Stormarner Vereinssport: Das ist jetzt wieder erlaubt

Corona hat die Stormarner Sportvereine lahmgelegt. Seit Monaten findet kein Trainingsbetrieb statt. Die Folge: Mitgliederschwund. „Wir haben im Kreis Stormarn nach vorläufigem Ergebnis 5,4 Prozent weniger Mitglieder in unseren Vereinen“, sagt Adelbert Fritz, Vorsitzender des Kreissportverbandes. Der SV Preußen Reinfeld zähle sogar acht Prozent weniger Vereinsmitglieder. Auch der VfL Oldesloe verzeichnet rückläufige Mitgliederzahlen. Ein Minus von 5,7 Prozent wurde bei der Bestandsaufnahme registriert. SV Preußen Reinfeld: Kaum Neueintritte in 2020: „Große Vereine haben in der Regel mehr Mitgliederschwund als kleine Vereine. Das liegt sicherlich daran, dass die Vereinstreue im dörflichen Bereich stärker ist“, ergänzt Fritz, der seit 17 Jahren Vorsitzender des SV Preußen ist. Mit acht Prozent sei die Fluktuation beim SV Preußen zum Stichtag 1. Januar 2021 zwar etwas höher als in den Vorjahren ausgefallen. „Aber das ist gar nicht so gewaltig. Es gab immer Austritte. Aber aufgrund der Coronasituation gab es kaum Neueintritte. Viele fragen sich natürlich, warum sie in den Sportverein eintreten sollen, wenn sie eh nichts machen können. Und das ist eigentlich das Problem.“ Vereine wie der SV Preußen oder der VfL Oldesloe haben in den vergangenen Monaten als Ersatz Online-Training angeboten. „Viele Übungsleiter haben Gymnastik oder Fitness angeboten, einfach auch, um die Mitglieder in Form zu halten“, informiert Adelbert Fritz. Auch beim VfL Oldesloe haben die Abteilungen Turnen, Judo und Triathlon Online-Sport getrieben. Die Fußballer wurden mit Trainingsplänen versorgt. Bewegungsmangel schadet Kindern: Dennoch: Dass der Vereinssport so lange nicht erlaubt war, trifft insbesondere die junge Generation. „Kinder und Jugendliche haben fast zwei Jahre in ihrer sportlichen Entwicklung verloren, gerade im Mannschaftssport ist das fast nicht aufzuholen“, sagt die Vorsitzende des VfL-Oldesloe, Gudrun Fandrey. Der erzwungene Bewegungsmangel sei aus vielerlei Gründen nicht zuträglich. Es drohten Kollateralschäden wie Fettleibigkeit oder Depressionen. „Wer zwei Jahre als Jugendlicher keinen geregelten Sport treibt, ist unter Umständen auf lange Sicht für die Vereine als Mitglied verloren.“ Vereinssport im Außenbereich: Seit Anfang der Woche gelten gewisse Lockerungen auch für den Sport. Mit bis zu zehn Personen darf man Sport im Außenbereich treiben. Im Kinder- und Jugendbereich des organisierten Vereinssports gilt: Bis zu 20 Leute dürfen draußen trainieren. „Aber alles kontaktfrei und mit Abstand. Das heißt, Mannschaftstraining mit Mann gegen Mann oder Mädchen gegen Mädchen ist absolut nicht möglich“, macht Fritz deutlich. Ein bisschen laufen, Krafttraining, Bälle hin- und herspielen – nur das sei momentan drin. „In der Halle ist es noch viel schlimmer. Aufgrund der Abstandsregelung müssen wir pro Sportler fast 80 Quadratmeter haben. In eine 800 Quadratmeter-Halle kann man also nur mit zehn Leuten rein. Es ist schon schwierig für die Vereine und die Ehrenamtler, das alles umzusetzen“, meint der Vorsitzende des Kreissportverbandes und des SV Preußen. Hinzu komme der Frust der Mitglieder, die unbedingt wieder trainieren wollten, aber nicht könnten. „Die Vorschriften erlauben es leider nicht in dem Umfang, wie wir es alle gerne hätten.“ VfL Oldesloe – Kinder strömen zum Fußball: Auch beim VfL Oldesloe sind seit Montag die Sportplätze wieder freigegeben. „Unsere Fußballabteilung hat den Sport wieder aufgenommen und wird förmlich überrannt, die Kinder und Jugendlichen strömen in Scharen zum Training“, sagt Vorsitzende Gudrun Fandrey. Die Freude der Kinder zu sehen, das sei wunderbar. Hallensport ist in Bad Oldesloe noch nicht wieder möglich. Eine Freigabe der Hallen stehe noch aus, so Fandrey. Die Schwimmhalle stehe ebenfalls noch nicht wieder zur Verfügung. „Hier sehe ich die fehlende Schwimmausbildung der Kinder als großes Problem. Und da uns die Stormarnhalle aus mehreren bekannten Gründen wohl für lange Zeit nicht mehr zur Verfügung steht, sehe ich außerdem erhebliche Probleme im Bereich Eltern/Kind-Turnen auf uns zukommen. Hier werden Gruppengrößen von rund 80 Personen erreicht. Wir wissen noch nicht, wie und wo wir diese Gruppen unterbringen können.“ Von allen Seiten werde die Wichtigkeit des Sports betont, sagt die Vorsitzende des VfL Oldesloe. „Die aufgebauten Hürden sind jedoch schwer zu überwinden. Die Herausforderung für das Ehrenamt ist hier enorm und verlangt allen Beteiligten viel ab.“ Treue Mitglieder beim SV Hamberge: Die Corona-Pandemie hat auch den Breitensport beim SV Hamberge monatelang zum Erliegen gebracht. Doch die Zahl der Austritte ist überschaubar. „Ganze zwei sind wegen Corona ausgetreten. Ansonsten sind wir absolut stabil und haben treue Mitglieder“, verkündet Vorsitzender Stefan Stapel. Seit Anfang der Woche darf in Hamberge wieder einzeln gepaddelt werden, die Kanuten des Vereins sind draußen. „Nächste Woche starten wir wieder mit Fußballtraining, aber unter den Auflagen ohne Kontakt und mit 1,50 Meter Abstand. Das ist sehr, sehr schwer umzusetzen“, sagt Stapel. Richtig aufgeregt sind schon die Hamberger Hobby Horser. Am Wochenende geht es erstmals nach dem Lockdown wieder mit den Steckenpferden an den Start – und zwar draußen auf dem Sportplatz. Von Britta Matzen