Eine bitterböse und politische Märchenkomödie

Entstanden 1943 und unter Stalin verboten, konnte das Stück erst 1961 im polnischen Nowa Huta uraufgeführt werden. 1965 feierte „Der Drache“ in der Inszenierung von Benno Besson am Deutschen Theater Berlin einen triumphalen Erfolg mit 580 (!) Vorstellungen. Das Stück hat seitdem nichts an seiner Aktualität eingebüßt. „Und es passt zu St. Georgen, der Schutzpatron der Kirche war der Drachentöter“, erzählt Ralf Lorber, der Vorsitzende des Trägervereins „Festspiele Wismar e.V.“, der die Aufführung möglich macht. Weiter: „Es passt auch und vor allem in unsere heutige Zeit. Und genau darum geht es in der bitterbösen und satirischen Komödie. Erneut die Verbindung in unsere heutige Welt zu bekommen.“ Die Akteure der „Wismarer Klassikertage“ beleben das Stück neu. Der Spielort begeistert seit fünf Jahren mit den Inszenierungen im Sommer. „Eine Märchenkomödie mit bitterböser Gesellschaftssatire“, erzählt Schauspieler Sascha Gluth von einer Gesellschaft, für die ein Leben ohne Freiheit sehr bequem erscheint. Denn der Drache beherrscht eine ganze Stadt. Aber er scheint ein liebevoller Diktator zu sein, selbst die Jungfrau – jedes Jahr will er eine verspeisen – mag ihn und ergibt sich ihrem Schicksal. Wieso auch nicht? Den Menschen geht es gut, sie sind zufrieden. „Wenn du’s warm und weich hast, tust du am klügsten, wenn du vor dich hindöst und schweigst und nicht über die unangenehme Zukunft nachgrübelst. Miau!“, sagt der Kater gleich in der ersten Szene zum potentiellen Drachentöter Lanzelot. Nicole Hollatz „Der Drache“ hat am 5. Juli Premiere, 13 Vorstellungen sind geplant. Am 2. August ist die Wiederaufnahmepremiere von Hugo von Hoffmannsthals „Jedermann“ in der dann inzwischen fünften Spielzeit. Karten gibt es in der Tourist-Information Wismar, unter Tel. 0151/17685073 oder im LN-Ticketshop: www.tickets.ln-online. Termine unter www.klassikertage-wismar.de. LN

Wismar - Eine bitterböse und politische Märchenkomödie