"Betonrausch": Interview mit David Kross über seinen neuen Netflix-Film

David Kross gehört zu den renommiertesten jungen deutschen Schauspielern. Er kommt aus Bargteheide und ist wie alle Schauspieler derzeit zu Hause in Hamburg. Zeit für ein längeres Gespräch. David, eines der großen Themen in Ihrem neuen Film „Betonrausch“ ist das Geld, also fangen wir doch damit mal an. Gehören Sie eher zu den Sparern oder geben Sie es lieber aus? Puh! Ein bisschen von beidem, würde ich sagen. In meinem Beruf als Schauspieler musste ich auf jeden Fall lernen, auch etwas zurückzulegen, schließlich arbeiten wir ja nicht durchgehend. Das, was man verdient, muss deswegen meistens für eine längere Zeit reichen. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass ich gerne Geld ausgebe. Ich bin auch gerne großzügig und lade andere ein. Wofür geben Sie denn am liebsten Geld aus? Gut essen gehen finde ich toll, das mache ich richtig gerne. Das ist auf jeden Fall mein Favorit. Ich reise auch gerne, also noch etwas, das gerade natürlich leider gar nicht geht. Und meine erste große Anschaffung am Anfang meiner Karriere war eine richtig gute Kamera, um selbst Fotos zu machen. Das „Kleine Theater“ in Bargteheide war seine erste Bühne. Hier entdeckte Detlev Bucks Tochter 2005 den damals 15-jährigen David Kross und machte ihren Vater auf ihn aufmerksam. Buck engagierte ihn prompt für die Hauptrolle in seinem Film „Knallhart“. Seitdem hat David Kross mehr als 20 Filme gedreht, stand unter anderem mit Kate Winslet und für Steven Spielberg vor der Kamera. Klassische Statussymbole wie ein teurer Sportwagen oder riesige Immobilie, wie wir es im Film sehen, müssen es also nicht sehen? Beides habe ich im Moment jedenfalls nicht. Aber natürlich wäre gegen ein schönes Haus irgendwann nichts einzuwenden. Ich bräuchte nur nicht unbedingt den Löwenkopf aus Marmor im Garten. Und insgesamt dürfte der Look ein bisschen wärmer sein. Das war mir nämlich, wie der Name schon sagt, doch ein bisschen zu viel Beton (lacht). Hier sehen Sie den Trailer zu „Betonrausch“: Haben Sie ein Händchen fürs Investieren, vielleicht sogar Spekulieren? Nein, mit Aktien und ähnlichem kenne ich mich null aus. Ich bin eher ein konservativer Sparer, der vor allem auf Sicherheit guckt. Im Film fällt der Satz „alle Menschen sind gierig“. Würden Sie das unterschreiben? Ich denke, die Anlagen zur Gier haben wir alle in uns. Mit dem Gefühl, dass nach der Erfüllung eines Wunsches der nächste kommt oder man immer noch mehr haben will, können sicherlich alle etwas anfangen. Aber da ist es dann wichtig, sich daran zu erinnern, dass man den Moment schätzen und dankbar sein sollte für das, was man hat. Gleich zu Beginn von „Betonrausch“ sieht man, wie Sie als junger Mann auf eigene Faust das Elternhaus in der Provinz hinter sich lassen und nach Berlin ziehen. Wie war das bei Ihnen selbst damals? Ich habe ja schon mit 15 Jahren angefangen, als Schauspieler zu arbeiten, deswegen fing es früh an, dass ich immer mal wieder für eine längere Zeit weg von zu Hause war. Aber natürlich hatte ich damals auch das Gefühl, raus und etwas anderes erleben zu wollen. Gleichzeitig fand ich es immer wichtig, nach Dreharbeiten auch wieder nach Hause zu kommen und meine Familie erleben zu können. So richtig die Zelte in Schleswig-Holstein abgebrochen und nach Berlin gezogen bin ich dann mit 20. „Zeit für etwas Neues“: Sind Sie heute denn noch häufig in der alten Heimat, in Bargteheide, wo Sie aufgewachsen sind? Hin und wieder selbstverständlich. Und ich finde es immer total nett, wieder dort zu sein, wo ich meine Kindheit verbracht habe. Alles in der Gegend hat natürlich eine große Geschichte für mich und ich mag’s da immer noch sehr. Abgesehen davon lebe ich inzwischen in Hamburg, daher ist die alte Heimat also auch gar nicht mehr so weit weg. Auch wenn es jetzt in dieser besonderen Situation erst einmal weiter heißt: Abstand halten und zu Hause bleiben. Warum haben Sie denn Berlin den Rücken gekehrt und sind nach Hamburg gezogen? Letztlich war es vor allem die Lust auf eine Veränderung. Ich habe sieben oder acht Jahre in Berlin gewohnt und mag die Stadt auch nach wie vor gerne. Aber es war mal Zeit für was Neues. Zumal ich beruflich ja ohnehin immer wieder in Berlin bin. Was kann denn Hamburg was Berlin nicht kann? Es kann vor allem ein bisschen entspannter sein, finde ich! Dreharbeiten zu „Felix Krull“ abgebrochen: Das Stichwort Corona fiel ja eben schon. Wie schlägt sich die Situation denn, abgesehen vom zuhause bleiben, auf Ihren Alltag nieder? Ich steckte eigentlich mitten in den Dreharbeiten zu Detlev Bucks neuem Film „Felix Krull“, die dann aber selbstverständlich abgebrochen wurden. Ein Drittel haben wir schon abgedreht, wie es jetzt weitergeht, muss sich noch zeigen. Aber ich gehe eigentlich davon aus, dass der Dreh fortgesetzt werden kann, die Frage ist nur wann. Und Ihnen darf bis dahin in den eigenen vier Wänden nicht die Decke auf den Kopf fallen . . . Bislang halte ich das ganz gut aus. Ich lese viel und versuche, das Beste draus zu machen. Vor allem widme mich gerade all den Dingen, die ich mir sonst immer aufgehoben habe für die Zeit, wenn ich endlich einmal genug Muße habe. Kleine Krise mit 26: Letzte Frage noch, denn im Juli steht Ihr 30. Geburtstag an. Ist das eine große Nummer für Sie? Darüber habe ich eigentlich noch gar nicht nachgedacht. Eigentlich ist die 30 für mich nur eine Zahl wie jede andere. Zumal ich so eine kleine „Krise“ schon hatte, wie andere sie vielleicht zum 30. Geburtstag bekommen. Da war ich allerdings erst 26. Plötzlich stellte ich mir da Fragen wie: An welchem Punkt bin ich gerade und wo will ich überhaupt noch hin? Was waren meine ursprünglichen Intentionen? Mache ich das alles richtig, so wie ich es gerade mache? Das hat mich nicht groß umgehauen oder so, sondern waren einfach diese Lebensfragen, die mit dem Älterwerden mal aufkommen. Aber weil ich das schon hinter mir habe, bin ich da im Moment eigentlich ganz entspannt. Lesen Sie auch: David Kross eröffnet Kinosommer in Ahrensburg David Kross als Torwart Bernd Trautmann David Kross ist „Simpel“ Von Patrick Heidmann

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