62. Nordische Filmtage Lübeck 2020: Alle Filme der Retrospektive im Überblick

Neben dem regulären Programm in den Kinosälen Lübecks stehen erstmals über 130 Filme deutschlandweit via Stream für das Publikum zur Verfügung. Fishermen’s Films – die Retrospektive der Nordischen Filmtage Lübeck stellt 2020 das Meer als Lebens- und Wirtschaftsraum in den Mittelpunkt. Alle Filme der Retrospektive im Überblick: Das sind die Spielstätten der Nordischen Filmtage mit den entsprechenden Abkürzungen: CS – CineStar Filmpalast Stadthalle, Mühlenbrücke 11 FH – CineStar Lübeck Filmhaus, Königstraße 38-40 KO – Kolosseum, Kronsforder Allee 25 KoKi – Kommunales Kino, Mengstraße 35 Schuppen 6, An der Untertrave 47a DDR Leuchtfeuer: Im harten Winter 1901 gehen den Bewohnern einer kargen schwedischen Fischerinsel die Lebensmittel aus. Drei Abgesandte sollen mit einem Boot Nahrung beschaffen – vergeblich. Als die Not immer größer wird, hoffen die Fischer auf Strandgut von verunglückten Schiffen. Der Leuchtturmwärter gibt schließlich ihrem Druck nach und löscht eines Nachts alle Lichter. Doch das Schiff, das an den Klippen zerschellt, ist nicht das erwartete Frachtschiff. Herzensprojekt des DEFA-Regisseurs. Regie: Wolfgang Staudte, dt. OF So 8.11., 16:00 Uhr, Koki DEUTSCHLAND Ekmek parasi – Geld fürs Brot: Gemüse kommt aus dem Garten, Fisch aus der Dose, Geld fürs Brot aus der Fabrik. Dieses Geldes wegen kamen sie her. Frauen aus der Türkei oder Mecklenburg, gemeinsam stehen sie am Fließband einer Lübecker Fischfabrik. Braungefärbte Hände, penetranter Fischgeruch, schmerzende Glieder. Wäre dies Männerarbeit, wäre sie längst automatisiert. Arbeiterinnen der Hawesta-Fischfabrik in Lübeck-Schlutup geben Einblick in ihre Lebensgeschichten, Hoffnungen und Träume – in türkischer und deutscher Sprache. Regie: Serap Berrakkarasu, dt., türk. OF, dt. UT So 8.11., 13:00 Uhr, Koki DOPPELPROGRAMM, DT. OF: Heringe vom laufenden Band: Frauen berichten von ihrer Arbeit an der „Baader 33“. Die in Lübeck hergestellte Heringsköpf- und Entgrätungsmaschine war menschlichen Bewegungsabläufen nachempfunden. Bei der Firma G. Friedrich, Hamburg, von 1964 bis 1991 in Betrieb, wurde das „Spitzenmodell der Nachkriegszeit“, das die Arbeit mechanisierte, für den Film noch einmal reaktiviert und anschließend ins „Museum der Arbeit“ gebracht. Regie: Leslie Franke Skagerrak: Insgesamt 38 Tage lang war Fotograf und Filmemacher Werner Lebert 2018 mit dem Trawler „J. von Cölln“ in der stürmischen Nordsee unterwegs. Mehrere Fangfahrten führten ihn und die Besatzung auf dem 42 Meter langen und 12 Meter breiten Schiff durch den nördlichen Skagerrak bis hinauf zu den Färöer-Inseln. Stürme bis Windstärke 10 oder 11 waren keine Seltenheit. Unter entsprechend widrigen Bedingungen wurde die Arbeit der Crew dokumentiert. Ein rauer wunderschöner Film. Regie: Werner Lebert Sa 7.11., 13:00 Uhr, Koki ESTLAND Männer aus dem Fischerdorf: Während eines Sturms wird ein estnisches Fischerboot mit fünf Besatzungsmitgliedern an die finnische Küste getrieben. Dort finden die Männer Unterkunft bei einem Berufskollegen. Bei ihm treffen sie auf einen einstigen Nachbarn, der 1944 nach Schweden emigriert ist und jetzt im Dienst eines Geheimdienstes steht. Er macht den Gestrandeten ein verlockendes Angebot. Der Debütfilm gilt heute als Gründungsakt eines eigenständigen estnischen Nachkriegskinos. Regie: Jüri Müür, OF, engl. UT Fr 6.11., 16:00 Uhr, KokiSa 7.11., 10:00 Uhr, Koki Das raue Meer: Auf einer Insel vor der Küste Estlands ist das Leben genauso