Tafel Reinfeld: Immer mehr Menschen geraten wegen Corona in Not

Die Tafel Reinfeld unterstützt mit schneller Soforthilfe. „Auch unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Pandemie finden unsere Lebensmittelausgaben weiterhin zu den gewohnten Öffnungszeiten statt“, teilt der Vorstand der Hilfsorganisation mit. Dienstagnachmittags von 16.30 bis 18 Uhr und donnerstags von 11 bis 13.30 Uhr können Bedürftige sich Lebensmittel an der Joachim-Mähl-Straße 1 abholen. Dabei wird strikt auf die Einhaltung der Hygieneregeln geachtet. Alle Kundinnen und Kunden sowie die ehrenamtlichen Helfer tragen Masken, desinfizieren ihre Hände beim Betreten der Tafelräume und achten auf den Mindestabstand von 1,50 Metern. „Außerdem werden maximal vier Personen zur Ausgabe reingelassen. Alle anderen müssen draußen warten“, sagt die Vorsitzende Hannelore Meyer. Lange Schlangen vor der Tafel: Draußen vor der Tür bilden sich dementsprechend längere Schlangen. Nimmt die Armut zu? Werden immer mehr Leute bedürftig? Der Eindruck kann dabei entstehen. Das stimme nur teilweise, teilt die Tafel mit. „Dass die Schlangen länger werden, liegt unter anderem daran, dass die Menschen nun draußen warten müssen und dass der Aufwand bei der Ausgabe größer geworden ist“, sagt der Ehrenamtler und Pressesprecher der Organisation, Siegfried Schüler. Die Ausgabe der Lebensmittel soll möglichst kontaktarm erfolgen. Mehr Menschen von Armut betroffen: Dennoch: Das Team in Reinfeld beobachtet auch eine neue Form der Armut. So fragten aktuell Reinfelder und Nordstormarner die Unterstützung der Einrichtung nach, die bisher nicht auf sie angewiesen waren. Das seien Menschen, die aufgrund der Corona-Pandemie ihren Job oder Nebenjob verloren haben, Selbstständige, deren Existenz aufgrund wegbrechender Aufträge auf dem Spiel steht, oder Menschen, die aktuell wegen der Krise in Kurzarbeit sind. „Dass wir insgesamt aufgrund der aktuellen Situation mehr Menschen haben, die von Armut betroffen sind, ist unbestritten“, fasst Hannelore Meyer zusammen. Angst vor Ansteckung: Ältere Kunden bleiben fern: Gleichzeitig fehle aktuell ein Teil der Stammgäste. Signifikant viele Kundinnen und Kunden gehörten zur Risikogruppe, die besonders gefährdet ist, sei es aus Altersgründen, sei es aufgrund gesundheitlicher Vorbelastung. „Aus Angst vor Ansteckung verzichten einige auf den gewohnten Tafelbesuch. Wir bedienen etwa gleich viele Kunden wie vor der Pandemie. Das liegt daran, dass sich in Reinfeld Neukunden, die in eine wirtschaftliche Notlage geraten sind, und fernbleibende Bestandskunden in etwa die Waage halten“, sagt Schüler. Sicherheitskonzept bei der Ausgabe: Für die Organisation der Reinfelder Tafelarbeit ist ein erhöhter Aufwand erforderlich. Um die Gesundheit der Ehrenamtlichen sowie der Kundinnen und Kunden zu schützen, müssen neue Konzepte der Lebensmittelausgabe umgesetzt werden. „Wir haben gerade große Trennwände für den langen Tresen bekommen, die uns und auch die Kunden mehr schützen. Wir ehrenamtlichen Helfer halten natürlich auch den Abstand untereinander ein. Nur beim Sortieren der Ware ist das ein bisschen schwierig, aber wir versuchen es“, sagt die Vorsitzende. Anstrengende Zeiten seien das. Weniger Tafel-Helfer: „Wir haben auch einige Helfer weniger. Viele sind ja schon an die 80, und die wollen im Moment nicht kommen.“ Aber jüngere Helfer, die noch im Berufsleben steckten, blieben momentan fern. „Die wollen auch nicht unbedingt kommen und uns anstecken oder sich bei uns womöglich anstecken. Wir nehmen momentan aber auch keine neuen Helfer. Man weiß ja nicht, wo die Leute überall waren und hingehen. Wir regeln das jetzt lieber mit den 70 Leuten, die wir haben.“ Spendenbereitschaft und Solidarität: Ein ermutigendes Zeichen sei die Spendenbereitschaft und Solidarität der Bevölkerung mit der Tafel. Vor allem während der ersten Lockdown-Phase im Frühjahr 2020 sind zahlreiche Spenden eingegangen. Neben Geld- und Sachspenden wurden Einkaufsgutscheine für verschiedene Lebensmittelgeschäfte zur Verfügung gestellt, die an die Kundinnen und Kunden verteilt wurden. Rätselhaft findet Hannelore Meyer, dass von Restaurants keine Spenden eingingen. „Das wundert mich, wo die Gastronomie ihre Lebensmittel gelassen hat. Im ersten Lockdown rief mich mal ein Café an, die hatten noch ein paar Sachen.“ Aber jetzt im zweiten Lockdown sei gar nichts angekommen. Mit positiver Energie durch die Krise: Die Helferinnen und Helfer der Tafel Reinfeld sowie ihre Ausschuss-Vorsitzende Hannelore Meyer bedanken sich bei allen Menschen, die entweder mit großzügigen Spenden, Hilfe oder aufmunternden Worten dazu beigetragen haben, dass das Team seine Arbeit trotz der erschwerten Voraussetzungen fortführen kann. „Mit positiver Energie durch die Krise – unter diesem Motto wird unsere Arbeit auch in den kommenden Wochen und Monaten stehen“, sagt Hannelore Meyer. Von Britta Matzen