Wegen Corona: Boom bei Stormarner Lebensmittel-Lieferdiensten

Corona stellt so manches auf den Kopf. Sogar das Einkaufsverhalten der Menschen verändert sich. Spielten Lieferdienste von Lebensmitteln vor der Pandemie keine bedeutende Rolle, wendet sich jetzt das Blatt. Auch in Stormarn lassen sich immer mehr Kunden Nudeln, Brot, Gemüse oder Haushaltsartikel bis vor die Haustür liefern. Boom bei Lehmanns Bio-Service: „Verstärkte Nachfrage ist gar kein Ausdruck dafür, was wir hier gerade erleben“, sagt Dirk Lehmann, Chef von Lehmanns Bio-Service in Bad Oldesloe. „Wir sind seit drei Jahren in den neuen Gebäuden am Sandkamp, die wir eigentlich für die nächsten zehn Jahre gebaut haben. Jetzt müssen wir nächstes Jahr schon wieder auf dem Nachbargrundstück weiterbauen, weil das so viel geworden ist.“ Mit 20 Prozent Zuwachs hatte der Oldesloer Geschäftsmann gerechnet. „Aber jetzt haben wir auf einmal ein Plus von 60, 70 Prozent.“ Dementsprechend habe Lehmann sein Personal aufstocken müssen. 16 neue Leute hat er seit März zum Packen und Ausfahren eingestellt. Auch Senioren bestellen online: Das Liefergebiet von Lehmanns Bio-Service reicht von Eckernförde bis Buxtehude, von Lübeck bis Elmshorn. 80 Prozent seiner Kunden seien Privatleute. „Vom Alter her sind sie gemischt. Jüngere kaufen per Handy bei uns ein, aber auch gerade bei den Älteren sind wir sehr beliebt. Entgegen der landläufigen Meinung, sie kämen nicht mit dem Internet klar, bestellen auch die Senioren gern online.“ Man könne aber auch telefonisch ordern. 5000 Artikel hat Lehmanns Bio-Service im Programm. „Bei uns kann man nicht nur Biokisten kaufen, sondern den kompletten Einkauf zusammenstellen. Das ist sehr praktisch, weil man das zu jeder Zeit erledigen kann. Auch abends, wenn die Kinder im Bett sind. Man spart eine Menge Zeit“, zählt Lehmann die Vorteile gegenüber der stationären Konkurrenz auf. Neukundenstopp im Dezember: Im ersten Lockdown im März war das Team von Dirk Lehmann zeitweise überfordert mit dem Ansturm. „Da haben wir auch einen Neukundenstopp gemacht, um überhaupt erst mal die Organisation hinzukriegen. Tag und Nacht haben wir in den Wochen gearbeitet.“ Den Sommer hätten sie genutzt, um den Betrieb anzupassen, mehr Leute einzustellen, neue Autos zu kaufen, ein neues Kühlhaus zu bauen. „Inzwischen bedienen wir sogar mehr Kunden als im Frühjahr“, sagt Lehmann. Ein paar freie Kapazitäten hat der Oldesloer Lieferservice noch. „Aber wir werden irgendwann im Dezember dichtmachen und keine neuen Kunden mehr annehmen. Spätestens zwei Wochen vor Weihnachten. Das schaffen wir sonst nicht mehr. Wir müssen ja auch unsere Stammkunden bedienen.“ Auch der Markant-Markt in Reinfeld hat einen Bringdienst. „Wir bieten schon immer einen Lieferservice an. Alles, was wir im Laden haben, kann man sich nach Hause schicken lassen“, sagt Marktleiter Marco Ripke. Lebensmittel, Getränke, Spielwaren, Schreibwaren, Parfumartikel – „bei uns bekommt man alles, was man fürs normale Leben benötigt.“ Reinfelder Markant-Markt beliefert zweimal die Woche: Zweimal die Woche liefert der Markant-Markt aus, mittwochs und freitags. Der Kunde kann telefonisch bestellen oder per E-Mail. Die Produktpalette des Markant-Marktes könne man zwar noch nicht online ansehen. „Aber wenn der Kunde anruft und ein Produkt haben möchte, lassen wir uns meistens so viel Zeit, wie der Kunde eben braucht.