Störche zogen in Stormarn 67 Junge groß

Corona brachte den Flugverkehr über Europa fast vollständig zum Erliegen. Den Zug der Störche hat die heimtückische Infektionskrankheit jedoch nicht aufhalten können. Das hat sich auch positiv auf den Bestand der beliebten Vögel in Stormarn ausgewirkt. Wie von der Oldesloer Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) zu erfahren war, startete die diesjährige Saison mit einem sensationellen Rekord: 39 Storchenpaare ließen sich in den Dörfern nieder, soviel wie vor 85 nicht mehr. Bis auf eines wurden sämtliche, bereits im Vorjahr besetzte Nester im Kreis bezogen, aber auch sechs neue, die bislang stets ignoriert worden waren. Junggesellen schmissen Eier aus dem Nest: Ohne Federlesens ging die Besiedlung aber keineswegs vonstatten. Der große Andrang wurde stellenweise sogar zum Problem. Wie Storchenbetreuer Andreas Hack berichtet, lieferten sich „Junggesellentrupps“ erbitterte Kämpfe mit Paaren, die schon ihr Heim okkupiert und begonnen hatten zu brüten. In Groß-Barnitz etwa attackierten die halbstarken Singles ein Nest so heftig, dass das gesamte Gelege herabstürzte und die Brut mit einem Schlag vernichtet war. Die meisten der nicht sesshaften „Radaubrüder“ gab es aber im Mai in den Billewiesen bei Hamfelde. Dort hielten sich zu Spitzenzeiten 54 Störche gleichzeitig auf. Kaum Würmer bei extremer Trockenheit: Ein Wermutstropfen in der diesjährigen Storchenbilanz bildete das im Verhältnis zum Vorjahr relativ schlechte Nahrungsangebot. Das bekam insbesondere der Nachwuchs der früh zurückgekehrten Vögel zu spüren. Aufgrund der langen Trockenphasen im April und Mai fanden die Elterntiere kaum Würmer oder Reptilien, um sie an die Jungen zu verfüttern. Dies hatte zur Folge, dass bei ihnen jeweils nur ein bis zwei Junge vom gesamten Gelege überlebt haben. Die Spätheimkehrer hatten diesbezüglich mehr Glück. Doch laut Hack ist in diesem Jahr keine einzige Vierer-Brut zu verzeichnen. 2019 herrschte im Gegensatz dazu eine fast paradiesische Versorgungslage. Da gab es nämlich in sechs Nestern Vierlinge. Fruchtbarstes Dorf bleibt Bargfeld-Stegen: Obwohl kaum „Großfamilien“ zu verzeichnen sind, liegt die Anzahl der jungen Adebare in diesem Jahr immerhin bei 67 Tieren, 2019 waren es 69. Dies ist dem Umstand zuzuschreiben, dass sich fünf neue Störche in Stormarn niedergelassen haben und somit die Gesamtbilanz verbesserten. Alles in allem haben 32 Paare erfolgreich Junge aufgezogen. Neuansiedlungen von Störchen gab in diesem Jahr in Meilsdorf, Bünningstedt, Trittau, Wiemerskamp, Bargfeld-Stegen Elmenhorster Str. (zweites Paar) und nach zwölf Jahren ohne Störche auch wieder in Eichede. Bis auf Fischbek-Mönkenbrook wurden alle anderen Nester vom Vorjahr wieder besetzt. Nachwuchsbilanz: Bargfeld-Stegen Tonnenteich 2, Bargfeld-Stegen Mittelweg 2 und 3, Bargfeld-Stegen Wilhelmshöhe 2, Bargfeld-Stegen Elmenhorster Str. 2, Bünningstedt 2, Delingsdorf 2, Eichede 1, Grönwohld 3, Groß Barnitz 0, Großensee 0, Hammoor 2, Heilshoop 2, Jersbek Lange Reihe 1, Jersbek Hartwigsahler Weg 2, Klein Wesenberg 1, Kronshorst 3, Langelohe 3, Lasbek-Dorf 3, Lütjensee 0, Meddewarde 1, Meilsdorf 2, Mollhagen 1, Neritz 0, Papendorf 3, Rethwischfeld 2, Rümpel 2, Seefeld 3, Sprenge 2, Stellau 2, Stemwarde 3, Sühlen 2, Tangstedt 2, Todendorf 1, Tremsbüttel 3, Trittau 0 Westerau 2, Wiemerskamp 0. Fruchtbarstes Dorf ist weiterhin unangefochten Bargfeld-Stegen. Sechs Paare zogen elf Küken groß und verteidigten somit den Titel der Gemeinde als zweitgrößtes Storchendorf Schleswig-Holsteins. Pech hatte jedoch ein Altstorch, der sich am Bein verletzte. Da er kaum in der Lage gewesen wäre, den Nachwuchs zu versorgen, sicherten die Betreuer vom Nabu drei der vier Eier und brachten sie zur Pflegestation in den Wildpark Eekholt. Die Eigentümer des Nests versuchten den verletzten Storch noch durchzufüttern, doch er starb nach einigen Wochen. Nabu räumt bald Nester auf: Nach der Brut ist vor der Brut. Und so begeben sich die Storchenbetreuer schon im September wieder auf Kontrolltour durch den Kreis. Dank finanzieller Unterstützung von der Kulturstiftung der Sparkasse Stormarn können wieder zehn bis 15 Nester begutachtet sowie gereinigt und saniert werden. Dabei wird alle zwei bis drei Jahre zu stark verdichtetes Nistmaterial entfernt und mit Holzhackschnitzeln aufgefüllt, damit der Regen besser ablaufen kann. Zudem wird die Tragfähigkeit der Unterkonstruktion geprüft. Da die Störche die Horste Jahr für Jahr neu aufstocken, können sie mitunter bis zu einer halben Tonne wiegen, ein Gewicht, das nicht jeder Stützpfeiler aushält. Entsorgt werden aber auch Plastiktüten, Schnüre und anderes Material, das die Störche verletzen könnte. Denn den Tieren ist alles recht, was sie nur zum Nestbau verwenden können. Von Dorothea von Dahlen