Windkraft in Stormarn: Rotmilan und Seeadler schmeißen Planung um

Erneute Rolle rückwärts seitens des Landes bei der Windkraftplanung im Kreis Stormarn: Der vierte Entwurf zum Regionalplan III weist mehrere Änderungen auf. Auch für diese Planung startet jetzt das Beteiligungsverfahren für Bürger und Gemeinden. Wieder drin ist nun die Gemeinde Travenbrück mit einer Fläche im Ortsteil Tralau. „Das hatten wir auch angestrebt“, sagt Bürgermeister Reinhold Pareike und verweist auf die Stellungnahme der Gemeinde, die das Amt Bad-Oldesloe-Land an die Landesplanung geschickt hatte. „Wir waren mehr überrascht, als das Gebiet damals rausgefallen ist“, so Pareike weiter. Seeadler nicht mehr gesichtet: Denn auf der Fläche stehen bereits vier Windkraftanlagen, gleich dahinter zwei weitere große Anlagen auf dem Gebiet der Gemeinde Groß Niendorf (Kreis Segeberg). Auch die frühere Begründung gegen die erneute Ausweisung der 50 Hektar großen Fläche, dass Seeadler dort ihren Horst hätten, sorgte in Travenbrück für Verblüffung. „Der Horst war jetzt im dritten Jahr in Folge nicht besetzt“, schreibt das Land. Ein artenschutzrechtliches Konfliktrisiko bestehe daher nicht mehr. Auch wenn die Gemeinde selbst wenig von den Windmühlen hat, will sie doch weiter ein Zeichen für erneuerbare Energien setzen. Die Betriebsgenehmigung der jetzigen Anlagen läuft nach Angaben des Amtes 2023 aus; danach werde wohl repowert, also neue und größere Windkraftanlagen aufgestellt. Rotmilan sorgt für Aufsehen: Auch in Eichede in der Gemeinde Steinburg stehen bereits Anlagen. Vier sind es dort, zusammen mit den benachbarten Flächen in Schiphorst (Herzogtum Lauenburg) sogar acht. Nach der neuen Planung sind diese Flächen aber kein Vorranggebiet mehr für Windkraft und somit komplett rausgefallen. Auch diese Mühlen stehen wie in Travenbrück seit 2003 und haben eine 20-jährige Betriebserlaubnis. „Es gibt für Firmen zwar immer Möglichkeiten, eine Verlängerung zu beantragen. Aber neue Anlagen wird es dort nicht geben“, erklärt Ralf Malzahn, Bauamtsleiter des Amtes Bad-Oldesloe-Land. „Unser Argument war immer, dass die Flächen in einem Landschaftsschutzgebiet liegen. Das hat das Land nun berücksichtigt“, sagt Bürgermeister Wolfgang Meyer, den schon am Tag der Verkündung sofort einige E-Mails aus Eichede erreichten. „Es gibt dort einige sehr fachkundige Leute.“ Viele davon sind gegen neue Windanlagen und freuen sich nun darüber, dass ihnen der Rotmilan zu Hilfe kommt. „Ein Nest liegt genau in der Fläche. Das Streichen des Gebietes ist ein Sieg für die Großvögel“, sagt Bürgermeister Meyer. „Aufgrund der Dichte der Brutplätze im Umkreis muss mit einer intensiven Nutzung durch Rotmilane gerechnet werden“, heißt es in der Abwägung der Landesplanung. Ein Anwohner wiederum, der namentlich nicht genannt werden möchte, wundert sich. „Was ist denn aktuell mit den Vögeln? Fliegen Sie um die Windmühlen rum?“, fragt er. Aber mit Logik habe es die Landesplanung ja nicht so. Stromleitung bei Rehhorst: Leichte Anpassungen gab es für die Flächen in Lasbek, wo bereits neun Anlagen stehen, und für das Gebiet Schadehorn/Feldhorst. Dieses war bei einem vorherigen Entwurf der Landesplanung etwas überraschend wieder als Vorrangfläche aufgetaucht und wird nun neu entwickelt. Westlich von Rehhorst ist ebenfalls eine zweigeteilte Fläche vorgesehen, von der eine aufgrund des 1000-Meter-Abstandes zu Siedlungen etwas modifiziert wurde. Das Gebiet ist wegen einer Stromleitung in zwei Hälften geteilt. Dort soll auch der Ersatzneubau der Ostküstenleitung erfolgen. In Stormarn gibt es derzeit 38 Windkraftanlagen, nur der Kreis Pinneberg hat in Schleswig-Holstein weniger. Im dicht besiedelten Süden des Kreises Stormarn steht keine einzige Anlage. Von Markus Carstens