Lübeck: Keramik und Malerei von Cathy Fleckstein und Corinna Oestereich in der Galerie Noffke

Mit feinem Gespür hat die Galeristin Claudia Noffke zwei Künstlerinnen zusammengebracht, die bislang noch nie zusammen ausgestellt haben: Cathy Fleckstein und Corinna Oestereich, beide Mitglied im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, verbindet das Grafische in ihren Arbeiten. Es gibt Risse, Linien, Brüche. Sichtbare Spuren, die nicht verstören, sondern ein selbstverständliches Vorhandensein an den Tag legen und freundlich ermuntern, die Augen auf Entdeckungsreise zu schicken. Wenn Farbe explodiert: Beide Frauen entlehnen die Farbigkeit ihrer Kunstwerke bei Himmel und Erde: Blau, Schwarz, Braun, vertreten sind Töne von Küstensand. Überraschend explodiert manchmal eine Farbe. Wie in Corinna Oestereichs Bild „Eisenoxid“: Es leuchtet in glühendem Rot und zieht die Blicke auf sich. Die Ausstellung in der Hüxstraße 72 läuft vom 25. März bis zum 29. Mai 2021. Sie ist unter Corona-Bedingungen jeweils donnerstags bis sonnabends von 12 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Telefon: 0451 – 709 977 66. Info: www.galerieacnoffke.de Die Gluthitze, die dieses Bild widerspiegelt, herrscht tatsächlich in dem Brennofen von Cathy Fleckstein. Bei 1280 Grad Celsius übergibt sie die nach ihren Vorstellungen geformte, mit Oxiden und Farbpigmenten behandelte weiche Masse einem Prozess, der einer Metamorphose gleicht: Es entsteht ein fester Stein. Cathy Fleckstein: „Eine Verwandlung.“ Die von ihr losgelassenen, „befreiten“ kunstvollen Gegenstände haben die Gestalt von Platten, Kegeln, Stelen oder Gefäßen. „Meine Anregungen hole ich mir meist aus der Natur,“ sagt sie. Liebhaber in Japan und den USA: Die 1955 in der Nähe von Straßburg geborene Künstlerin hat nach einem Studium der Germanistik und Romanistik umgesattelt. Auf Umwegen habe sie sich ihren „Herzenswunsch“ erfüllt. Die Elsässerin studierte bei Johannes Gebhardt, dem damaligen Leiter der Keramik-Klasse der Muthesius-Kunstschule, schloss 1980 ihr Studium mit Diplom ab. In den vergangenen vier Jahrzehnten entwickelte sie im Umgang mit Ton ihre ganz spezifische Sprache. Mit Erfolg – ihre Arbeiten finden nicht nur hierzulande auf Ausstellungen oder als Kunst am Bau Beachtung, sondern fanden auch Liebhaber und den USA und Japan. Lesen Sie auch Die Galerie AC Noffke in Ratzeburg trotzt dem Lockdown: „Jetzt erst recht“ Bildband über die Gesichter der Pandemie in Schleswig-Holsteins Kulturszene Bilder und Skulpturen in Schwarz und Weiß in Ratzeburg Ein Zyklus mit Hüllen, zwölf gleich große, schlicht mit hellem Holz gerahmte Bilder, in Dreierreihen übereinander gehängt, ist in der Ausstellung nahezu die einzige gegenständliche Arbeit von Corinna Oestereich. Die Malerin arbeitet seit Anfang der 1990er Jahre als freie Künstlerin. Sie entwirft abstrakte Landschaften auf unterschiedlichen Untergründen: Papier, Stoff oder verzinkten Stahlplatten. Wie Cathy Fleckstein beschränkt sie sich auf wenige Farben. Sie sagt: „Ich bin kein Grün-Gelb-Rot-Typ.“ Die Reduktion verleiht ihren Bildern eine ruhige Ausstrahlung, obwohl sie in sich voller Lebens-Linien sind. Die Malerin, 1957 in Hamburg geboren, gestaltet in grafisch-farbigen Mustern nicht zu verortende Gegenden im Zusammenspiel von gereinigtem weißem Wachs, Farbpigmenten und Gravur. Je nachdem grundiert sie ihre Bilder zunächst mit Wachs und trägt anschließend die Farbe auf, oder sie vermischt von vornherein Wachs mit Farbe, wodurch nicht kontrollierbare Farbverläufe, zarte Linien und tiefere Furchen in unterschiedlicher Farbintensität entstehen. Corinna Oestereich ist bekannt durch zahlreiche Ausstellungen im Norden, mehrfach waren ihre Arbeiten auf der Nord Art ausgestellt. Ihre Bilder werden von Sammlern geschätzt. Von Dorothea Kurz-Kohnert