Steinzeitmusik made in Stormarn

Seit dem Spätsommer wird in Ahrensburg und Schleswig ein Dokumentarfilm über ein Steinzeitexperiment gedreht. Dabei rekonstruiert der Experimentalarchäologe Harm Paulsen, der bereits in vielen TV-Produktionen mitgewirkt hat, einen Jagdbogen, wie ihn die Ahrensburger Rentierjäger am Ende der Eiszeit vor 12.000 Jahren verwendet haben könnten. Als Sprecher konnte nun der Schauspieler Joshy Peters gewonnen werden, die Musik kommt von Schülern der Ahrensburger Stormarnschule. Karl-May-Schauspieler gibt Film seine Stimme: Inzwischen sind schon einige Stunden Filmmaterial zusammen gekommen und erste Passagen werden bereits geschnitten, teilt Produzentin Svenja Furken von der IG Tunneltal mit. „Als Off-Sprecher konnte der Schauspieler Joshy Peters gewonnen werden.“ Der langjährige Old Shatterhand, Ölprinz und Schurke der Karl-May-Spiele in Bad Segeberg sei mehr als überrascht gewesen, dass der Prototyp von Pfeil und Bogen aus dem Ahrensburger Tunneltal – und nicht dem Wilden Westen - stammt. „Von Anfang bestand für mich der Wunsch, den Film mit authentischen Geräuschen und Klängen der Steinzeit zu untermalen“, so Filmemacher Mathis Menneking. Hier konnte die Stormarnschule in Ahrensburg – ein Gymnasium mit Musikschwerpunkt – mit ins Boot geholt werden. Katja Kursawe, die die Fachschaft Musik an der Schule leitet, sei sofort von der Idee begeistert gewesen, heißt es in einer Mitteilung der IG Tunneltal. Zusammen mit ihrem Kollegen Sönke Grohmann realisiert sie nun die Umsetzung des Projekts. Schüler machen Steinzeitmusik: „Ich bin glücklich mit wie viel Enthusiasmus und Ideenreichtum die Kinder des 7. Jahrgangs auf die etwas ungewöhnliche Aufgabenstellung reagiert haben“, so die Pädagogin. „Die Kinder haben Muscheln, Steine und Haselnüsse gesammelt. Ich selbst habe ein paar Schwirrhölzer besorgt. Nun wird ausprobiert und gesummt, geklappert, getrommelt, geschwirrt und geflötet.“ Der Fantasie seien dabei kaum Grenzen gesetzt, da niemand wisse, wie die Musik damals klang. Dass die Menschen auch schon in der Steinzeit musiziert haben, stehe aber außer Frage, denn auf der Schwäbischen Alb seien Knochenflöten gefunden worden, die 40 000 Jahre alt sind. Die Klänge, die bei dem Musikexperiment entstehen, werden aufgezeichnet und später dem Filmemacher zur Verfügung gestellt. Anlass für das Filmprojekt war die sensationelle Wiederentdeckung eines hölzernen Pfeilschaftfragments in einer unscheinbaren Zigarrenschachtel im Nachlass von Alfred Rust. Gut 100 solcher Pfeilschäfte hatte der Entdecker der Rentierjägerkulturen vor 86 Jahren im Tunneltal geborgen, die später allesamt in Kieler „Museum vaterländischer Alterthümer“ verbrannten. Die Datierung dieses letzten Pfeils mit modernen Analysemethoden bestätigte ein Alter von 11 500 Jahren. Er gehörte demnach einem Rentierjäger der Ahrensburger Kultur und ist aktuell der weltweit älteste Pfeilschaft der Menschheitsgeschichte. Auch in die geplante Ausstellung „Die Welt der Ahrensburger Rentierjäger“, die im nächsten Jahr in der Stadtbücherei Ahrensburg gezeigt wird, könnten die Klangbilder der Schüler integriert werden. Dort wird dann auch der älteste Pfeil der Menschheitsgeschichte erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen sein und der Film seine Premiere feiern. Von LN