rau wie die See. Das muss die junge Katrina Leet feststellen, nachdem der wortkarge Fischer und Seehundjäger Matt Ruhve sie als seine Ehefrau geholt hat – selbst die Liebe hat hier einen Salzgeschmack! Vom Schicksal des ungleichen Paars handeln weitere Episoden, die vom archaischen Leben erzählen und vom fortdauernden Kampf gegen die erbarmungslose Natur. Vorlage ist der 1938 erschienene Roman von August Gailit (1891-1960). Regie: Arvo Kruusement, OF, engl. UT Sa 7.11., 16:00 Uhr, Koki Riffe unter Wasser: Tõnis Hoopkaup, Vorsitzender eines Fischereikollektivs auf der Insel Saaremaa. Am Tag seiner Hochzeit mit Riina erhält er zwei Geschenke: unter anderem ein Zigarettenetui mit einem Anker. Es erinnert ihn an seine Hochzeitspläne während der Vorkriegszeit. Damals war er in die Tochter des mächtigsten Mannes der Insel verliebt, doch dieser verbot ihre Heirat. In dessen Haus zieht nun Buchhalter Lauer mit seiner Schwester Lidia ein, deren Nähe Tõnis sucht, so wie einst die seiner großen Liebe. Regie: Viktor Nevežin, OF, engl. UT Do 5.11., 16:00 Uhr, KokiFr 6.11., 10:00 Uhr, Koki Nordische Filmtage 2020: So schauen Sie einen Festival-Film online Das müssen Besucher der Filmtage jetzt wissen Alle aktuellen Berichte zu den Nordischen Filmtagen Lübeck lesen Sie hier ISLAND Brím – Die Strömung: Jón Geir ist tot, er hat die jüngste Fahrt des Fischtrawlers „RE 29“ nicht überlebt. An seiner Statt nimmt Skipper Anton seine Nichte Drífa an Bord des überholungsbedürftigen Schiffes, sehr gegen seine Überzeugung. „Dies ist die Hölle auf Erden“, warnt er sie. Denn in dem verwinkelten Schiffslabyrinth bekommt Drífa es mit Männern zu tun, die innerlich ebenso aufgewühlt sind wie draußen das Meer – zumal der Geist Jón Geirs als Klabautermann umgeht. Spannendes Psychodrama. Regie: Árni Ólafur Ásgeirsson,isländ. OF, engl. UT Fr 6.11., 21:30 Uhr, CS 4 Ingalo im grünen Meer: Im isländischen Krummavik fahren die Männer als Fischer auf See, die Frauen arbeiten in der Fischfabrik. Die 19-jährige Ingaló hat keine Lust darauf, haut von zu Hause ab, heuert als Schiffsköchin an. Dort lernt sie Skúli kennen. Von Ingaló angestachelt, fordern die Fischer bessere Wohn- und Arbeitsbedingungen, Skúli wird ihr Sprecher. Für ihre Darstellung der Ingaló wurde Sólveig Arnarsdóttir („Das Duo“) auf internationalen Festivals als Beste Schauspielerin ausgezeichnet. Regie: Ásdís Thoroddsen, isl. OF, engl. UT (Eröffnungsfilm Retrospektive)Mi 4.11., 19:15 Uhr, CS 4Do 5.11., 10:00 Uhr, Koki The Deep: 1984 kentert der isländische Fischkutter „Erki“ kurz vor der Westmännerinsel Heimaey. Nur der 22-jährige Gulli überlebt das Unglück und erreicht nach stundenlangem Überlebenskampf im eiskalten Wasser festes Land. Fortan gilt er als nationaler Held und wissenschaftliche Sensation. Seine authentische Überlebensgeschichte hat Regisseur Baltasar Kormákur als ein Sinnbild der Finanzkrise Islands konzipiert und den isländischen Fischern gewidmet. Regie: Baltasar Kormákur, isl. OF, engl. UT, FSK 12 Sa 7.11., 21:30 Uhr, CS 4 Wetterwechsel: Das isländische Flateyri hatte einst reiche Fischgründe. Heute ist das Dorf in der Krise, die 1990 begann, als der Handel mit Fangquoten erlaubt wurde. Viele Fischer verkauften ihre Quoten, Unternehmen kauften sie auf, dominierten bald das Geschäft. Dann kam die Rezession, 2007 gab das größte Unternehmen bekannt, dass es alle Schiffe und Quoten verkauft hatte. 