Gelungen: Lübecker Sommeroperette erzählt die Geschichte von „Lili Marleen“

„Lili Marleen“ ist eines der Lieder, das wohl jeder kennt. Die Geschichte dieses Liedes und seiner berühmtesten Interpretin Lale Andersen aber ist weniger bekannt. Konrad Dittrich hat aus diesen Geschichten ein Musical gemacht, das 2006 an Bord des Kreuzfahrtschiffes MS „Deutschland“ uraufgeführt wurde. Michael P. Schulz hat es jetzt für seine Lübecker Sommeroperette im Geisler-Theater in Szene gesetzt – ein voller Erfolg. Lale Andersen erhielt Berufsverbot: Denn es war ein Abend, an dem man nicht nur viele bekannte Lieder rund um die Themen Seefahrt und Sehnsucht hören konnte. Man konnte viel lernen über die schwierigen Umstände, in denen Lale Andersen zum Weltstar wurde, weil „Lili Marleen“ jeden Abend während des Krieges vom Soldatensender Belgrad gesendet wurde. Soldaten aus allen Armeen hörten zu, es herrschte drei Minuten Feuerpause. Propagandaminister Joseph Goebbels hasste dieses Lied und seine Sängerin ebenso, Lale Andersen erhielt Auftrittsverbot und musste damit rechnen, verhaftet und in einem Konzentrationslager interniert zu werden. Auch die Sprache war vorzüglich: Konrad Dittrich vermittelt die Historie von Lied und Sängerin als Erzählung und in kleinen Spielszenen. Mona Hermes und Michael P. Schulz sangen und spielten 36 Lieder von „Lili Marleen“ bis zur Ballade der Seeräuber-Jenny aus der „Dreigroschenoper“ vorzüglich. Ein Nierentisch, ein Sessel, ein Garderobenständer und – natürlich – eine Laterne reichten, um Atmosphäre zu erzeugen. Begleitet vom großartigen Pianisten Sven Fanick überzeugte Mona Hermes durch Textverständlichkeit und viel Ausdruck. Sie sprach auch ausgezeichnet. Ein unterhaltsamer zweistündiger Abend, der auch nachdenklich machte. Sehr sehenswert. Nächste Termine: 2. Juni, 3. und 5. Juli um 19.30 Uhr, Karten unter 0451/69813 Von Jürgen Feldhoff