Tanzen gegen Corona-Blues: Tanzschulen in Stormarn bieten Tanzkurse online

Bewegung hellt die Stimmung auf, setzt Glückshormone frei. Wer wüsste das besser als die Profis, die ihren Schülern vermitteln, wie sie sich geschmeidig und taktsicher zur Musik bewegen. Die Erfahrungen Stormarner Tanzlehrer zeigen auch deutlich, wie wichtig die schwungvolle körperliche Betätigung ist – insbesondere während des gegenwärtigen Lockdowns. Die Leute müssen runter vom Sofa: „Man merkt es unseren Kursteilnehmern schon an. Manche sind richtig niedergeschlagen. Sie brauchen Aufmunterung und müssen vom Sofa heruntergeholt werden“, sagt etwa Christiane Ritter von der gleichnamigen Tanzschule in Bad Oldesloe. Alle sehnten sich danach, dass das Studio in der Lily-Braun-Straße wieder öffne und der Unterricht wieder regulär losgehen könne. Aber gerade in diesen Zeiten sei eine anregende Freizeitbeschäftigung so wichtig. Deshalb hat sich die Trainerin schon während des ersten Lockdowns mit ihrem Partner Ingo Bernotat dafür entschieden, die Tanzstunden digital zu organisieren. Dank hochwertiger Kamera, Leinwand und Beamer sei die Schule inzwischen bestens ausgestattet, sagt sie. In den heimischen Wohnzimmern, wo Christiane Ritters Vorführungen in Echtzeit via Zoom übertragen werden, bricht die Technik aber schon mal zusammen. „Plötzlich fällt bei den Schülern das Bild aus, da funktioniert mal der Fernseher oder auch der Laptop nicht mehr. Bisher ist es uns aber immer gelungen, Unterstützung zu geben und die Leute wieder in unsere Stunde zurückzuholen“, sagt die Oldesloerin. Lesen Sie auch Bargteheide: Baumfällung am Südring illegal - Stadt muss aufforsten Bad Oldesloe Politik sieht Campingplatz am Poggensee kritisch Prozess Ahrensburg: Reisebüro-Chefin muss zweieinhalb Jahre in Haft Den Kontakt zu ihren Schülern aufrecht zu erhalten, ist ihr allgemein sehr wichtig. „Wir merken schon, dass die Zahlen runtergehen. Einige springen ab, weil sie krank sind, andere haben ihre Arbeit verloren. Zum Glück ist uns aber ein Teil der Stammkunden erhalten geblieben“, sagt die Geschäftsfrau. Bis auf den Unterricht für die HipHop-Kinder finden ihr zufolge sämtliche Kurse an fünf Tagen in der Woche statt, wenn auch mit geringerer Teilnehmerzahl als sonst. Besonders wichtig sei es beim Online-Unterricht, die räumliche Distanz gut zu überbrücken, die Leute in ihrer häuslichen Umgebung mitzureißen und trotz der Trennung ein Gefühl der Gemeinschaft aufkommen zu lassen. „Wir tun alles, um den Spaßfaktor zu erhöhen. Deshalb sind wir manchmal mehr Entertainer als sonst etwas“, sagt die Tanzschulchefin lachend. Mit Video-Clips fing der Digitalkurs an: Mit Videos zum Nachtanzen wiederum hatte die Oldesloer Tanzschule Wulff zunächst versucht, ihren Stammkunden beim ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr etwas zu bieten. „Wir hatten professionelle Clips produziert und in einem Portal hochgeladen, damit die Paare tanzen können, wann sie wollen“, erzählt Inhaber Christian Wulff. Doch letztlich wich er von diesem Konzept wieder ab und wechselte ebenfalls zum Unterricht per Live-Konferenz, um wieder enger in Kontakt zu den Kursteilnehmern treten zu können. „Das war auch eine Frage des Überlebens. Uns wurde klar, wenn wir nicht am Ball bleiben, bekommen wir langfristig Probleme und verlieren unsere Kunden“, sagt er. Das stets aus einer Kamera-Perspektive gestreamte Bild der Trainer vermag freilich nicht alle Feinheiten zu übermitteln, die es braucht, um Schrittkombinationen und Haltungen genau nachahmen zu können. Neue komplizierte Tänze einzustudieren, bietet sich deshalb zurzeit nicht an. Eingeschränkt ist auch das Repertoire, an dem stattdessen weiter gefeilt wird. „Wir dürfen nicht vergessen, dass in Wohnzimmern oder Küchen getanzt wird. Da ist der Platz begrenzt. Discofox, Cha Cha Cha oder Rumba gehen, während Wiener Walzer schon problematisch wäre“, erklärt Wulff. Gute Lösung für Pärchen mit Babys: So unersetzlich er den Präsenzunterricht auch findet, inzwischen weiß der Tanzlehrer der virtuellen Variante aber auch einiges Positive abzugewinnen. „Der Vorteil ist, dass die Leute zu Hause bleiben können. Pärchen, die ein Kleinkind zu Hause haben, aber keinen Babysitter bekommen, können trotzdem mitmachen“, sagt er. Auch biete er vom Beruf Erschöpften die Chance, sich ohne großes Aufhebens zwischenzeitlich auszuklinken. Beide Tanzschulen beklagen jedoch, seit dem ersten Lockdown keine neuen Kunden gewonnen zu haben. Christian Wulff startet deshalb ab Februar einen kostenlosen Schnupperkurs für Anfänger. Weitere Informationen dazu gibt es unter https://tanzschule-wulff.de /. Party-Stimmung schwer zu inszenieren: So richtig die Post geht normalerweise ab, wenn Daniela Fust aus Ahrensburg ihre Kursteilnehmer anleitet. Die Zumba-Trainerin hat bis dato Gruppen in Sporthallen zu rhythmischer Musik in Schwung gebracht. Neuerdings spielt sich das Ganze nun auch bei ihr per Live-Streaming ab. „Das Problem bei Zumba ist, dass es viel vom Charakter einer Party hat, wenn wir zur Musik tanzen. Dieses Gefühl online zu inszenieren, ist sehr schwierig“, erklärt sie. Anders als bei den klassischen Tanzschulen verzichtet sie auf die Übertragung ihrer Kurse per Videokonferenz. Nur sie ist auf den heimischen Bildschirmen zu sehen, die Teilnehmer selbst agieren unbeobachtet. „Denn viele scheuen sich, mitzumachen, wenn sie wissen, dass andere ihnen so exponiert zuschauen können“, erklärt Daniela Fust. Während die Tänzer im Präsenzkurs nebeneinander mit Blick auf die Trainerin stünden, sei bei der Konferenzschaltung jeder einzelne Teilnehmer von vorn zu sehen. Lautstärke selbst wählbar: Letztlich preist aber auch die Ahrensburgerin die Vorzüge des Home-Dancings an. „Wer mag, kann den Kurs bequem per Paypal buchen und sich per Handy, Tablet oder PC raufschalten. Man braucht nicht aufzuräumen zu Hause, kann tragen, was einem gerade Freude bereitet und gleich mitmachen“, sagt die Trainerin. Nicht zuletzt sei die Lautstärke der Musik nach eigenem Gusto wählbar: entweder über angeschlossene Boxen oder – mit Rücksicht auf die Nachbarn – Kopfhörer. Von Dorothea von Dahlen