In das Schloss Bothmer ist moderne Kunst eingezogen

Ungewollt gerät der Titel der 30. Landesschau des Künstlerbundes Mecklenburg-Vorpommern wie ein Corona-Kommentar, aber er war bereits im vergangenen Jahr entstanden. „Respice Finem“ bedeutet „Bedenke das Ende“ und nimmt zunächst Bezug auf das Lebensmotto von Hans Caspar von Bothmer (1656 bis 1732), der Schloss Bothmer errichten ließ, aber die Fertigstellung selbst nicht mehr erlebte. „Was du auch tust, handle klug und bedenke das Ende“ – so lautet der vollständige Leitsatz – ist heute noch vieldeutig und weit auslegbar. Der Zusatz „play, stop, rewind“ soll das Bothmer’sche Hausmotto in die Gegenwart holen. Fundstücke werden zu Fabelwesen: Die Künstler befassen sich mit Themen wie Leben, Tod, Endlichkeit und auch besonders mit dem verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur. Klaus-Dieter Steinberg hat sein Werk „Hinterlassenschaften“ genannt, eine raumhohe digitale Bildcollage, die einen Astronauten in einer fiktiven Marslandschaft zeigt. Obwohl der Heimatplanet Erde in Flammen aufgeht, hat der Astronaut seine Verhaltensmuster nicht geändert und hinterlässt auch auf dem Mars Zivilisationsmüll. Susanne Gabler und Petra Steeger haben das Werk „Look at me“ konzipiert. Die beiden Künstlerinnen haben ganz unterschiedliche Fundstücke zu einem grotesk wirkenden Fabelwesen recycelt. „Respice Finem – play, stop, rewind“ heißt die 30. Landesweite Kunstschau 2020 des Künstlerbundes Mecklenburg und Vorpommern auf Schloss Bothmer, 23948 Klütz, Am Park. Zu sehen sind die Kunstwerke vom 22. August bis zum 11. Oktober. Öffnungszeiten: Im September dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, im Oktober dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Eintritt ist frei. Dreck wird unter den Rasen gekehrt: Susanne Gabler hat weiterhin eine ortsbezogene Installation im Außenraum platziert, sie befasst sich mit dem Anstieg des globalen Meeresspiegels. Den menschengemachten Klimawandel kommentiert auch die Arbeit „Next Level Shit“. Janet Zeugner hat im Schlosspark ihre Installation „Unter den Rasen kehren“ ausgestellt – auch dies ist ein Kommentar zur Umweltzerstörung. Unter dem Kunstrasen liegen symbolisch Dinge, die wir gern bewusst wegschieben oder unbewusst verdrängen, auch mal gern unter den Teppich kehren. So finden sich viele künstlerische Kommentare zum Thema Umweltzerstörung. Auch Gäste aus Schleswig-Holstein sind vertreten: Es gibt im Schloss Bothmer und den Außenanlagen viele Orte, um die Kunst zu präsentieren: der westliche Pferdestall, die Kutschenremise, der Medienraum und schließlich der Schlosspark. Noch vielfältiger sind die künstlerischen Handschriften: In einer derart großen, vielfältigen und interessanten Werkschau zeigt der Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern Arbeiten, die eine immense Bandbreite haben: Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie, Video und Installationen. Mit Sabine und Christian Egelhaaf aus Mustin sind auch zwei Künstler aus Schleswig-Holstein vertreten, sie präsentieren Außenarbeiten im Park. Und auch Besucher aus Schleswig-Holstein können sich die vielfältige Schau bald ansehen: ab 4. September sind Tagestouristen wieder erlaubt. Lesen Sie auch Künstlerhaus Schloss Plüschow feiert Eröffnung der Ausstellung „On Fire“ Lübeck wird mit Kunst bepflastert Sonderausstellung von Manaf Halbouni in der Kunsthalle St. Annen: Ein Sachse auf der Flucht Von Thorsten Czarkowski