Die Dreiecksgeschichte reicht weit in die Vergangenheit: Franz Leitmayr surft mit seinem Freund Mikesch und der von beiden verehrten Frida an der portugiesischen Atlantikküste, schreibt Gedichte, lebt in den Tag hinein – und haut irgendwann wortlos ab. Der Leitmayr der Gegenwart (Udo Wachtveitl) hadert plötzlich mit seiner spießigen Berufswahl, träumt sich zurück an den Strand von Nazaré und landet auch wieder mit der immer noch feurigen Frida im Bett. Dafür sabotiert er die Ermittlungen, hintergeht seinen Partner Ivo Batic, lässt seinen früheren Kumpel Mikesch (Andreas Lust) immer wieder laufen und trägt damit bei zum früh erahnbaren finsteren Ausgang des Melodrams bei.
Der Lebenskünstler scheitert an seinen Lebenslügen
Es ist nicht überraschend, dass die ach! so spießige Welt über dem freiheitsversessenen Mikesch zusammenbricht. Doch der Film ist gut erzählt und führt in einem langsamen, aber unerbittlichen Strudel ins Verderben des Lebenskünstlers, der doch in Wahrheit ein Lebenslügner ist. Mikesch surft noch mit geschätzten Ende 50 keck durch den Münchner Eisbach, hüpft unverbindlich durch die Betten mehrerer Frauen und finanziert sich durch windige Drogendeals mit geklautem Medikamenten-Ausschuss. Aber zwischen der Polizei, die ihn sucht, den Platzhirschen der Drogenszene, die ihr Geschäft verteidigen, und seiner Tochter, die ihm seine Versprechen nicht mehr abnimmt, findet er am Ende kein Schlupfloch mehr und krepiert in der Straßenbahn.
Starke Idee: Der Pathologe massiert den Kommissar
Kollege Batic (Miroslav Nemec) ist geplagt von Leitmayrs Vergangenenheitsduselei, mehr aber noch von seinen Kreuzschmerzen, die er sich – starke Idee! - vom Gerichtsmediziner Steinbrecher in der Pathologie wegmassieren lässt. Assistent Kalli hat diesmal nicht viel zu tun, dafür erfahren wir aber einen weiteren Ex-Spitznamen des Kriminalhauptkommissars Leitmayr, den ein Ex-Kollege mal „Leiti“ nannte: In den 80ern am Strand war er der „Francisco“. Und sonst? Michael Tregor, der den verhuschten Kleindealer Heinrich spielt, ist nun schon zum fünften Mal als komischer Zausel in einem Münchner Tatort zu sehen. Das macht er aber gut, und auf seiner geliebten rosa Glitzerjacke steht in geschwungenen Lettern: San Francisco.
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Lars Fetköter