Ein Kunstwerk als Mahnmal gegen alte Kriegslasten

Ein metallenes Netz in Form einer Bombe, in den luftigen Maschen zappeln bunte Heringe. Hinter ihnen schwimmen drei Raubfische, die Mäuler weit aufgerissen. Kleine Stäbchen halten die Fische im Netz, jeder Windhauch bringt sie zum Zittern. Die einen Meter hohe und 2,50 Meter lange Skulptur, die auf einem 2,50 Meter hohen drehbaren Ständer sitzt, ist der Hingucker auf dem Platz zwischen der alten Vogtei und der Priwallfähre und Teil der 12. WindArt Travemünde, die am Sonnabend eröffnet wurde. Geschaffen hat die Installation der Lübecker Künstler Rainer Wiedemann. Der Standort ist gut gewählt, denn von dem Kunstwerk sind es nur wenige Schritte bis zur Hafenkante der Trave und nur ein paar hundert Meter bis zur Ostsee und passt damit auch zum Thema der Installation. Munitionsreste auf dem Grund der Ostsee: Mit seiner Skulptur will Wiedemann das Thema der auf dem Grund der Ostsee lagernden verrottenden Munitionsreste aus dem Zweiten Weltkrieg aufnehmen und der damit einher gehenden Gefahr der gefährdeten Nahrungskette auch auf den Menschen. Passend dazu trägt das Kunstwerk den Titel „Fisch-Netz-Jäger – gefährdete Fische und Menschen“. Gut zwei Jahre hat Rainer Wiedemann, an der Skulptur gearbeitet. „Ich hatte für ein anderes Kunstwerk Heringe gemacht und mehr davon angefertigt. Ich dachte mir damals, die kann ich für ein anderes Werk benutzen. Als dann die Anfrage des Vereins für Kunst und Kultur in Travemünde kam, die die WindArt ausrichten, dachte ich, sie würden als Motiv gut passen“, sagt Wiedemann. Das Problem des Munitionsschrotts und der Gefahren daraus bewegt ihn sehr. „Die Raubfische in dem Kunstwerk stehen im übertragenen Sinne für die Menschen und den Widerspruch, die Munition verklappt zu haben und die Fische essen zu wollen.“ Ein Jahr in Travemünde zu besichtigen: Die Fertigung des Werks war eine Herausforderung. „Ich habe noch nie Edelstahl geschweißt. Das war nicht so einfach“, erzählt er. Hilfe bekam er durch einen befreundeten Schweißer. Ein Jahr lang wird die Skulptur nun auf dem Platz zu sehen sein. Rainer Wiedemann hofft, dass das Kunstwerk in Travemünde bleiben kann. Für Marion Lemke-Stark, erste Vorsitzende des Kunst- und Kulturvereins in Travemünde, passt die Skulptur perfekt. „Wir hatten letztes Jahr schon ein Umweltthema und wollten es wiederholen.“ Für Lemke-Stark und ihre Mitstreiter war es klar, die WindArt trotz der Coronakrise auszurichten. Bis Ende Juni werden noch zwei weitere Kunstwerke aufgestellt. „Wir wollen ein Zeichen für alle Künstler setzen, nicht aufzugeben.“ Von Majka Gerke

WindArt Travemünde - Kunstwerk als Mahnmal gegen Kriegslast