Vogelgrippe: Stallpflicht für Geflügel in Stormarn

Einen Fall von Geflügelpest gab es zwar bis Mittwoch noch nicht in Stormarn, angesichts von mittlerweile Tausenden bestätigten Fällen bei Wildvögeln im Westen Schleswig-Holsteins scheint das jedoch nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Im benachbarten Kreis Segeberg war das H5N8-Virus am Montag im Geflügelbestand eines Privathalters in der Ortschaft Heidmühlen festgestellt worden. Seit Mittwoch herrscht daher landesweit eine Stallpflicht für Geflügel. Das gilt nicht nur für die professionellen Landwirte, sondern auch für Hobbyzüchter. Nicht nur bei denen ist seit einigen Jahren verstärkt das Huhn angesagt, sondern auch bei den Berufsbauern. „Wir haben deutlich mehr Betriebe als bei der letzten Vogelgrippe 2016“, sagt Peter Koll, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes. Denn seitdem setzen immer mehr Landwirte zwischen Ahrensburg und Zarpen auf die sogenannten Hühnermobile. Die sind beweglich und können so auf Wiesen immer wieder umgestellt werden. Die Tiere sind tagsüber stets draußen, scharren und futtern um ihren beweglichen Stall herum. Laut Koll hängt diese Entwicklung auch mit einem veränderten Bewusstsein der Verbraucher zusammen. „Die Nachfrage nach frischen und regional erzeugten Produkten steigt immer mehr.“ Hühner waren verwundert: Die Geflügelhalter in Stormarn sind laut Kreisbauernverband gut aufgestellt und bleiben noch gelassen, wenngleich die Stallpflicht mit erheblichem Mehraufwand für die Landwirte verbunden ist. „Das geht von der Futterversorgung bis zum Sauberhalten der Ställe“, sagt Peter Koll. Denn die Hühner werden die kommenden Wochen oder vielleicht sogar Monate in ihren Hühnermobilen verbringen. „Das ist für die Tiere sehr ungewohnt. Sie wollen raus und scharren sprichwörtlich mit den Füßen.“ Bestätigen kann das Lars-Christian Wichmann vom Travenhof in Reinfeld. „Die Hühner standen heute Morgen alle vor den Toren und wunderten sich“, berichtete der Junglandwirt am Mittag den LN. „Eine Rebellion gab es jedoch nicht“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Die Stallpflicht hält er ohne Einschränkung für richtig. „Es geht darum, unsere Tiere zu schützen.“ Wichmann war vor fünf Jahren der erste Bauer in Stormarn, der Hühnermobile anschaffte. Mittlerweile stehen sechs davon mit 350 Hühnern auf seinen Wiesen direkt an der Trave. Einige hat er jedoch am Mittwoch umgeparkt und am Hof hingestellt. Betreten können er und seine Mitarbeiter die Ställe jetzt nur noch mit Überschuhen, damit kein Dreck und damit möglicherweise Viren eingetragen werden. Auch Wechselkleidung müssen sie jetzt dabei haben. Möhren und Kürbisse: Beim Ausbruch der Geflügelpest 2016 sei er noch recht ratlos gewesen, sagt Wichmann. Diesmal ist er jedoch vorbereitet. „Man muss die Hühner beschäftigen und bei Laune halten.“ Das macht er unter anderem mit einem Futter-Verwöhnprogramm. Möhren stehen unter anderem auf dem Speisezettel, am Mittwoch gab es sogar einen großen Kürbis für das Federvieh. Genug Platz ist allemal, denn die Mobile sind auf zwei Ebenen wie ein Hühnerstall beschaffen und eingerichtet. „Neun Hühner dürften auf einem Quadratmeter sein, bei uns sind es sieben“, erzählt Wichmann. Er hofft, dass die Vogelgrippe diesmal schnell vorbeizieht. 2016/17 dauerte sie allerdings bis in den Mai. Drei Monate dürfe er die Travenhof-Eier – trotz Stallpflicht – noch mit der Kennzeichnung Freilandhaltung versehen. „Danach müssten alle auf Bodenhaltung umetikettiert werden“, sagt Wichmann. Auch das sei wieder extremer Mehraufwand und mit hohen Kosten verbunden. Der junge Landwirt hofft, dass die Verbraucher ihm und allen anderen Kollegen der Region in der nächsten Zeit die Treue halten und auch seiner kleinen Verkaufshütte am Straßenrand weiter Besuche abstatten. Gänse jetzt schlachtreif: Während es immer mehr Hühnerhalter gibt, ist die Zahl der Gänsebetriebe zurückgegangen. Laut Peter Koll vom Bauernverband haben aber viele Gänse jetzt – am Mittwoch war Martinstag – die Schlachtreife erreicht, so dass sich das Problem der Stallpflicht bei einigen gar nicht mehr stelle. Der Genuss der Weihnachtsgans sei ohnehin nicht gefährdet. „Die Vogelgrippe kann nicht auf den Menschen übertragen werden. Der Konsum von Eiern und Fleisch von regionalen Erzeugern bleibt völlig unbedenklich“, betont Koll. Von Markus Carstens

Reinfeld: Stallpflicht in Stormarn - Hühnerhalter in Sorge wegen Vogelgrippe