matzen