Hans Blumenberg: Der unsichtbare Philosoph

Es gibt nur ein einziges offizielles Foto von Hans Blumenberg, die Aura der Unnahbarkeit gehörte zur Selbstinszenierung des Philosophen, wie Rüdiger Zill erklärte, dessen große Blumenberg-Biografie im Sommer erscheint. Zill erläuterte in seinem Vortrag die Arbeitsmethode Blumenbergs mit erstaunlichen Beispielen. 1954, ganz zu Beginn seiner beruflichen Tätigkeit, hielt Blumenberg in Bargteheide Vorträge über philosophische Anthropologie bei Fortbildungsveranstaltungen für Postbeamte (das gab es damals noch!). Philosophische Geschichten: Thesen, die er in seinen Vorlesungen aufstellte, sind in Blumenbergs umfangreichen Nachlass erhalten geblieben – denn Hans Blumenberg war, so Zill, auch ein penibler Dokumentarist seiner Lese- und Schreibtätigkeit. Und so lässt sich nachweisen, dass besagte Thesen 1975 in der Publikation „Die Genesis der kopernikanischen Welt“ wieder auftauchten. Blumenberg arbeitete so auch mit Zitaten: Er setzte sie zu neuen philosophischen „Geschichten“ zusammen. Übersetzungen ins Französische: Der Journalist und Übersetzer Denis Trierweiler hat Schriften Blumenbergs ins Französische übersetzt. Ohne allzu große Mühen, im Vergleich zu Heidegger etwa, sagte Trierweiler. Ein Verkaufserfolg wurden die französischen Übersetzungen dennoch nicht, deutsche Gegenwartsphilosophie werde in Frankreich vor allem durch die Antipoden Heidegger und Habermas wahrgenommen. Abends wurde der Film gezeigt: „Der unsichtbare Philosoph“ heißt der Film von Christoph Rüter über Hans Blumenberg, in dem sich der Regisseur auf die Spuren des Philosophen begeben hat und der am Abend im ZKFL gezeigt wurde. Zill spielte Tonaufnahmen Blumenbergs vor, in denen er auf einer Stenorette, einem Kassetten-Aufnahmegerät, seiner Sekretärin Manuskripte diktiert hat. Mit allen Satzzeichen, mit dem Buchstabieren kompliziert zu schreibender Namen und allen Kleinigkeiten, die auch mit der Tücke des Aufnahmegerätes zusammenhingen. Das war einerseits amüsant, zeigte aber auch die Bandbreite des Blumenberg‘schen Denkens. Und man bekam einen Eindruck davon, welch glänzender Redner der Philosoph war. Die Reihe wird am 28. April im Katharineum fortgesetzt. Lesen Sie auch: Hans Blumenberg – ein großer Denker aus Lübeck Nordische Filmtage: Die schwierige Heimat des Hans Blumenberg Nachrichten zur Kultur im Norden finden Sie hier Von Jürgen Feldhoff

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