120 Menschen verloren ihren Job, der Zugang zu den Fanggebieten war quasi versperrt. Die Bewohner erzählen davon. Regie: Ásdís Thoroddsen, isl., poln. OF, engl. UT Do 5.11., 13:00 Uhr, Koki LETTLAND Trawler auf fremdem Kurs: Der junge Kapitän Valdis Nulle erhält das Kommando über den Fischtrawler „Dzintars“. Auch der degradierte Kapitän Bauze wurde zur Fangfahrt eingeteilt. Während er Nulles Autorität gezielt unterhöhlt, findet der Kapitän unerwartete Unterstützung durch den Trinker Juhans. Doch schon bald ist Nulle mit seiner Aufgabe überfordert. Als dann auch noch die Fischerei-Expertin Sabīne an Bord kommt, um ein neues Schleppnetz zu erproben, spitzen sich die Konflikte zu. Regie: Leonīds Leimanis, dt. Synchronfassung Fr 6.11., 13:00 Uhr, Koki LITAUEN Eine Frau und ihre vier Männer: Die Kurische Nehrung Ende des 19. Jahrhunderts. Ein Fischer und seine zwei Söhne finden am Strand die Leiche eines Mannes, der mit dem Boot verunglückt ist. Der ältere Sohn heiratet die Witwe des Toten. Die Frau wird daraufhin schwanger. Doch weil ihr neuer Ehemann Schulden hat, muss er ins Gefängnis und kehrt nicht zurück. Als sein Kind zur Welt kommt, ist die Frau zum dritten Mal verheiratet. Nach einer Erzählung des dänischen Malers und Schriftstellers Holger Drachmann (1846-1908). Regie: Algimantas Puipa, lit. OF, engl. UT Sa 7.11., 19:00 Uhr, KokiSo 8.11., 10:00 Uhr, Koki NORWEGEN Passing Darkness: Josef Omgang ist Anwalt in Oslo. Seine Geburtsstadt hat er als Kind verlassen als seine Mutter verschwand. Nun kehrt er dorthin zurück, um seinem Vater beizustehen. Der ist Herr über die Omgang-Fischfabrik, und hat bei seinem deutschen Partner, der als NS-Offizier nach Norwegen kam, hohe Schulden. Gleichzeitig versucht ein russischer Krimineller, den Fischexport an sich zu reißen. Josef sieht sich mit alten Familiengeheimnissen konfrontiert. Regie: Knut Erik Jensen, norw. OF, engl. UT Do 5.11., 21:30 Uhr, CS 4 STUMMFILMKINO IM SCHUPPEN 6 – JEWEILS MIT LIVE-MUSIKBEGLEITUNG Pat und Patachon am Nordseestrand: An der rauen Westküste von Jütland versuchen sich die beiden Landratten Fy und Bi (in Deutschland: Pat und Patachon) als Fischer, was nicht so recht glücken will: Ihre Strandhütte wird das Opfer eines Sturms und anstelle der erhofften Krabben geht ihnen ein mächtiger Wal ins Netz. Doch zum glücklichen Ende retten sie schiffbrüchige Matrosen und verhelfen einem jungen Paar zu seinem Liebesglück. Eine der berühmtesten Farcen des dänischen Komikerpaars. Regie: Lau Lauritzen, dän. ZT, dt. UT Do 5.11., 19:30 Uhr DER SCHATTEN DES MEERES – KURZFILMPROGRAMM (71 MIN.) Gefahren des Fischerlebens: Die Frau eines Fischers muss am Ufer miterleben, wie ihr Sohn beim Fischen ertrinkt. Eine Rekonstruktion des ersten in Norwegen gedrehten Spielfilms. Regie: Julius Jaenzon (1907), Kristoffer Aamot (1954) Der Fischindustrieort Schlutup und das Fischerdorf Gothmund bei Lübeck: Während das Travedorf Schlutup im Zuge der Industrialisierung zu einem Zentrum der Fischverarbeitung wurde, wahrte Gothmund seinen idyllischen Charakter. Eine Travefahrt von Lübeck bis Travemünde: Eine Fahrt durch die Fanggründe der Lübecker Fischer: Sie reichten von den Stadtgewässern Lübecks die Trave hinunter bis in die Lübecker Bucht. Der Schatten des Meeres: Der Urlaubsflirt einer mondänen Malerin mit einem jungen Fischer hat fatale Folgen. Ein frühes Melodram mit Fantasy-Elementen, 1912 in Schweden gedreht. Regie: Curt A. Stark Strandfreuden: Die Tochter eine Fischers verguckt sich in einen Freizeitsegler. Ein poetischer Urlaubsfilm, der den alten Erwerbszweig mit dem neuen Tourismus konfrontiert. Regie: Arne Sucksdorff Fr 6.11., 19:30 Uhr Von LN