“ Das Angebot des Reinfelder Supermarktes nähmen vor allem ältere Leute in Anspruch. Die Bestellungen sollten am liebsten einen Tag vor Auslieferung eingehen. Aber bis 10 Uhr am selben Tag reiche zur Not auch noch. Bezahlt wird bar an der Haustür. Lebensmittel für Familien in Quarantäne hat der Markant-Markt auch schon ausgeliefert – kontaktlos selbstverständlich. Deli-Peters in Bad Oldesloe gehört zum selben Unternehmen wie der Markant-Markt in Reinfeld. Das beliebte Geschäft in der Stadtmitte bietet ebenfalls seit Jahrzehnten einen Lieferservice für die Kunden an. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Rewe-Markt Bad Oldesloe bietet Abholservice: Der Rewe-Markt in den Oldesloer Trave-Arkaden möchte wegen der steigenden Nachfrage ebenfalls einen Lieferservice einrichten. Für das nächste Jahr hat er diese Investition geplant, die er in Eigenverantwortung anbieten will. „Noch liefern wir nicht. Im Moment haben wir einen Abholservice“, teilt Partnerkaufmann und Inhaber Markus von Lieres und Wilkau mit. Der Kunde kaufe online ein und könne die Ware an der Kasse abholen. „Die Ware ist schon fertig gepackt, der Kunde muss nur noch bezahlen“, beschreibt der Chef den Ablauf. Seit der Corona-Pandemie sei die Nachfrage nach dem Abholservice enorm angestiegen. „Es ist für uns zwar ein hoher Arbeitsaufwand, weil die Mitarbeiter für die Kunden einkaufen müssen, aber die Leute nehmen das sehr gut an. Das ist ein Extraservice, den wir anbieten.“ Im Frühjahr hat von Lieres und Wilkau den ersten Boom verzeichnet, da musste er auch mehr Personal einstellen. Jetzt im Teil-Lockdown sei die Nachfrage nach dem Angebot erneut enorm gestiegen. „Die jungen Leute gehen noch selbst im Laden shoppen. Aber diejenigen ab etwa 30 Jahren und Familien mit Kindern wollen, dass alles schnell geht.“ Sie bestellten vorab online. Steigende Nachfrage bei warmen Mittags-Menüs: Die Corona-Pandemie steigert auch die Nachfrage nach warmen Mittagsmenüs. 365 Tage frisch auf den Tisch – das bietet zum Beispiel der MenüService Stormarn in Elmenhorst. „Einen Tag vorher können die Kunden anrufen, dann nehmen wir die Daten und die Bestellungen für die ersten zwei, drei Tage auf“, sagt Eileen Schulz. Die Übergabe erfolge coronagerecht kontaktlos. „Wir klingeln einmal und stellen das Essen in die Box, die der Kunde bei der ersten Auslieferung bekommt.“ Ein Heißmenü koste ab 5,90 Euro plus Anlieferungspauschale von 2,40 Euro. Bezahlt wird per Überweisung oder Lastschrift. Auch das Weihnachtsfest ist mit dem MenüService gesichert. Klassiker wie Entenkeule oder Gänsebrust mit Rotkohl und Klößen werden auch an den Festtagen ausgeliefert. Auch die Sozialstation Reinbek verzeichnet mit „Essen auf Rädern“ einen Anstieg der Neukunden. „Wir haben im Frühjahr im ersten Lockdown gemerkt, dass unser Angebot deutlich mehr nachgefragt wurde, auch wenn wir einen relativ kleinen Einzugsbereich von Reinbek und Umgebung haben“, berichtet Sandra Henschel, Assistentin der Geschäftsführung. Hauptsächlich Senioren bezögen das Essen. Im Sommer habe sich die Hochphase wieder abgeflacht. „Die Nachfrage ist in der Zeit fast wieder auf das Vorjahresniveau abgesunken.“ Das Niveau des Frühjahrs hätten sie noch nicht wieder erreicht. „Aber seit der letzten Oktoberwoche ist wieder ein bisschen mehr bestellt worden als sonst“, sagt Henschel. Lesen Sie auch: Keine Maske, kein Abstand: Jetzt sperrt Bad Oldesloe die Sportanlagen Feuer auf Stubbendorfer Pferdehof: Bewohner haben alles verloren Von Britta Matzen