"Ein verheißenes Land": Gerade erschienen, ist Barack Obamas Biografie schon ein Bestseller

Das Buch „Ein verheißenes Land“ kommt exakt zur richtigen Zeit. Es verbannt die Trump-Bücher zu Ladenhütern, nicht nur weil der Verlag Penguin in der ersten Auflage drei Millionen Exemplare drucken ließ. Ein interessanter Nebeneffekt: Penguin Random House ist der größte Buchverlag der Welt, sein Mutterkonzern ist der deutsche Bertelsmann Verlag, hierzulande das größte Medienunternehmen und seit einiger Zeit in der Krise. Die Hälfte der drei Millionen Bücher wurde in Gütersloh gedruckt und mit 1000 Containern auf dem Seeweg in die USA gebracht. Bertelsmann erwarb 25 Prozent der Bücher für 675 Millionen Dollar, das Werk wurde in 25 Sprachen gedruckt. Obama rettet Bertelsmann, aber auch die Ware Buch, die rückläufig ist. Wie Obama sich selbst beobachtet: „Eine meisterliche Bestandsaufnahme Ihrer Präsidentschaft und Ihres Lebens“, lobte die Talkmasterin Oprah Winfrey im US-Fernsehen, als sie mit dem einstigen Präsidenten ein Interview führte. In der „New York Times“ hieß es, man könne beim Lesen verfolgen, wie Obama sich selbst beobachtet und bewertet. Der Narzisst Trump wäre dazu nicht in der Lage. Barack Obama: „Ein verheißenes Land.“ Penguin, München, 1042 Seiten, 42 Euro Barack Obama hat viereinhalb Jahre an dem Werk gearbeitet, die Branche war schon verzagt, das Buch galt gar als Auslaufmodell. Jetzt kommt es als Comeback und wird zum Bestseller werden. Es ist eine bewegte Erinnerung an eine etwas schon vergessene Zeit, in der der 44. Präsident der USA für große Teile der Bevölkerung ein Volksheld und in der Welt ein geschätzter Politiker war. Er hatte das Amt von 2009 bis 2017 inne. Das Buch liest sich trotz seiner streckenweißen Längen sehr unterhaltsam. Obama fokussiert sich auf die USA. Wahl-Konkurrentin Hillary Clinton bei den Demokraten wird als Freundin beschrieben; sie wurde nach der Wahl 2009 zur Außenministerin. Damals gab es mit der Finanzkrise eine der größten Krisen in Amerika, Obama navigierte das Land hindurch. Keine seiner Entscheidungen sei perfekt gewesen, sagt er, aber nach bestem Gewissen getroffen. Er habe sich nie als den Messias gesehen, als der er gerühmt wurde. Er habe sich vielmehr an seiner Mutter orientiert – Ann Dunham mit deutschen Wurzeln –, die ihm gesagt habe, das Leben sei kompliziert, deshalb „Pass auf!“ Überhaupt sei er von starken Frauen umgeben gewesen, denen er viel verdanke. In dieser Hinsicht nennt er auch Angela Merkel. Bei den Kurzporträts von Nikolas Sarkozy, Dmitri Medwedew (Russland) und Hu Jintao (China) wird die Bundeskanzlerin am meisten hervorgehoben. So lobt Obama ihr „nüchtern-analytisches Bewusstsein“, sagt aber auch, sie habe ihn wegen seiner rhetorischen Fähigkeiten zunächst skeptisch beurteilt. Über die Jahre jedoch sei sie ihm immer sympathischer geworden. Sie sei „zuverlässig, ehrlich, intellektuell präzise und auf eine natürliche Art freundlich“. Mit dem vorherigen Präsidenten George W. Bush war es respektvoll, die Amtsübernahme vorbildlich. Das Terroristenlager Guantanamo, das Bush schätzte, wird ausgelassen. Wichtig war Obama die von ihm initiierte Gesundheitsreform („Obamacare“), der Vertrag mit Russland über die Verschrottung eines Drittels der strategischen Atomwaffen, das Klimaabkommen von Paris, die Rettungspakete für das krass verschuldete Griechenland und das Atomprogramm für Iran, das zu zeitweiser Befriedung führte. Kein Streit mehr zwischen den Obama-Töchtern: „Großartige Freundinnen geworden“ Von Aretha bis Eminem: Diese Songs hat Barack Obama während seiner Amtszeit gehört Barack Obama: Eine Mahnung aus der Ahnengalerie Wo Obama persönlich wird, umkreist er Menschen wie seine Töchter, damals noch Kinder, die auf einmal zu sehen waren. Vor allem aber beschreibt er seine Frau Michelle, die First Lady. Er habe ihr viel aufgelastet. „Warum setzte ich sie all dem aus – ist es Eitelkeit?“, wird reflektiert. Joe Biden, den er zum Vizepräsidenten benannte, habe Vorzüge, aber auch Schwächen. Er geht auch auf den Chefterroristen Osama bin Laden ein, den er im Mai 2011 töten ließ. „Das Herz der amerikanischen Erfahrung ist, dass all diese Einzelteile zu einem Ganzen werden können, wenn wir uns respektieren, zusammenarbeiten, einander tolerieren“, fasst Barack Obama geschrieben. Er hat einen Ehrenplatz in der Geschichte seines Landes. Von Roland Mischke